Typical German Bisinäs und die Irischen Großväter
[Claremont Beach, Dublin. Buster 2007]
Von Sutton nach Howth am Claremont Beach entlang zuspazieren ist nicht ganz ungefährlich: Wer den umherschwirrenden Golfbällen in Sutton entkommt, von den Kite-Surfern nicht zur Mitarbeit beim Auf- und Abbau des Sportgeräts überredet wird, von den Hunden nicht angefallen wird und den Verlockungen der Austernverkäufer ebenso elegant widersteht wie dem Sandsturm, der wird spätestens auf dem Markt in Howth zur Strecke gebracht von den zahllosen Verkäufern von leckerem Fisch, Käse und Backwaren.
Weniger angezogen werde ich freilich vom „Deutschen Würstelstand“ wo Bratwürste mit Sauerkraut und Senf im baguetteartigen Fladen für stolze sechs Euro verkauft werden von einem wie aus dem PrekariatsTVkanal entsprungenen typical German Auswanderer, der keine zehn Worte Englisch beherrscht aber glaubt „Bisinäs“ machen zu müssen. Der einzige Stand ohne die obligatorische Schlange - kaufen will das obskure Gemisch heute keiner.
Vor dem Stand komme ich mit einem alten Dubliner ins Gespräch. Er kann „die Deutschen“, gut leiden, weil sie zum Osteraufstand, an dem sein Großvater teilgenommen hatte, Waffen nach Irland geschickt hätten (die freilich nie ankamen), aber so was, sagt er in Richtung des „Deutschen Würstelstand“ deutend, müsse er nicht gegessen haben.
Wie schon Flann O’Brien feststellte, haben in Irland grundsätzlich alle Großväter am Osteraufstand teilgenommen und waren am Ostermontag 1916 im Dubliner General Post Office, dem Hauptquartier. Deshalb, so O’Brien, ist das GPO auch das größte Gebäude der Welt, denn das Gebäude muss mehr als eine Million Menschen beherbergt haben – addiert man alle Iren, die nach eigenem Bekunden dort waren.
It’s the same old theme since 1916
In your head,
In your head they’re still fightin’
With their tanks and their bombs
And their bombs and their guns
In your head they are dyin’
[The Cranberries: Zombie]
BusterG - 4. Dez, 09:34