Novemberprogrome
„Da sitzen Sie also in ihren Badeorten und stellen uns zur Rede, weil wir mitarbeiten am Neubau eines Staates, der so einzig, dessen Ernst erschütternd, dessen innere und äußere Lage so schwer ist, dass es Iliaden und Äneiden bedürfte, um sein Schicksal zu erzählen. Diesem Staat und seinem Volk wünschen Sie vor dem ganzen Ausland Krieg, um ihn zu vernichten, Zusammenbruch, Untergang. Es ist die Nation, deren Staatsange-hörigkeit Sie besitzen, deren Wissenschafts- und Kunstpflege Sie Ihren ganzen geistigen Besitz verdanken, deren Industrie Ihre Bücher druckte, deren Theater Ihre Stücke spielte, der Sie Namen und Ruhm verdanken, von der Sie möglichst viele Angehörige zu Ihren Lesern wünschten und die Ihnen auch jetzt nicht viel getan hätte, wenn Sie hier geblieben wären (...) Wollen Sie mir also glauben, wollen Sie sich also nicht täuschen, was auch immer Europa ihnen zuflüstert, hinter dieser Bewegung steht friedliebend und arbeitswillig, aber, wenn es sein muss, auch untergangsbereit, das ganze Volk.“
[Gottfried Benn, Offener Brief, Deutsche Allgemeine Zeitung, 25. Mai 1933]
„Nicht die Erkenntnis gehört zum Wesen der Dinge, sondern der Irrtum.“
[Friedrich W. Nietzsche: Menschliches, Allzumenschliches]
BusterG - 9. Nov, 18:20
Da war dann auch eine Art Biografie drin. Also der Irrtum Benns wurde einigermaßen heruntergespielt. Ich fragte mich unwillkürlich: Warum? Wie konnte das passieren? Er ist ja nicht alleine.
Gerade am Anfang schien für Zahlreiche die Sache nicht abgemacht. Auch Benatzky ließ sich beispielsweise verführen. War aber innerhalb sehr kurzer Zeit zu einer anderen Einstellung gekommen. Bei Benn hat dies wohl wesentlich länger gedauert.
Aber eben Benn, der es eben auch hätte früher schon besser wissen können und müssen. Schwierig.