wohlfeil

Freitag, 1. September 2006

Roll over Beethoven ...

Beethoven goes Podcasting.

Zum gestern gestarteten Bonner Beethovenfest gibts auf DW-WORLD.DE Audio-Dateien sowie ein ausgewähltes Manuskriptangebot: Vier Beethoven-Konzerte und drei Auftragskompositionen hier zum Herunterladen.

Dienstag, 4. Juli 2006

Blatterrepublik Deutschland

„Damit ein Ereignis Grösse habe, muss zweierlei zusammenkommen: der grosse Sinn Derer, die es vollbringen und der grosse Sinn Derer, die es erleben. An sich hat kein Ereigniss Grösse, und wenn schon ganze Sternbilder verschwinden, Völker zu Grunde gehen, ausgedehnte Staaten gegründet und Kriege mit ungeheuren Kräften und Verlusten geführt werden: über Vieles der Art bläst der Hauch der Geschichte hinweg, als handele es sich um Flocken.“ [Friedrich W. Nietzsche, Unzeitgemäße Betrachtungen, 1873]
Unstrittig ist, dass Wähler nunmehr ganz zum „Publikum“ mutiert sind, die aktiveren darunter führen ein Public-Viewing-Leben zwischen bunten Wimpeln, Pappbesteck und warmem Bier. Während der WM rechnen Parlamentarier bestenfalls zu einer Parallelgesellschaft jenseits der Matrix, die sich nicht hinlänglich integrieren wollen. Sie winken den Haushalt für das laufende Jahr, die Steuergesetzte und erhöhte Krankenkassenbeiträge durch als wären es englische Fanartikel die vor dem Ablauf des Verfallsdatums noch schnell auf dem Wühltisch unters Volk gebracht werden müssen.

Apokalyptische Rhetorik - von der Union bereits im vergangenen Wahlkampf durchkonjugiert - ist wieder da in alter Frische: Der „Exportweltmeister“ ist ein Sanierungsfall und die Merkel steht faktisch einem Entwicklungsland vor, das auch im Beiprogramm der WM teilzeitregiert werden kann. Nur noch eine Frage der Zeit bis die Regierungsgeschäfte an eine Interessengemeinschaft von DFB und FIFA übergeben werden. Coca-Cola hat Interesse bekundet, große Teile der Republik aufzukaufen um dort Coca-Plantagen und Trinkbüdchen zu errichten.

Freitag, 30. Juni 2006

"Fußball-" und "BRD-Patrioten"

Dass Mitmenschen, die sich eher zur politischen Linken zählen, bei der ganzen Fahnenschwingerei und der Patriotismusdebatte kein gutes Gefühl haben, überrascht nicht. Bei den Rechtsextremen herrscht jedoch nicht uneingeschränkte Freude über das Fahnenheer und es wird sehr kontrovers diskutiert. Vielleicht steht sogar eine Spaltung des Zeckbündnisses zwischen DVU und NPD ins Haus.

Jürgen W. Gansel, seit 2004 NPD-Abgeordneter im Sächsischen Landtag und im Bundesvorstand der NPD tätig, geht der Frage nach, ob es sich bei diesem Phänomen um „bloß patriotisch verbrämter Party- und Fußball-Hedonismus“ oder den „Beginn einer Re-Nationalisierung des gesellschaftlichen Lebens“ handelt. Zunächst proklamiert Gansel immanent vorhandene „nationale Leidenschaften, Sehnsüchte und Bedürfnisse“ die nicht länger unterdrückt werden können, wenn „die Herrschenden“ nicht einen galoppierenden Legitimitätsschwund weiter vergrößern wollen. Patriotismus „der Herrschenden“ soll die gesellschaftlichen Verhältnisse stabilisieren und hat Ablenkungscharakter:

„Den verarmenden Massen werden ein paar süße Aufputschbonbons in schwarz-rot-goldenem Wickelpapier hingeworfen und ihnen die Zugehörigkeit zum großen Ganzen vorgegaukelt, wo sie als Globalisierungsverlierer in Wirklichkeit doch längst abgeschrieben und ausgegrenzt sind.“
Der bekennende Nationalsozialisten Axel Reitz sieht im aufkommenden Patriotismus eine Fehlentwicklung:

„Überall keimt die schwarz-rot-goldene Sumpfblüte des Patriotismus auf, gedeiht im Morast der bundesrepublikanischen Gesellschaft und durchseucht langsam sämtliche Bereiche des öffentlichen Lebens.“
Gansel spricht vom „neuen Patriotismus“ der die Integrationsbereitschaft fördern soll:

„Der Fußball-Patriotismus integriert in der Tat jeden, dessen Deutschkenntnisse ihn dazu befähigen, bei irgendeinem Mitmigranten ein schwarz-rot-goldenes Tuch zu erwerben. Was mit der Schwarzenparade im Weiß der Nationalelf vorexerziert wird, klappt auf der tanzenden Straße sowieso. Hier werden selbst Neger zu deutschen Patrioten.“
Die NPD hatte die sich im Vorfeld der WM auf Spieler afrikanischer Herkunft ín der Deutschen Nationalmannschaft eingeschossen. Frank Schwerdt, seit den 60er Jahren in der rechtsextremen Szene aktiv:

„Es gehört zu den Eigentümlichkeiten der uns gegenwärtig aufgezwungenen multikulturellen Gesellschaft, dass in fast jedem Zusammenhang Quoten-Ausländer angeboten werden, um eben diese Zusammensetzung von Einheimischen und Ausländern als das Selbstverständlichste der Welt erscheinen zu lassen. Gerade bei den deutschen Profi-Mannschaften wird deutlich, wohin die Reise geht. Damit die Quoten-Ausländer auch in der deutschen Nationalmannschaft zu finden sind, hat man sich flugs um die deutsche Staatsbürgerschaft des dunkelhäutigen Gerald Asamoah bemüht und den ebenfalls dunkelhäutigen Bremer Patrick Owomoyela schubste man schnell noch in die Mannschaft.“
Gerhard Frey, der Vorsitzende der Deutschen Volksunion, ist wohl eher aus wahltaktischen Gründen bemüht um höchstens vorsichtige Distanzierung von den Spielern der Deutschen Nationalmannschaft und äußert Bedenken „gegen mehr oder weniger dunkelhäutige Spieler zu agitieren, um allzu engherzige politische Botschaften zu transportieren“.

Der Kernvorwurf von Gansel ist freilich, dass der „BRD-Patriotismus“ den Rechtsextremen das Monopol aufs Nationale streitig machen soll. „Die Herrschenden“ instrumentalisieren die Fußball-WM in diesem Sinne um das Ende der „jahrzehntelangen Entdeutschung der Deutschen einzuleiten“ und die „Deutschen zu ihrem Wesen zurückfinden zu lassen“, teilweise zumindest. Eine Erlöserrolle die im Weltbild von Gansel nur den „Nationalen“ zukommen darf und nur der Tatsache geschuldet ist, dass sich etwas ändern muss „damit alles beim Alten bleibt“. Etwas „BRD-Patriotismus“ soll den Nationalismus verhindern, bevor der „ganze morsche Systeme hinwegfegen“ kann.

Dennoch kann Gansel dem „BRD-Patriotismus“ vieles abgewinnen. Durch ihn ist der „nationale Gedanke nicht mehr diskreditierbar“, „aus der bisher verordneten Schmuddelecke geholt“ und schrittweise in politische Kontexte gesetzt. Sprich: Die Menschen werden leichter agitierbar für Nationalisten:

„Der gegenwärtige Fußball-Patriotismus hat – trotz seines trivialen und partyhaften Charakters – einen bislang nur unterirdisch wirkenden Normalisierungsnationalismus zutage treten lassen. Aus dem postnationalen Homo bundesrepublicanus wird wieder der aufrecht gehende Deutsche.“
Auch für Jürgen Schwab, der sich zwischenzeitlich von der NPD getrennt hat, sieht in den „Fußballpatrioten“ ideale Ansätze zur Agitation:

„Ich habe noch nie so viele und vor allem so viele junge deutsche Patrioten auf einem Haufen gesehen. Zeitgeschichte und somit deutscher Schuldkult interessiert diese Leute nicht.“
Zu hoffen ist, dass dieser Streit das Zweckbündnis zwischen den beiden größten rechtsextremen Parteien DVU und NPD zum Einsturz bringt, erste Forderungen zur Zurückhaltung werden in der rechtsextremen Szene laut.

Donnerstag, 22. Juni 2006

Am Tag als sie Ballkontakt aufnahmen ...

Frau Merkel will in dem ganzen Fahnenschwingen und Autokorsieren ein großes Potential für Deutschlands Zukunft entdeckt haben, ab dem Achtelfinale werden wir daher im Sinne des großen Ganzen alle zwangsgeschunkelt. Wir bitten um ihr Verständnis. Die Anzahl der Goleo-Käufe pro Spieltag ist ab heute wettbewerbsdifferenzierendes Merkmal, teilt die Verbraucherzentrale mit. Geschätzte Entfernung zum Endsieg: Vier. Individualdiagnose: Fernverärgerung durch notorische Arbeitsverweigerung bei gleichzeitigem VIP-loben (Stichwort: "Firlefranz" [Kristof]).

Ab Juli dann wöchentliche Autokorsi für alle vorgeschrieben bis zur Vollbeschäftigung, so Müntefering. Klaus Christian Kleinfeld, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG sieht hier einen neuen Megatrend und hat die Schaffung von mindestens 10.000 neuen Ausbildungsplätzen zum Digitalfahnenschwenker und –fahnenhalter an PKWs angekündigt. Der ADAC fordert den Bau neuer Autobahnen für Autokorsaren. Vertreter der FDP wünschen sich mehr Bürgerfreiheit für den täglichen Autocorso und Hitzlsberger für alle, Mitglieder der Grünen klagen Wahlfreiheit für Fahrradkorsi ein, das bunte BundesVerfassungsgericht berät noch in der Halbzeitpause. Die Partei LinkePDS fordert Opel Autos und Benzingutscheine für alle, damit auch sozial Benachteiligte Klose Waldmeister werden können. Frau Merkel prüft noch mal, ob der Deoroller sitzt und geht lachsfarben …

Sonntag, 4. Juni 2006

Verkehrsnachrichten

Frankfurt hat bekanntlich mehr Hochhäuser als mit Intelligenz versehene Bewohner. Was liegt daher näher, als die Hochhäuser als Projektionsfläche für grenzwerte Debilitäten wie die "Sky-Arena" zu nutzen?

Auch hier zählt offensichtlich das Motto: Hauptsache es ist knallbunt, tut so, als ob so eine Art „Konzept“ dahinter steht und kostet fett Kohle. Solche lokale Lichtblitze verleiten dann erfahrungsgemäß schnell den ein oder anderen Hinterbänkler Lokalpolitiker zu einem differenzierten „Statement“:

„Dass sowohl an diesem Wochenende als auch in den nächsten Wochen für die Sicherheit aller Besucher, Gäste und Fans gesorgt ist, hat gestern der hessische Innenminister Volker Bouffier (CDU) hervorgehoben. Die Polizei werde die Fans weltoffen und freundlich begrüßen, wenn nötig aber auch hart und konsequent durchgreifen. „Wer sich als Gast verhält, ist willkommen”, sagte Bouffier. „Wer das nicht tut, wird ganz schnell aus dem Verkehr gezogen.”“
Nun wurden ja vorschnell Hinz und Kunz eingeladen mit dem larmoyanten multi-kulti-Spruch „Die Welt zu Gast bei Freunden“. Als echter perfekter Gastgeber sehe ich mich daher genötigt einen Subtext- und Interpretationsfreien Verhaltenskodex mit sieben knappen Regeln zu proklamieren, der wohl im Wesentlichen den Erwartungen der 80 Millionen Gastgeber entspricht:

1) Du bist NICHT Deutschland, du bist Struntz: Hoffentlich hast du genug Bargeld bei dir. Ansonsten gilt: Klappe halten und mitschunkeln (falls wir betrunken genug sind dich zu lassen).

2) Du befindest dich im Land der Dichter und Denker: WIR sind hier die Leitkultur, hör auf Lärm zu machen, auch wenn du das für deine „Kultur“ hälst.

3) Es gibt keine No-Go-Areas: Du Gast solltest nur überlegen, ob es in allen Gegenden klug ist, abends eine dunkle Hautfarbe oder Schlitzaugen zu haben.

4) Als Gast solltest du bemüht sein, die Landessprache schnell zu erlernen. Nur gebrochen die erste Strophe unserer Hymne singen zu können, macht keinen wirklich guten Eindruck. WIR haben das 1954 fehlerfrei geschafft.

5) Während der Weh-Ehm beschützt dich dem Schäuble sein AWACS perfekt. Schäuble kann dich zwar nicht leiden, aber er muss das durchziehn. Falls das mal nicht klappen sollte: Maul halten, wegducken und Ball flachhalten! Vor und nach der Weh-Ehm werden Andere ja auch täglich verkloppt du Memme.

6) Als Gast sollte eure Mannschaft in KEINEM Falle anstreben den WM-Pokal mitzunehmen. Das schickt sich nicht! Unser Strafraum und vor allem das Tor ist definitiv eine No-Go-Area. Sag das deiner Mannschaft, wenn du ein echter Fan bist.

7) Solange Du die Füße in unserem Stadium, Kiosk, Hauptbahnhof, Restaurant, Hotel, Linienbus, Land(strich) breit machst gilt: Klappe halten und an Nummer eins denken!

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Seit langen das beste...
Seit langen das beste Gedicht was ich gelesen habe....
Laura Kinderspiel - 12. Nov, 11:30
wow..
..echt "hot" diese Sonnenblumen.. seit langem die beste...
jump - 6. Sep, 11:53
Danke
Danke
huflaikhan - 28. Aug, 08:25
Ich mag sowas ja sehr...
Ich mag sowas ja sehr gerne lesen, vor allem richtig...
huflaikhan - 26. Dez, 16:15
Hatschi
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jump - 17. Dez, 19:18
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Das ist in der Nordeifel: Heimbach in Nebel und Sonnenschein.
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Natürlich ist das ...
... AUCH an Dich gewandt. Ich würde doch sonst nicht...
BusterG - 17. Dez, 00:21

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