„Die radikale sprachliche Verknappung hebt er wieder auf durch freche, bedenkenlose Übersteigerung der optischen Bildsignale. Nur wer diese ‚Übersetzung’ nicht mitmachen will, hält dergleichen für eine blödelnde Parodie auf Bayerntümelei. Aber Achternbusch ‚tümelt’ nicht ¬ so wenig wie sein einstiges Vorbild Jerry Lewis, so wenig wie Karl Valentin oder Groucho Marx¬ so wenig wie Samuel Beckett. Der Verfahrensweise dieses Übervaters der Nachkriegsliteratur, der sich bekanntlich oft an Laurel & Hardy orientierte, scheint mir Achternbuschs Methode am nächsten zu sein.“
Schreibt Peter Buchka in der Süddeutschen über das Geburtstagskind und
der Gepriesene schreibt noch viel klarer:
„Das imperiale Gesetz dieser Welt ist Verständnis. Jeder Punkt dieser Welt muss von jedem anderen Punkt dieser Welt aus verstanden werden. Das hat zur Folge, dass jeder Punkt auf der Welt jedem anderen Punkt gleichen muss.“ [Achternbusch]
Das Zweite
Geburtstagskind ist im Ländle unvergessen und bekannt wie der häufig bemühte „bunte Hund“. Und weil er heute Geburtstag hat, der von „Häberle und Pfleiderer“, gehen mal bitte alle in Stuttgart Bad Cannstatt
Uff-Kirchhof rechts an den Kannen und dem Daimler vorbei und legen ein Blümchen ab. (Und sage noch Einer, die Schwaben seien geizig, da wird Omas Grab mit Mineralwasser gegossen!).
Soviel zum Erinnern.
Die Bedeutung des Vergessens für unsere psychische Hygiene im Besonderen und das Fortkommen der Menschheit im Großen und ganz Allgemeinen wird ja völlig unterschätzt.
Vergessen wir heute, dass Russen auf der ISS
Golf spielen, dass sich Fritz Sörgel
Sorgen macht, dass Harald Schmidt den armen Herrn Daum neckt: „Seit Daum wieder da ist, wirkt Overath plötzlich seriös“ [H. Schmidt 22.11.2006] (vgl. hierzu auch die
Schnurrbartdiskussion bei Schnatterliese et al.), dass die
Musikbox heute 112. Geburtstag hat und vergessen wir vor allem dass das
Institut für Unterirdische Infrastruktur heute den „Goldenen Kanaldeckel 2006“ verleiht, Sie wissen schon, das ist der begehrte „Oscar der Kanalbranche“.
Eine ganz und gar moderne und mir sehr tröstliche Vorstellung unter Psychologen ist ja, dass das Gedächtnis jeden Tag neu geboren wird. Die Frage, ob wir unserem Gedächtnis überhaupt noch trauen können und wollen will Neurologe
Eric Kandel so aber doch nicht beantworten: „Bei jedem Abruf einer Erinnerung erschaffen wir sie zwar sozusagen neu. Das heißt aber nicht, dass der Kern nicht mehr derselbe ist.“ [E. Kandel: Auf der Suche nach dem Gedächtnis] (vergessen Sie das Buch gleich wieder). Na der hat gut reden mit seinem Nobelpreis. Uns bleibt noch die Hoffnung auf eine Kernschmelze.
BusterG - 23. Nov, 13:43