moribund

Samstag, 2. September 2006

Orte des Grauens (Teil 2) ...

… Britta ist blond und ganz in Schwarz gekleidet. Die sehr roten Pumps verleihen ihr etwas Fischreiherhaftes. Sie ist Friseuse, nein Friseurmeisterin und Inhaberin des Aquariums in dem ich etwas verlegen sitze. Ihr Meisterbrief von 1990 hängt an der Wand hinter Glas. Schräg gegenüber eine ältere Dame im hellblauen Kostüm der Britta zahllose grüne, rote und blaue Lockenwickler ins frisch gewaschene Haar dreht bevor sie die Kundin unter einer riesigen schwarzen Trockenhaube geschäftig verbirgt. Mir gegenüber sitzt eine wasserstoffblonde, junge Frau mit Strähnen unbekannter Farbe da noch in Stanniolpapier. Sie raucht angestrengt, telefoniert lautstark auf Türkisch und trinkt Kaffee mit fünf Stück Zucker während Muhad sich bemüht, ihren Damenbart haarweise mit einem Bindfaden zu entfernen. Sie trägt mit sehr bunten Perlen bestickte sehr weiße Cowboystiefel mit denen sie mir hin und wieder auf die Füße zu treten sucht. Mehmed kommt die Wendeltreppe herunter, direkt auf mich zu, sein ausdrucksloses Gesicht verzieht sich zur Grimasse, sobald er mich erblickt hat …

Freitag, 1. September 2006

Orte des Grauens (Teil 1) ...

Der Raum hat keine zwanzig Quadratmeter, drei Wände sind bodentief verglast. An der einzigen fensterlosen Wand stehen drei Stühle vor Spiegeln, noch zwei Stühle stehen mitten im Raum sich gegenüber, ein Spiegel dazwischen. Ich sitze auf einem davon. Aus dem Spiegel starrt mich eine verzerrte Fratze an, die entfernte Ähnlichkeit mit mir hat ...

Donnerstag, 3. August 2006

Heute brutalstmöglich mit Knüppel geschlagen ...

... vom semmel, der sich doch eigentlich zu gut sein sollte für solche brutalen, menschenverachtenden Stöckchengeschichten. Sein Motiv bleibt dabei ebenso zwielichtig wie undurchsichtig. Ist’s noch immer der Neid auf den Tippertitel, den ich souverän ganz ohne Testoseronpflaster am Hodensack errungen habe? Die Verbitterung im Remstalexil altern zu müssen während ich im Rheinland die Sau durchs Bundesdorf treibe? Oder ist’s gar seiner jährlichen Schaffenskrise geschuldet?

Einem König jedenfalls, zeugt man Achtung, Höflichkeit, Respekt (hier bitte beliebige weitere Primär- und Sekundärtugenden einsetzen). Man gibt ihm den Zehnten (das waren Niedrigsteuerzeiten in der guten alten Monarchie damals). Man räumt ihm das Recht der ersten Nacht ein. Und wenn er alles in Schutt und Asche gelegt hat, lässt man ihn bei den Oranjes Holzhacken.

Aber nie. Nie! Niemals wirft man ihm Stöckchen zwischen die grazilen mit blauem Blut durchflossenen alabasterfarbenen Aristokratenbeinchen, die keck aus dem Saum des mit Hermelin bordürten Brokatmantel hervorblitzen. Ich hasse diesen Kettenstöckchenscheiss!

Warum bloggst du?
Ich war jung und brauchte das Geld und alle Freunde sagten, das gehe schon in Ordnung, das machen alle …
Die Lust sich teilweise öffentlich zu machen, ein therapeutisches Moment sicher auch und der neumodische Irrglaube, dass Dinge unwichtig werden, wenn sie erstmal im Internetz stehen. So eine Persönlichkeitsstörung.

Seit wann bloggst du?
In einer geschlossenen Community seit rund zehn Jahren. Öffentlich seit 2001, aber dankenswerter Weise nicht mehr online. Noch zu lesen seit 2004.

Selbstporträt
Ich bin hässlich, dick, aber älter aussehend und neige zum Schuldwahn.

Warum lesen deine Leser deinen Blog?
Ich weiß es nicht. Ich weiß auch nicht wirklich, warum ich so viele Mails täglich bekomme.

Welche war die letzte Suchanfrage, über die jemand auf deine Seite kam?
Die letzte Anfrage war „Schwanz Sperma Sex“ und der Besucher landete mit 100% Treffergenauigkeit bei Baudrillard.

Welcher deiner Blogeinträge bekam zu Unrecht zu wenig Aufmerksamkeit?
Ich schreibe keine Einträge um damit Aufmerksamkeit zu bekommen.

Dein aktuelles Lieblings-Blog?
Ich habe kein Lieblings-Blog, es hängt immer von der Tagesform ab.

Welchen Blog hast du zuletzt gelesen?
Das von fool for food weils heute wieder nur so breiartiges Krankenhausfutter gibt.

Wie viele Feeds hast du gerade im Moment abonniert?
So was Neumodisches mache ich nicht.

An welche vier Blogs wirfst du das Stöckchen weiter und warum?
An Firewall’s Weblog, weil der Minimarkt in der Tanke heute seinen 25. Geburtstag feiert und das kleine Nachbarländchen aus nix als Tanken besteht. An Frau Schnatterliese, weil sie Urlaub hat und nicht immer nur im Freibad rumsitzen soll. An Malte im Fooligan, wegen Achselschweiss-Content und für die skrupellose Offenlegung der Hodensackprobleme in der Familie Landis. An Quirinus, weil er Falschspiele wirklich gut verderben kann.

Wer von den vier Getroffenen eine völlig unästhetische graphische Darstellung füttern will, mag bei irgendeinem "Don" mit meiner ID 1211221232212311 weitere Blätter anfügen. Die ganz Unvorsichtigen schauen sich ja andere Beiträge an, aber so willensstark bin heute nicht zumal DAS PERSONAL die grade wochenlang erstreikte Lohnerhöhung derzeit an der Hafenmauer von Havanna versäuft und dabei eine dieser dicken Zigarren raucht, die von kaffeebraunen kubanischen Schönheiten auf ihren bronzefarbenen Schenkeln handgerollt wurde während eine sehr alte Frau in der Zigarrenmanufaktur aus Jonathan Swift vorlas …

Montag, 31. Juli 2006

Erzählt mir nichts vom ...

KRIEG! Ich war in meinem Leben in Gebieten, die vom Krieg verwüstet waren, auch in Kriegen. Aber ich war bislang nie in der verzweifelten Lage, dass meine Freunde, Bekannte, meine Familie von Krieg bedroht waren. Ich weiß nicht wie es ist, wenn ich von Menschen fortgehe und hoffen muss, dass sie morgen noch leben.

Die Familie meines Schwagers lebt in Beirut, zwei gute Freunde ebenso und ein anderer Freund ist Kibbuznik im Norden Israels, bei Kiryat-Shmona - beschossen von Granaten aus dem Libanon derzeit und dennoch einer der wenigen, die noch zur geschmähten Friedensbewegung zählen und demnächst wahrscheinlich wieder im Gefängnis sitzen, weil er sich der Mobilisierung widersetzen wird. Alle schreiben sie mir Mails. Ich schreibe zurück „Ich verstehe“ und verstehe dennoch nichts, keinen und niemand.

Paul und Jean, meine Freunde, wie auch meine Verwandten in Beirut sind keine Anhänger der Hezbollah. Sie schreiben mir, dass sich die Hezbollah in Siedlungen und Flüchtlingslagern versteckt und tote Zivilisten im Libanon bewusst einkalkuliert. Dass die Hezbollah fast ausschließlich israelische Zivilisten angreift und nur in Ausnahmen Soldaten ja sogar, dass die Hezbollah Flüchtlinge daran hindert, in den Norden zu ziehen.

Aber dennoch: Viele Bomben fehlen jetzt nicht mehr zum Schulterschluss zwischen Hezbollah, Sunniten, Christen, meinen Verwandten, meinen Freunden: Was war das für eine vertane Chance im Libanon, die letzten Jahre. Hätte sich jemand nur ernsthaft dafür interessiert, der nicht gleich amerikanische Wirtschaftsinteressen vertreten hätte.

Wie schwer ist das in Israel Kinder im Schutzbunker zu sehen und wie schwer ist es die Toten im Libanon und Gaza zu sehen. Wie nahe liegt es, in so einem Konflikt, sich auf die Seite des vermeintlichen Schwächern zu stellen gegen eine High-Tech-Armee mit der besten Kampferfahrung der Welt. Diese israelische Armee aber, kann diesen Krieg nie gewinnen sondern sich nur aussuchen, wie sehr sie ihn verliert. Die israelische Armee hat die Hezbollah erschaffen, stark gemacht und macht die Hezbollah stärker und stärker mit jeder Bombe die sie abwirft.

Der Libanon war ein unglaublich schönes Land: Ich war vormittags in den schneebedeckten Bergen und keine drei Stunden später am Sandstrand, anderntags in der Wüste und hörte abends in einem Konzertsaal Schostakowitsch. Nach dem letzten Angriff, vor nicht mal zehn Jahren, kamen aus Kana sieben Selbstmordattentäter nach Israel um zu streben, wie viele kommen diesmal?

Zu Kana wurde einst

Zu Kana wurde einst
Wasser zu Wein
Im Heiligen Land
Nun werden
Menschen zu Kollateralschaden
Im Blutigen Land
Zu Kana heute.

Dienstag, 25. Juli 2006

Der Minister für Verbraucherblabla empfiehlt

Da offene Kühltheken den konstant hohen Temperaturen nicht gewachsen sind,
und der Einzelhandel sich weigert diese durch geschlossene zu ersetzen,
weil dadurch der Umsatz sinken würde,
ist, zur Abwehr der nun vermehrt aufkommenden Salmonellen und Bakterien,
der Marinade des Grillguts immer eine Verschlusskappe Sagrotan zuzugeben
und das Fleisch gewissenhaft schwarz auf der offenen Holzkohle zu grillen!
Für die Gesundheit der Verbraucher hat zu keiner Zeit Gefahr …

Freitag, 21. Juli 2006

Früher (vor 56 Jahren) war ...

... Tuffi in Wuppertal.
Zugegeben: Ich mach das hier nur, um dem ganzen Katzenkontent mal was Gewichtiges entgegenzusetzen.

Mittwoch, 19. Juli 2006

die Welt zur Hölle machen

„Wir können heute die Welt zur Hölle machen, wir sind auf dem besten Wege dazu, wie Sie wissen.“
[Herbert Marcuse: Das Ende der Utopie]

So der vor 108 Jahren in Berlin geborene Herbert Marcuse zur Einstimmung. Heute erreicht mich folgende eMail von einem liebenswerten Kollegen, der eine Gastprofessur an der Universität in Beirut wahrnimmt:

„Heute Vormittag hat die israelische Luftwaffe erstmals die libanesische Hauptstadt Beirut angegriffen - Beirut ist nicht evakuiert. In der Nähe meines Büros schlagen Bomben ein, die Israelische Luftwaffe fliegt fortwährend Angriffe. Israelische Bodentruppen rücken im Süden des Libanon vor. Washington hat Israel grünes Licht für die Bombardierungen gegeben, bis die Infrastruktur der militanten Hisbollah-Bewegung zerstört sei, berichtete die Guardian heute unter Berufung auf britische Diplomaten. Die New York Times berichtete, Israel und die Vereinigten Staaten vereinbarten, dass die Bombardierungen von Hisbollah-Zielen noch eine zweite Woche dauern sollten. Anschließend werde US-Außenministerin Rice in die Region reisen, um sich für die Einrichtung einer 19 Kilometer breiten Pufferzone im Südlibanon einzusetzen. Von der israelischen Luftwaffe werden noch immer die Hauptverkehrsstrassen, auf denen die Zivilisten flüchten, bombardiert. Fast ein Fünftel der Bevölkerung des Libanon befindet sich zwischenzeitlich auf der Flucht. Bis heute wurden über 200 Zivilisten im Libanon von der israelischen Armee getötet. Ganze Dörfer wurden von der israelischen Luftwaffe dem Erdboden gleichgemacht. Ganz Libanon, dessen ganze Bevölkerung, steht aus israelischer Sicht für Hisbollah. Was hat dieser Krieg mit drei entführten israelischen Soldaten zu tun?“

Freitag, 7. Juli 2006

eMail von André Lamberti

Sehr geehrter Herr XXXX,

vielen Dank für Ihre offenen Worte bezüglich des Kommentars von Herrn Beckmann. In der Regel werden die Kommentatoren von einigen Zuschauern heftig kritisiert und von anderen ausdrücklich gelobt. Das ist auch bei Reinhold Beckmann der Fall, zu dem sich der größte Teil unserer Zuschauer positiv äußert. Wir werden Ihre Kritik an die zuständige Redaktion weiterleiten.

Mit freundlichen Grüßen
André Lamberti

für das ARD-Team zur FIFA WM 2006
http://sport.ard.de/wm2006/wm
www.sport.ard.de

+++
Stoppt Beckmann

Montag, 19. Juni 2006

Zweifel

Dr. Klaus Müller-Beck (COMPO-Zentrale) hilft mir heute wieder meine Bodenhaftung herzustellen, wenn er mir - ganz Mitglied des Rasenkonpetenzteams - ins fußballgeschädigte Ohr raunt: „der Rasen ist und bleibt die Bühne des Fußballs“. Präziser spricht man heute ja von der richtigen „Rasentextur“. Und für Sätze wie

„Vitanica verleiht dem Rasen einen bürstigen Charakter, so dass der Ball von der Rasennarbe besser getragen wird“
verkauf ich doch jederzeit Haus und Hof. Wenn auch Sie wissen wollen, ob Festuca arundinacea in Kombination mit Poa pratensis und Deschampsia cespitosa die Killer-Mischung ist, oder ob Deutsches Weidelgras (Lolium perenne) und die Wiesenrispe (Poa pratensis) der Mercedes für den Vorgarten ist, empfehle ich dringend den Besuch in der Rasenschule.

„In der Welt läuft so vieles schief“, notierte Bertrand Russell, „weil die Dummen immer so sicher sind und die Gescheiten immer Zweifel haben.“ Wer jetzt noch keine Zweifel hat sollte sich etwas Zeit nehmen für das

„musikalische Potpourri (…) mit harten Gitarrenriffs, messerscharfen Schülerblockflöten, fetten Grooves und feinstem Acapella-Singsang“
Die Welt zu Gast bei Freunden? Nee nee: Jetzt werden wir ungemütlich und singen zurück.

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Seit langen das beste...
Seit langen das beste Gedicht was ich gelesen habe....
Laura Kinderspiel - 12. Nov, 11:30
wow..
..echt "hot" diese Sonnenblumen.. seit langem die beste...
jump - 6. Sep, 11:53
Danke
Danke
huflaikhan - 28. Aug, 08:25
Ich mag sowas ja sehr...
Ich mag sowas ja sehr gerne lesen, vor allem richtig...
huflaikhan - 26. Dez, 16:15
Hatschi
... ok, bin wieder auf dem Boden der Tatsachen.. ;-)
jump - 17. Dez, 19:18
So weit!
Ja genau, also doch schon gar sooo weit ;-).
BusterG - 17. Dez, 00:26
Das ist in der Nordeifel:...
Das ist in der Nordeifel: Heimbach in Nebel und Sonnenschein.
BusterG - 17. Dez, 00:24
Geschätzte Wassertemperatur:...
Geschätzte Wassertemperatur: ca zwei Grad, also vielleicht...
BusterG - 17. Dez, 00:23
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BusterG - 17. Dez, 00:21
Natürlich ist das ...
... AUCH an Dich gewandt. Ich würde doch sonst nicht...
BusterG - 17. Dez, 00:21

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