Mittwoch, 13. Dezember 2006

In den letzten Tagen der Menschheit

„Der ist ein großer Schweinehund,
dem je der Sinn für Heine schwund“

schrieb Erich Mühsam in seinen ‚Schüttelreimen’ über Geburtstagskind Nummer eins. Nach anderthalb Jahren Amtszeit tritt dagegen der allen völlig unbekannte Vorsitzende des größten SPD-Landesverbandes zurück. Der Unbekannte will jetzt doch lieber ein bekannter Anwalt werden. Und das Geburtstagskind kommentiert

„Das ist schön bei uns Deutschen; keiner ist so verrückt, dass er nicht einen noch Verrückteren fände, der ihn versteht.“ [H. Heine: Die Harzreise]

Über die Autobahnvignette muss gar nicht mehr geredet werden, sie ist mal wieder vom Tisch noch ehe sie auf ihm war und sogar Nietzsche redet mal nicht nur über sich, das hat doch was:

„Den höchsten Begriff vom Lyriker hat mir Heinrich Heine gegeben ... Er besaß jene göttliche Bosheit, ohne die ich mir das Vollkommene nicht zu denken vermag ... Man wird einmal sagen, dass Heine und ich bei weitem die ersten Artisten der deutschen Sprache gewesen sind ...“

Schrieb Friedrich auch über Geburtstagskind Nummer eins. Die Bunzregierung verliert einen Rechtstreit in dem es darum ging, dass, wenn schon sie die Nichtraucher nicht schützen will, es sonst gefälligst auch keiner tun darf. Und natürlich ist es so, dass, wo es ein Geburtstagskind Nummer eins gibt, es meist auch eines Nummer zwei gibt und das, verehrte unzählbare Leserschaft, ist nicht minder anbetungswürdig und hat im übrigen den Heinrich-Heine-Preis 2004 viel zu spät und sehr zu recht eingestrichen.

Vier Schenker nah´n sich
bilderschwer –
wer schenkt Dir was,
was wünscht Dir wer?

Der erste sitzt am
Musenhort –
der wünscht das Wort
der wünscht das Wort

Der zweite greift nach
hoher Blum –
der wünscht Dir Ruhm
der wünscht Dir Ruhm

Dem dritten krault ein Weib
die Brust –
der wünscht Dir Lust
der wünscht Dir Lust

Der vierte dringt gleich
in sie ein –
das wird der
Reimverdränger sein.

[R. Gernhardt: Deutung vierer Miniaturen
aus der Manessischen Handschrift]

Am Sonntag, 17. Dezember 2006, zu nachtschlafender Zeit, wird ihm im Nordwestradio ein Hommage-Feature gegeben, vielleicht ist’s auch ein Feature zu einer Hommage, ich kenn mich da nicht hinreichend genug aus. Und als ob nicht alles schon bedeutungsschwer genug wäre, jährt sich heute zum 88 Mal der Jahrestag an dem der Vorabdruck „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus Jahren in der „Fackel“ erschien.

“Die Handlung, in hundert Szenen und Höllen führend, ist unmöglich, zerklüftet, heldenlos wie jene Leute, die unter der Menschheit gelebt und sie überlebt haben. Sie sind als Täter und Sprecher einer Gegenwart, die nicht Fleisch doch Blut, nicht Blut doch Tinte hat, zu Schatten und Marionetten abgezogen und auf die Formel ihrer tätigen Wesenlosigkeit gebracht.“ [Karl Kraus: Die letzten Tage der Menschheit, Vorwort, 1918]

Also mal unter uns: Wozu brauche ich Winterreifen und einen Frisörtermin?

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Laura Kinderspiel - 12. Nov, 11:30
wow..
..echt "hot" diese Sonnenblumen.. seit langem die beste...
jump - 6. Sep, 11:53
Danke
Danke
huflaikhan - 28. Aug, 08:25
Ich mag sowas ja sehr...
Ich mag sowas ja sehr gerne lesen, vor allem richtig...
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BusterG - 17. Dez, 00:23
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BusterG - 17. Dez, 00:21

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