De Zoch kütt: Schweinheim! Wutz! Wutz!
„In einem Dorf habe ich einmal einen Festzug beobachtet, in dem sogar die Maulesel mit bunten Bändern behängt waren. So unentbehrlich ist den Menschen die Verkleidung geworden, dass sie sogar ihre Pferde damit belästigen müssen.“
[Luc de Clapiers Vauvenargues: Reflexionen und Maximen, 1746]
Für die nicht unbeachtliche Anzahl der Wenigentschiedenen, Kurzentschlossenen, Geringgescheiten und Ultimativfeierbereiten unter meiner Vieltausendköpfigen Leserschaft hat Bei Chez Buster heute keine Gefahren und Mühen gescheut undmich ein mutig-verwegenes Forschungsteam zum Zwecke der Erkundung der rheinisch-ländlichen Brauchtumspflege insbesondere aber zur empirischen Felduntersuchung der diesjährigen Kostümierung in einen Stadtteil Bonns entsandt, der seit geraumer Zeit und nicht unerheblich unter dem Namen „Schweinheim“ zu leiden hat.
Offensichtlich um aufbrandende Komplexe ob des schmählichen Namens zu kompensieren wird dort alljährlich mit nicht unerheblichem Aufwand ein „sehr liebevoll und anziehend gestalteter“ Karnevalszug im vom „regen Dorfleben“ umrauschten Dorf durchgeführt [Wikipedia].
Eine kuriose, aber weitgehend totgeschwiegene Besonderheit des Schweinheimer Karnevalszugs ist es, das der Zug nachdem er die rund ein Kilometer lange Zugstrecke absolviert hat, wendet und diese nach kurzer Pause nochmals in umgekehrter Reihenfolge abschreitet. Dies hat für Ältere, Angetrunkene oder auch Forschende, die alle anderen Attribute in sich vereinen, ganz erhebliche Vorteile. So können erste Eindrücke nochmals vertieft, offenen Fragen zu einzelnen Kostümen keine zehn Minuten später widerholt nachgegangen oder die ‚Halbzeitpause’ zur Hypothesenbildung genutzt werden. Warum dieses Brauchtum der doppelten Zugstrecke so hartnäckig verschwiegen wird, hat einen ganz offensichtlich Grund: Immis und Zuschauer, die mit dem lokalen karnevalistischen Treiben nicht vertraut sind, geben ihre in den frühen Morgenstunden hart erkämpften Positionen fahrlässig auf, begeben sich zum Pittermännchen und der einheimische Jeck hat nicht nur die freie Sicht sondern natürlich auch die Kamelle, Strüßjer und Bützje.
Was aber, sind nun die Bekleidungstrends der aktuellen Session? Erwartungsgemäß lagen die Depp-Piraten heuer deutlich vor den Clowns. Ein interessantes Detail, weil erstmals zu beobachten, war das Auftreten von so genannten „Pipi-Langstrumpf-Piraten“: Rotzopfige, Buntgeringelte mit Schwert und Augenklappe Versehene, die zwar nur noch sehr entfernt an Herrn Depp erinnerten jedoch den „Fluch von Schweinheim“ aufs plastischste herausarbeiteten. Gegen alle Kostümprognosen überraschend wenig anzutreffen war der schwarzrotgoldbekleidete Fanmeilenpublicviewer. Mutmaßlich kam es hier kurzfristig zu einer Bekleidungswanderung. Aber auch Handballer, Radler oder gar Rodler waren kaum repräsentiert. Wenig überraschend dagegen, dass die Scheich-Fraktion erdrutschartige Verluste hinnehmen musste. Am Ende ist es eine weitere Folge der globalen Erderwärmung, dass keine einzige skandinavische Fahne brannte. In die Gruppe der „Sonstigen“ fallen nun auch die dramatisch rückläufigen Feuerwehrmänner und libyschen Kinderkrankenschwestern. Den massiv anzutreffenden Kunstmalern sollte bundesweit weniger Gewicht beigemessen werden, wurden doch alle Schüler der Paul-Klee-Schule per Karnevalszwangsentscheid gezwungen mit farbenverschmierten Kitteln, Palette und Pinseln im ängstlichen Kinderhaar den Zug zu begleiten. Eine weitere, menschenverachtende Schweinheimer Tat, die die zahlreich anwesenden internationalen Kostümbeobachter mit Sorge erfüllte.
Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass Piraten und Clowns in einer großen Koalition weitgehend unbehelligt regieren können. Die seit Jahren notwendige Reform des Kamelle-Wesens könnte endlich mit großer Mehrheit entschieden angegangen werden. Bei der schwelenden Bützje-Frage muss sicherlich auf Pokerspieler, Mexikaner, Biene Maja und Indianer Rücksicht genommen werden, aber auch hier sollten in dieser Session Vorschritte erzielt werden können.
Weitere Detail-Ergebnisse der Untersuchung werden in Kürze unter einer sehr kostenpflichtigen Hotline abrufbar sein. Wie aus gewöhnlich gut unterrichteter Quelle verlautbart wurde, soll Dr. B. Uster kein Verständnis für die Kritik an der Gebührenpflicht haben. Schließlich gehe es hier, so der Doktor, um exklusive und sehr aufwändige Forschungsergebnisse (allein der Bierkonsum des einköpfigen Forschungsteams sei immens gewesen, wusste der ermattete teilnehmende Beobachter zu berichten). Und wer sich mit solchen schweinischen Themen auseinandersetze, hätte „eh schweinisch schwer einen an der Schweine-Waffel“ so der berühmteSchweine Brauchtumsfeldforscher. Bei Chez Buster hat für solch maßvolles und engagiertes Vorgehen schweinisches größtes Verständnis und gibt zurück an die angeschlossen Dunghäuser.
[Luc de Clapiers Vauvenargues: Reflexionen und Maximen, 1746]
Für die nicht unbeachtliche Anzahl der Wenigentschiedenen, Kurzentschlossenen, Geringgescheiten und Ultimativfeierbereiten unter meiner Vieltausendköpfigen Leserschaft hat Bei Chez Buster heute keine Gefahren und Mühen gescheut und
Offensichtlich um aufbrandende Komplexe ob des schmählichen Namens zu kompensieren wird dort alljährlich mit nicht unerheblichem Aufwand ein „sehr liebevoll und anziehend gestalteter“ Karnevalszug im vom „regen Dorfleben“ umrauschten Dorf durchgeführt [Wikipedia].
Eine kuriose, aber weitgehend totgeschwiegene Besonderheit des Schweinheimer Karnevalszugs ist es, das der Zug nachdem er die rund ein Kilometer lange Zugstrecke absolviert hat, wendet und diese nach kurzer Pause nochmals in umgekehrter Reihenfolge abschreitet. Dies hat für Ältere, Angetrunkene oder auch Forschende, die alle anderen Attribute in sich vereinen, ganz erhebliche Vorteile. So können erste Eindrücke nochmals vertieft, offenen Fragen zu einzelnen Kostümen keine zehn Minuten später widerholt nachgegangen oder die ‚Halbzeitpause’ zur Hypothesenbildung genutzt werden. Warum dieses Brauchtum der doppelten Zugstrecke so hartnäckig verschwiegen wird, hat einen ganz offensichtlich Grund: Immis und Zuschauer, die mit dem lokalen karnevalistischen Treiben nicht vertraut sind, geben ihre in den frühen Morgenstunden hart erkämpften Positionen fahrlässig auf, begeben sich zum Pittermännchen und der einheimische Jeck hat nicht nur die freie Sicht sondern natürlich auch die Kamelle, Strüßjer und Bützje.
Was aber, sind nun die Bekleidungstrends der aktuellen Session? Erwartungsgemäß lagen die Depp-Piraten heuer deutlich vor den Clowns. Ein interessantes Detail, weil erstmals zu beobachten, war das Auftreten von so genannten „Pipi-Langstrumpf-Piraten“: Rotzopfige, Buntgeringelte mit Schwert und Augenklappe Versehene, die zwar nur noch sehr entfernt an Herrn Depp erinnerten jedoch den „Fluch von Schweinheim“ aufs plastischste herausarbeiteten. Gegen alle Kostümprognosen überraschend wenig anzutreffen war der schwarzrotgoldbekleidete Fanmeilenpublicviewer. Mutmaßlich kam es hier kurzfristig zu einer Bekleidungswanderung. Aber auch Handballer, Radler oder gar Rodler waren kaum repräsentiert. Wenig überraschend dagegen, dass die Scheich-Fraktion erdrutschartige Verluste hinnehmen musste. Am Ende ist es eine weitere Folge der globalen Erderwärmung, dass keine einzige skandinavische Fahne brannte. In die Gruppe der „Sonstigen“ fallen nun auch die dramatisch rückläufigen Feuerwehrmänner und libyschen Kinderkrankenschwestern. Den massiv anzutreffenden Kunstmalern sollte bundesweit weniger Gewicht beigemessen werden, wurden doch alle Schüler der Paul-Klee-Schule per Karnevalszwangsentscheid gezwungen mit farbenverschmierten Kitteln, Palette und Pinseln im ängstlichen Kinderhaar den Zug zu begleiten. Eine weitere, menschenverachtende Schweinheimer Tat, die die zahlreich anwesenden internationalen Kostümbeobachter mit Sorge erfüllte.
Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass Piraten und Clowns in einer großen Koalition weitgehend unbehelligt regieren können. Die seit Jahren notwendige Reform des Kamelle-Wesens könnte endlich mit großer Mehrheit entschieden angegangen werden. Bei der schwelenden Bützje-Frage muss sicherlich auf Pokerspieler, Mexikaner, Biene Maja und Indianer Rücksicht genommen werden, aber auch hier sollten in dieser Session Vorschritte erzielt werden können.
Weitere Detail-Ergebnisse der Untersuchung werden in Kürze unter einer sehr kostenpflichtigen Hotline abrufbar sein. Wie aus gewöhnlich gut unterrichteter Quelle verlautbart wurde, soll Dr. B. Uster kein Verständnis für die Kritik an der Gebührenpflicht haben. Schließlich gehe es hier, so der Doktor, um exklusive und sehr aufwändige Forschungsergebnisse (allein der Bierkonsum des einköpfigen Forschungsteams sei immens gewesen, wusste der ermattete teilnehmende Beobachter zu berichten). Und wer sich mit solchen schweinischen Themen auseinandersetze, hätte „eh schweinisch schwer einen an der Schweine-Waffel“ so der berühmte
BusterG - 11. Feb, 20:08