Mittwoch, 12. November 2008

Der Lack malt selbst etwas

richter_foto

[Gerhard Richter: 20. Nov. 1999, Öl auf Farbfotografie]


Übermalte Fotografien
, fast 500 aus überwiegend privaten Sammlungen zusammengetragen, von Richter selbst gehängt. In sechs ganz unterschiedlichen Techniken wird Farbe auf Fotos aufgetragen, ringt da die Fotografie mit der Malerei, zwei völlig unterschiedliche Bildformen, Gegensätzlichkeiten: Das Foto liefert einen trügerischen Realismus da es doch „nur“ illusionistisch ist, während die aufgetragene Farbe sich als materielle und greifbare Realität vermittelt.

Es entsteht eine sehr fruchtbare Ambivalenz von Realismus und Ungegenständlichkeit, Wirklichkeit und Schein werden bei Richter austauschbar, das Darstellungsmittel Foto ist ebenso realistisch wie scheinhaft, Die Farbe ist abstrakt und real zugleich. Vermeintliche Wirklichkeit und Realität, Richter spricht von „zwei Realitäten“, Fotografie und Malerei, ein Dialog der Gattungen, der mal als ein Ringen um Vorherrschaft, dann wieder als ein sich ergänzen und widerspiegeln ausfällt.

In den 1980er Jahren hat Richter begonnen Farbe auf Fotografie aufzutragen. Die Grundlage dabei bilden private Schnappschüsse auf handelsüblichen Fotoabzügen im Format 10 x 15 Zentimeter, ganz offensichtlich ist Richter ein leidenschaftlicher Fotograf und um so erstaunlicher ist es, wie handwerklich schlecht viele Fotografien sind. Sie erscheinen in ihrer Ästhetik banal, was noch dadurch unterstrichen wird, dass auch nach der Veredelung die künstlerischen Arbeiten zumeist nur lapidar mit einem Datum betitelt sind.

Und es zeigt sich wieder einmal: Richter kann unglaublich virtuell und unaufgeregt mit Farbe umgehen und erzeugt eine subtile und gleichzeitig überwältigende Sinnlichkeit, die in dieser Form in der zeitgenössischen Kunst seinesgleichen sucht. Die unglaublich verführerischen Bilder, strahlen gerade aufgrund ihrer geringen Größe und der Farbkomposition etwas außergewöhnlich Kostbares aus, wecken immer wieder surreale Assoziationen vielschichtige Emotionen beim Betrachter, der so in den Dialog einbezogen wird:

„Ich war entzückt von den Farben der Übermalung und des Bildes darunter, und als ich mit der Betrachtung fortfuhr, wurde ich wehmütig, traurig, amüsiert, verwirrt, erstaunt, und manchmal überkam mich ein Gefühl eines schmerzlichen Verlusts. Einige Male habe ich laut gelacht. Ich war die ganze Zeit fasziniert.“ beschreibt Siri Hustvedt in ihrem Essay im Katalog ihre Empfindungen wo Richter nur lakonisch anmerkt: „Der Lack malt selbst etwas, und ich muss nur aufpassen, bis es schön wird.“

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Laura Kinderspiel - 12. Nov, 11:30
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