Das Reisen
Es gibt ein ganz billiges, ganz enttäuschungsloses Vergnügen, von Mitte Mai an die Fahrpläne zu studieren, und sich genau jenen Zug auszusuchen, mit dem man, falls. Also z. B. 8 Uhr 45, da bist Du ja bereits parat und sogar rasiert (denn unrasiert zu fahren ist nur ein halbes Vergnügen, da kann man noch eher auf das »Waschen« verzichten) also 8 Uhr 45 morgens mit der Südbahn, Eilzug, nach Payerbach, und von da mit dem Einspänner (mein bevorzugter heißt Michael Ruppert, Sohn) in den himmlisch idyllischen »Thalhof«. Dort unternimmst Du vorläufig gar nichts, zumal Du ja eigentlich noch in deinem Zimmer in Wien sitzest vor deinem Fahrplane. Genug, du bist bequem dort, vor dir der Wald, der Kuhstall, der Pferdestall, das Forellenbrünnl, das Wasch-Gartl, der duftende Holz-Schupfen, wo du einst, vor 30 Jahren …
Und so weiter …
[Peter Altenberg: Prosaskizzen - Das Reisen. In Vita ipsa, 1918]
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[Peter Altenberg: Prosaskizzen - Das Reisen. In Vita ipsa, 1918]
BusterG - 10. Sep, 12:11
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