Das Wohnen der Anderen
„Dies könnte Ihr neues Zuhause sein“. Immobilienmakler sind, ich habe meine diesbezügliche Abneigung hier wohl schon angesprochen, die Blondinen der Kohlenstoffwelt aber wer das Pech hat, auf Wohnungssuche zu sein, begegnet Ihnen bis zur Schmerzgrenze. Deren lyrische Ergüsse peinigen mich grade weit über diese hinaus: Stets gut geschnittene Wohnungen, eine regelrechte Stadtoase in Traumlage, mit tollem Ambiente, in einem Häuser-Ensemble, in hoher Wohnqualität und ebenso zentraler wie ruhiger Innenstadtnähe, umgeben von selbstredend jederzeit üppigem, absolut ruhigem, idyllischem Grün, in stets gepflegtem Mehrfamilienhaus durch Verkehrsberuhigungsmaßnahmen eine zusätzliche Aufwertung erfahrend und dennoch eine eigene Infrastruktur vorweisend. Ruhig schlafen könne ich da, wird mir sehr vorschnell versichert, vom immer zentral gelegenen Flur gelangt man in den großen, schicken, hellen Wohnraum und von dort auf den grundsätzlich schönen, geschützten Sonnenbalkon.
Sülz, Nikolausstraße, 2 Zimmer, Küche, Diele, Bad: Als ich Karl wieder traf, wir haben sehr früher beide manche Wochenenden in Gorleben verbracht - die uralten Revoluzzergeschichten eben. Und plötzlich steht er vor mir noch immer hoch aufgeschossen und ausnehmend schlacksig im schlecht sitzenden, ziemlich blauen Anzug und undefinierbar gelbem Hemd das er mit einer abgrundtief scheußlich gestreift-bunten Krawatte kombiniert hat die aussieht als habe Tante Mimi ihm die herausgelegt. Immobilienmakler sei er nun da er ein Rückenproblem habe und er habe sich zwei Tage Bedenkzeit ausgebeten „ob man das tun könne“ und dann habe er - sagts, bietet mir eine Zigarette an, die ich kopfschüttelnd ablehne, und nimmt sich selbst eine - dann habe er entschieden, dass man das machen könne, wenn man es gut mache.
Auch eine Philosophie sage ich launisch und auch dass für mich Immobilienmakler die Blondinen der Kohlenstoffwelt sind. Da lacht er laut und blond auf, für einen aus Bremen mit reichlich Rheinlandfeeling. Um ihn zu trösten erzähle ich ihm noch, dass ich grade vom Golfplatz komme und an meinem 45er Handicap noch mächtig arbeiten müsse, weil er mich so ganz in schwarz Gekleideten etwas zu bewundernd anschaut. Das wirkt freilich auch gleich und er ist sichtlich erleichtert, dass auch ich fehlbar zu sein scheine. Und dann sagt er noch dass die Wohnung vor der wir grade stehen ein wirklich übles Loch sei und der Vermieter ein notorischer Sacklude. Und da er noch so schön den Benn zitieren kann, gehen wir gar nicht rein sondern um die Ecke ins Eckstein auf einen großen Milchkaffee und klönen was, aber (wenn Großväterchen Buster erzählt) so zusammengekommen wie damals sind wir da leider nicht mehr.
Sülz, Nikolausstraße, 2 Zimmer, Küche, Diele, Bad: Als ich Karl wieder traf, wir haben sehr früher beide manche Wochenenden in Gorleben verbracht - die uralten Revoluzzergeschichten eben. Und plötzlich steht er vor mir noch immer hoch aufgeschossen und ausnehmend schlacksig im schlecht sitzenden, ziemlich blauen Anzug und undefinierbar gelbem Hemd das er mit einer abgrundtief scheußlich gestreift-bunten Krawatte kombiniert hat die aussieht als habe Tante Mimi ihm die herausgelegt. Immobilienmakler sei er nun da er ein Rückenproblem habe und er habe sich zwei Tage Bedenkzeit ausgebeten „ob man das tun könne“ und dann habe er - sagts, bietet mir eine Zigarette an, die ich kopfschüttelnd ablehne, und nimmt sich selbst eine - dann habe er entschieden, dass man das machen könne, wenn man es gut mache.
Auch eine Philosophie sage ich launisch und auch dass für mich Immobilienmakler die Blondinen der Kohlenstoffwelt sind. Da lacht er laut und blond auf, für einen aus Bremen mit reichlich Rheinlandfeeling. Um ihn zu trösten erzähle ich ihm noch, dass ich grade vom Golfplatz komme und an meinem 45er Handicap noch mächtig arbeiten müsse, weil er mich so ganz in schwarz Gekleideten etwas zu bewundernd anschaut. Das wirkt freilich auch gleich und er ist sichtlich erleichtert, dass auch ich fehlbar zu sein scheine. Und dann sagt er noch dass die Wohnung vor der wir grade stehen ein wirklich übles Loch sei und der Vermieter ein notorischer Sacklude. Und da er noch so schön den Benn zitieren kann, gehen wir gar nicht rein sondern um die Ecke ins Eckstein auf einen großen Milchkaffee und klönen was, aber (wenn Großväterchen Buster erzählt) so zusammengekommen wie damals sind wir da leider nicht mehr.
BusterG - 5. Okt, 00:32