Dienstag, 5. Dezember 2006

Als dem Max einmal Ernst wurde ...

Natürlich wäre heute ein guter Tag gewesen, um einmal Alexander Rodtschenko, Fritz Lang oder Alfred Manessier zu würdigen (in genau dieser Reihenfolge bitteschön). Die Tatsache, dass vor zwölf Jahren erstmals eine Harald Schmidt Show ausgestrahlt wurde, hätte mir willkommenen Anlass bieten können, einmal ausgiebig und natürlich sehr genüsslich das Thema „Fallhöhe“ im Drama dem Leser am plastischen Beispiel nahe zu bringen. Vielleicht sogar spöttisch noch so etwas wie „retardierende Momente“ zu skizzieren. Auch Günther Grass hätte - wieder einmal böswillig versteht sich - Erwähnung finden können, weil er heute vor zwei Jahren einen Autorenzirkel begründete und mich - obwohl ich sogar an diesem Tag in der Stadt war (!) – nicht eingeladen hat!! Ich hätte noch ein Wortspiel angebracht, dass mir wohl die SS-Erfahrung fehle (das war jetzt nicht das Wortspiel, das ist ein Konjunktiv, verehrte Leserschaft!) und dann very sophisticated auf ein Zeit-Interview so angespielt, dass mindestens der grösste Teil der Leserschaft hätte denken mögen: Potztausend, dieser wortgewandte Buster wieder! Bildungsferneren hätte ich empfehlen können, dass aus Anlass des Endes der Prohibition in den USA ein ausgiebiger Kneipenbesuch mehr als gerechtfertigt sein würde.

Wäre, hätte, könnte, würde … habe ich aber nicht.

Ich aber habe heute – ohne jedweden historischen Bezug – habe ich heute also in Brühl in dem nicht nur der Dicke, sondern auch der selten ernste Max geboren wurde und dem dort ein Museum gewidmet ist, ebenjenes besucht das im Übrigen von der Stadt verkauft werden wird, weil (sehr gut bezahlte) Berater herausgefunden haben wollen, dass Kulturlosigkeit sich auszahlt. Solch gut-dotierte Kurzsichtigkeit ist wohl nur den Gewissenlosesten Kretins gegeben. Zu sehen sind dort - weltweit einmalig – über 70 seiner Skulpturen, die D-Paintings, weitgehend das gesamte graphische Werk und natürlich auch Malerei.

Bevor Sie nun aber – hochverehrte mehrtausendköpfige Leserschaft – sofort Kind und Kegel in den allzeit bereitstehenden Familienvan scheuchen um zur nachtschlafender Zeit zum Museum aufzubrechen (jaja: Die Tage (er-)kläre ich das mal mit dem „Kind und Kegel“, so kurz vor dem Fest der Liebe muss das sein). Also jedenfalls bevor Sie nun aufbrechen, lesen Sie bitte dringend noch folgende Ratschläge:

Für einen gelungenen Museumsbesuch benötigen Sie:
1) Eine Leiter: Sofern Sie nicht über rund drei Meter Körpergröße aufweisen, werden Sie sonst Schwierigkeiten haben die höher aufgehängten Exponate zu betrachten.
2) Eine Grubenlampe, Stirnlampe und eine Hochleistungshalogenleuchte: Vermutlich um Stromkosten zu sparen, wurde auf Beleuchtung der Exponate weitgehend verzichtet.
3) Ein Nachtsichtfernglas als Reserve, falls „das Personal“ Sie darauf hinweist, dass im Museum keine Hochleistungshalogenleuchten verwendet werden dürfen.
4) Eine Sonnen- oder Gletscherbrille: Vereinzelte Leuchten sind im Gegenzug so angebracht, dass Erblindung droht.
5) Geeigneter Hörschutz falls Sie nicht interessiert, wie hoch die Temperatur und Luftfeuchtigkeit in jedem Raum oder das Kochrezept für das eifeler Sauerkrautsüppchen ist.
6) Einen Klapphocker.
7) Einen guten Orientierungssinn.
8) Eine ordentliche Portion Gelassenheit (So kann es gut sein, dass in einem Raum „Jahre in Amerika“ kein einziges Exponat aus dieser Zeit aus diesem Land ausgestellt wird - Entscheiden Sie bitte selbst, ob das jetzt Rheinland oder Surreales ist).
9) Und vor allem: Ein ordentliches französisches (und besser: auch noch englisches) Wörterbuch, sollten Sie nicht - wie ich - mit einer bezaubernden und sprachgewaltigen Französin dieses Museum besuchen. Die Übersetzungen sind, um es einmal vorsichtig zu formulieren, vermutlich vom gleichen Kretin vorgenommen worden, der empfiehlt, dass sich Kulturlosigkeit auszahlt.

Also jezz mal unter uns: Gehn Se da hin, lohnt sich wirklich und ab demnächst auch noch mit Augenhöhe und dem frühen Klee und so … aber ein bisserl Verbesserungspotential ham se da schon noch, echt jezz.

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