Sonntag, 18. Juni 2006

16:43 Uhr

Japan - Kroatien 0:0

Alle die Leute
schlafen am Tage wohl jetzt -
der Vollmond leuchtet!

[Matsunaga Teitoku]

Lebensweltrationalisierung



„Wenn alle Tage im Jahr gefeiert würden, wäre Spiel so lästig wie Arbeit“ wusste schon der Meister William Shakespeare auch ohne tägliches Vorrundengekicke. In die gleiche Kerbe schlägt auch Aristoteles, wenn er mich mahnend zur Ordnung ruft: „Das Lernen ist kein Spiel, sondern eine ernste Mühe“. Ich will ja kein Spielverderber sein, wenn aber das Spiel ins Verderben führte?

Solchen Verdacht nährt auch meine Kranken Gesundheitskasse, die mir geschrieben hat, dass sie sich Sorgen macht:

„während die WM-Kicker bei der Jagd nach dem Leder massenhaft Kalorien verbrennen, gerät daheim die schlanke Linie schnell in Gefahr. Nur für den Torjubel verlässt der eingefleischte Fußballfan für wenige Sekunden sein Sofa - und ernährt sich ansonsten vier WM-Wochen lang hauptsächlich von Chips, Erdnüssen, Frikadellen und Bier.“
Und während ich noch zwischen Chips, Erdnüssen, Frikadellen und Bier die Webcam von denen in meinem Wohnzimmer meiner Südkurve suche, schlägt mir die Kranken Gesundheitskasse ungefragt vor:

„Ein entspannter Fahrradausflug, der in einem Biergarten mit Großbildleinwand endet, verschafft Ihnen den nötigen Bewegungsvorsprung (…) gerade bei den Nachmittagsspielen muss man die Snacks auch nicht immer mit einem Bier herunterspülen.“
Wenn die wüssten, dass ich Fußball gucken, kommentieren, Kommentare lesen und Spargel schälen muss, hätten die nicht so einen Blödsinn geschrieben sondern mich zum Krümelmonster Ernährungsberater von dem ganzen Krankenkasserl gemacht und ab dafür.

„Es ist der >Überschuß an Triebunbefriedigung<, der das Neugierverhalten in Gang hält, das allem Spiel zugrunde liegt.“
versucht sich Alexander Mitscherlich noch recht ungelenk an einer Spielanalyse der hölzernen Italiener. Aber für derlei Rückblicke hat in so einer dichtgedrängten Vorrunde doch kein vernünftiger Mensch Zeit. Als Lokalfan muss ich ja wohl oder übel die Japaner nochmals anfeuern, heute mit dem Altmeister Buson (in der Übersetzung von D. Krusche):

Langsam, Tag an Tag,
reihen sich aneinander
vergangene Dinge.

Hoffentlich nicht zu tiefsinnig für die japanischen Kicker. Nicht dass die am Ende vor lauter Grübeln gar nicht aus ihrer Hälfte kommen. Für mich ist auch der heutige Tag wieder der Suche nach dem normativen Kern gewidmet. Ich werde kleinere und hoffentlich auch größere Empiriebausteine eichhörnchengleich auf dem Marktplatz des Fußballspiels … ha ha ha happy birthday alter Düsseldorfer.

Und zum Abschluss gleichsam als Mantra für den Tag, den Japaner. alle Bewegungsfetischisten, alle Kranken und deren gesunde Kassen nochmals der Meister William Shakespeare:

"Wahrhaft groß sein heißt,
Nicht ohne großen Grund sich regen,
Doch einen Strohhalm selber groß verfechten,
Wenn Ehre auf dem Spiel."

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