„Ich glaube,“ sagte Christoph Meckel über ihn, „kein anderer seiner Generation hat den Nachlaß des Faschismus so folgerichtig beendet und so aufrichtig in die Zukunft geschrieben wie Volker von Törne.“
Gedanken im Mai
Ich rede von mir: Volker von Törne, geboren
Im vierunddreißigsten Jahr des zwanzigsten Jahrhunderts
Als meine Genossen schon kämpften gegen die Mörder
Die mich aufzogen als ihresgleichen
Nach ihrem Bilde:
Und ich trank die Milch
Die dem Hungernden fehlte. Und ich trug das Kleid
Meinem Bruder geraubt. Und ich las die Bücher
Die den Raub billigten. Und ich hörte die Reden
Die aufriefen zum Mord:
Und ich nannte den Schlachthof
Mein Vaterland, als schon die Völker aufstanden
Gegen mein Volk. Und ich betete für den Endsieg
Der Mörder, als schon die Städte
Aufgingen in Rauch:
Und schuldig war ich
Am Tod jedes Menschen, ahnungslos atmend
Unter den Galgenästen
Süßduftender Linden
[
Volker von Törne: Im Lande Vogelfrei. Gesammelte Gedichte 1981]
Arkadische Tage
BusterG - 30. Dez, 19:31