Vom letzten Bajazzo
Kuttel Daddeldu ging an Land.
Die Rü Albani war ihm bekannt.
Er kannte nahezu alle Hafenplätze.
Weil vor dem ersten Hause ein Mädchen stand,
Holte er sich im ersten Haus von dem Mädchen die Krätze.
„Eine Lanze für diesen Dichter brechen zu wollen hieße Ringel nach Natz tragen“, schreibt Robert Gernhardt in seinem Nachwort zur ‚Blauen Lyrik’ von Joachim Ringelnatz. In seinem Kinder-Verwirr-Buch gesteht er, „daß Onkel Ringelnatz bisweilen ein herzbetrunkenes Kind gewesen“. Zum Todestag empfehle ich den kurzen literarischen Spaziergang von Peter Auer auf den Spuren von „Daddeldu" in Charlottenburg.
Wir sind, sagen die Lauen,
Wir sind nicht objektiv.
Wir sollten doch tiefer schauen,
Doch schauen, ob nicht tief
Am Nazitum was dran sei,
Ob Hitler nicht doch ein Mann sei.
Wir haben alles erwogen,
Wir wußten alles zuvor,
Mal hat man uns nicht betrogen,
Man machte uns nicht vor,
Daß rechts links und gerade schief sei
Und daß alles relativ sei.
Unrelative Lumpen hausen bei uns zu Haus,
Und hauen das Land in Klumpen.
Ist relativ der Graus?
Da sollen wir objektiv sein,
Wir sollen so naiv sein!
Wir kennen die einfache Wahrheit,
Wir sehen durch ein scharfes Glas.
Und unsere Lehre ist Klarheit.
Und unsere Lehre ist Haß.
Der Haß, der groß und weitsichtig ist,
Der schaffende Haß der wichtig ist.
[Ringelnatz: Nachlass, Hrsg. v. Herbert Günther]
BusterG - 17. Nov, 17:26