Freitag, 13. Oktober 2006

Killing Bambi

Alljährlich im Herbst kann man in Bad Godesberg beim bekanntesten Hersteller von Gummibären Kastanien und Eicheln eintauschen gegen Gummibärchen. Der aktuelle Kurs liegt bei 10 Kilo Kastanien und 5 Kilo Eicheln für ein Kilo Gummi. Doktor Riegel, der Haribo-Patriarch, ist passionierter Jäger und lockt damit in Österreich die Bambis an, um sie aus dem Hinterhalt …

Also nicht lange zaudern und bis 16 Uhr in der Truchseßstraße (gegenüber der Feuerwache) in Bonn Bad Godesberg, aber nur 50 Kilo pro Person bitte.

Jetzt schlägts aber dreizehn

Entwarnung war gestern und Triskaidekaphobiker wie Paraskavedekatriaphobiker wissen es längst: Heute ist nicht nur Freitag der dreizehnte, die Quersumme des Datums ergibt ebenfalls Dreizehn. In ihrer milden Form führt die Phobie zu leichtem Unwohlsein. Mir sind aber genügend Fälle bekannt, wo Bekannte und Kollegen wichtige Reisen absagten, aufs Auto verzichteten oder sich aus Furcht, es könnte etwas Schlimmes passieren, nicht mehr aus dem Bett wagten. In Europa und den USA sollen rund 10 Prozent der Bevölkerung davon betroffen sein, nach anderen Umfragen sind es gar 25 Prozent.

Auf Napoleon, Bismarck, Henry Ford, Franklin D. Roosevelt oder Arnold Schönberg könnte Mensch sich berufen heute, oder wenigstens Voltaire zitieren: „Ich bin zu aufgeklärt, um nicht abergläubisch zu sein“.

[Robert Crumb: Friday 13th]

Mittwoch, 11. Oktober 2006

Vor 50 Jahren ...

Am 11. Oktober 1956 beschließt der Bundestag die Einführung des deutschen Verkehrszentralregisters beim Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg.
  • Vor neun Jahren erhielt ich bei neun Punkten eine „kostenpflichte Ermahnung“ und wurde auf die Möglichkeit eines freiwilligen Punkteabbaus von drei Punkten hingewiesen, hat mich aber nicht sonderlich interessiert..
  • Vor sechs Jahren erhielt ich bei fünfzehn Punkten eine weitere „kostenpflichte Ermahnung“ und musste wählen zwischen verkehrspsychologischen Beratungseinheiten oder Nachschulungen um zwei Punkte abzubauen..
  • Punktestand heute – kaum zu glauben: Null.

Solaris

„Um neunzehn Uhr Bordzeit stieg ich, vorbei an den Leuten, die den Schacht umstanden, über die Metallsprossen ins Innere der Kapsel hinab. Drinnen war gerade genug Platz, um die Ellbogen wegzuspreizen. Sobald ich das Ende in die Leitung geschraubt hatte, die aus der Wand hervorstand, blähte sich der Raumanzug auf, und von nun an konnte ich nicht die kleinste Bewegung mehr ausführen. Ich stand - oder hing vielmehr - im Luftbett, mit der Metallhülle in eins verfugt.
Als ich den Blick hob, sah ich durch die vorgewölbte Scheibe die Wände des Schachtes und weiter oben Moddards darüber-geneigtes Gesicht. Es verschwand sofort, und Finsternis brach herein, denn von oben wurde der schwere Schutzkegel aufgesetzt ..." [Stanislav Lem: Solaris 1972]
Bei Arte um 23:25 Uhr heute die geniale Verfilmung von Andrei Tarkowski.

Nachtrag: Wow! Nach fünf Minuten schon erkannt, dass das das Bild der völlig uninteressanten Hollywoodversion war: 100 Punkte für darkrond!. Und so bitteschön sieht der A. Tarkowsky aus und das ist zum Beispiel eine Szene aus dem Film von grade eben:

Dienstag, 10. Oktober 2006

Hoffnung für Plato: Neues aus der Eschatologie

Seit geraumer Zeit sitzen 30 Theologen beisammen um über einen Ort zu diskutieren an dem laut Dante unter anderem Plato, Moses, Abraham und zahllose Babies ihr ewiges Leben verbringen müssen: Alle wandern rastlos in Scharen umher und werden von Ungeziefer gepeinigt beschreibt Dante in seiner göttlichen Komödie diesen ungemütlichen Zustand.

Die Rede ist von der hinter dem Höllentor liegenden Vorhölle oder auch dem „Limbus“. Dort befinden sich alle jene ‚lauen Seelen“, die weder gut noch böse waren oder ohne eigenes Verschulden nicht in den Himmel kommen konnten, da sie vor Christi Geburt lebten (Limbus patrum) oder als ungetaufte Kinder starben (Limbus infantium) und daher von den Katholiken traditionell dort einquartiert werden.

„Mir schien, nach meinem Ohr, des Klanges Weise,
Der durch die Luft hier bebt’ im ew’gen Tal,
Nicht Klaggeschrei, nur Seufzer dumpf und leise.
Und dieses kam vom Leiden ohne Qual
Der Kinder, Männer und der Frau’n, in Scharen,
Die viele waren und von großer Zahl“
[Dante Alighieri: Die Göttliche Komödie, Vierter Gesang 9 f., Übers. K. Steckfuß]


Im Schlachtgetümmel des Kampfs der Religionen macht es sich gerade in Entwicklungsländern, also Regionen mit hoher Kindersterblichkeit nicht so gut, wenn die ungetauften Kinder bei den Katholiken als „unschuldig schuldig Gewordene“ direktemang in die Hölle fahren während nach islamischer Vorstellung tot geborene Babys direkt ins Paradies kommen. Die ORF spricht von einem „nicht unwesentlichen Wettbewerbsvorteil“ für den Islam, den unser Marketing-Stratege von Papst laut Times nun kommenden Freitag halbherzig konterkarieren will, in dem er einfach die Vorhölle abschaffen wird. Dr. theol. Johannes M. Schwarz hat im Gegenzug in KATH-NET hektisch dementiert und erklärt großmäulig, dass eh keiner die Eschatologie verstünde, der Limbus patrum im Übrigen leer stünde weil Jesus da mächtig ausgeholfen habe und am Freitag gar nix geschehe. Abermillionen unschuldige Kinderaugen in der Vorhölle werden sich nun mit Tränen füllen, Sie Schwarz Sie!

Ich aber sage euch: Der Bene, der alte Marketing-Fuchs, wird die Vorhölle einfach ausknipsen und es den leichtfertig mit Versprechen um sich werfenden Mullahs aber jetzt mal richtig zeigen jetzt aber …

Montag, 9. Oktober 2006

Vom guten Leben und der baren Münze des Glücks

„Gewinn anderer wird fast wie Verlust empfunden“ hat schon Wilhelm Busch das deutsche Gemüt trefflich beschrieben. Annähernd achtundvierzig Millionen seien abgegeben worden, so jene Vereinigung, die gegründet wurde, um die Spielsucht hierzulande einzudämmen. Wo man Menschen trifft, ärgern sie sich heute darüber nicht selbst über Nacht für neunKommafünfig Euro Millionär geworden zu sein und neiden es nach Kräften dem anonymen Westfalen.

Warnt nicht schon ein altes Lateinisches Sprichwort mit „Lucrum in arca, damnum in conscientia“ vor gesundheitlichen Schäden des Lotteriegewinns? Und auch von Konfuzius wissen wir: „Der Edle ist bewandert in der Pflicht, der Gemeine ist bewandert im Gewinn“. Auf Überflüssiges wie etwa Geld verzichten zu können, ist doch der eigentliche Gewinn und der Anteil depressiver Menschen ist – vertraut man auf einige mehr oder weniger fundierte Studien – unter Lottogewinnern größer als unter Nichtgewinnern.

Vielleicht ist ja der gewohnt seriös recherchierende „Stern“ diesem Geheimnis auf der Spur, wenn er das erschütternde Einzelschicksal von Lamborgini-Lothar in einem Satz zusammenfasst: „Statt billigem Dosenbier trank er Markenpils (…) wenige Jahre später war Lothar K. tot.“ So kann das nun mal kommen, wenn so ein Lottomillionär plötzlich Markenpils trinkt. Gemeint ist eben jener „Lambo-Lothar“, den Kai Schöneberg in der taz seinerzeit ungestraft den „vielleicht ärmsten Millionär aller Zeiten“ nennen durfte. Gewinnen ist eben doch eigentlich eine Strafe und „Ein Millionengewinn ist nur was für einigermaßen gefestigte Persönlichkeiten“ glaubt auch Heiko Ernst, Chefredakteur der Zeitschrift „Psychologie Heute“, zu wissen. Für sein Buch „Das gute Leben - der ehrliche Weg zum Glück“ will er auch über die Psyche von Lotto-Millionären geforscht haben und stellt fest, daß selbst ein millionenschweres Glück nie dauerhaft sein könne. Das, lieber Heiko ist aber nun ein alter Hut, hat doch der Schopenhauer schon gewusst: „Heiterkeit ist unmittelbarer Gewinn. Sie allein ist die bare Münze des Glücks.“ Aber die gibt’s ja heutzutage in keiner Lotterie zu gewinnen – die doch nicht.

Donnerstag, 5. Oktober 2006

gaumendünung

ei ei ihr von stühler pulpe daktylische pocken auf sylts kaleidoskopalen mulden hellastischer illustration

hund hals die buhnen wauten da war's im gänsemarsch daß knöchelfrei und ginster wir zogen uns daumen im watt

doch an die d-zug-türen wer knallte den schichtenbau? der benn-eidetisch vergorne der asteroiden sah?

ich maulte phonem und amen von einem andenkaff von billy und mandscharo von propusk und rachenschaft

hund hals zyklamen wuten da war's vom ziegenstall daß hign-noon ich synapsen- de daumen uns schnappen sah

nach dünen hier o glyphen nach knappen weichen dort indes brennt an o mir schwante wonach der meerschaum pfiff

[Oskar Pastior: Gimpelschneise in die Winterreise
(Text- Adaptionen von Wilhelm Müller), 1997]

Jetzt neu: Für acht Euro gesund!

„Die Kuh ist für 8 Euro vom Solidargemeinschafts-Eis ohne zu große Verwerfungen“, bestätigte eine zufriedene Ulla Schmidt soeben in der eilends einberufenen Pressekonferenz in Berlin. Der ausgehandelte Kompromiss beinhalte keinerlei Einschnitte für den Beitragszahler, so die Gesundheitsministerin und sei ein bedeutender Bürokratieabbau bei ärztlichen Vergütungen. Wer etwa zu Hause an Schnupfen erkrankt, zahlt künftig pauschal 8 Euro an den Hausmeister und darf wieder gesund werden.

Der Kompromiss stimuliere zudem Wirtschaftlichkeit und Wettbewerb nachhaltig: So haben Schwerstkranke künftig das Recht zu sterben oder sich von der Krankheit freistellen zu lassen, hierbei werden täglich 8 Euro eingezogen vom zuständigen Vertreter der Pharmaindustrie. Nachweislich bedürftige Apothekenbesitzer wird die Möglichkeit eröffnet künftig vormittags von acht bis elf in den Fußgängerzonen von Passanten acht Euro mit vorgehaltener Waffe einziehen. Beitragszahler sollten hierbei darauf achten, so Ulla Schmidt, dass sie hierfür eine ordentliche Quittung erhalten. Auch die Solidaritätsregelung würde weiter gestärkt: Kranke werden sich künftig mit den Gesunden solidarisch erklären können. Wo dies nicht unmittelbar zur Gesundung führt, wird ein Solidarbeitrag von 8 Euro vom Bezirks-Chefarzt erhoben.

„Mehr Qualität, Transparenz und Sicherheit für den Bürger, zumindest solange er nicht krank wird", lobte auch Angela Merkel die Reform. Nicht zu prognostizierende Verschiebungen von Geldströmen durch das Bundesversicherungsamt seien bei dieser Reform explizit gewollt, so würde alles viel spannender, betonte die Bundeskanzlerin vor ihrem Abflug in die Türkei.

Darüber hinaus müssen Perserteppiche in Krankenkassenvorstandetagen, so der fast 600 Seiten-dicke Kompromiss der letzten Nacht, bis 2019 durch von geprüften CSU-Mitgliedern handgeknüpfte Bayrische Flickerlteppiche ersetzt werden. Zugang zu Therapien der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts und hochmoderne Arzneimittel aus dieser Zeit bekommt insbesondere, wer 1% des beitragspflichtigen Harz IV-Entgelts unbürokratisch an die DMPs der RSA unter besonderer Berücksichtigung des Mobiltätsausgleichs und grade mal 8 Euro für den Gesundheitskassenobwart bereithält.

Im Rahmen der mobilitätsorientierten Rekalibrierung des Gesundheitsfonds durch den Risikostrukturausgleich müssen rund eine Million gesunde, junge Bayern nach Berlin umziehen. Im Gegenzug haben sich die Ministerpräsidenten der ostdeutschen Bundesländer verpflichtet aus den Mitteln der Solis die Mauer neu zu errichten und die Deutsche Deterministische Republik zu proklamieren.

Wer sich nach dem Lesen dieses Beitrages von der Überforderungsklausel betroffen fühlt, sollte Sorge dafür tragen, dass er das Formular zu seiner Verschiebung nach 2009 ordnungsgemäß ausfüllt und acht Euro in sein CD-Laufwerk schieben. Näheres regelt der Kontrahierungszwang der Solidargemeinschaft unter dem Vorbehalt des Bayrischen Ministerpräsidenten.

[Bilquelle: baseface.com]

Mittwoch, 4. Oktober 2006

Der Untertan ...

„Diederich Heßling war ein weiches Kind, das am liebsten träumte, sich vor allem fürchtete und viel an den Ohren litt. Ungern verließ er im Winter die warme Stube, im Sommer den engen Garten, der nach den Lumpen der Papierfabrik roch und über dessen Goldregen- und Fliederbäumen das hölzerne Fachwerk der alten Häuser stand. Wenn Diederich vom Märchen-buch, dem geliebten Märchenbuch, aufsah, erschrak er manch-mal sehr. Neben ihm auf der Bank hatte ganz deutlich eine Kröte gesessen, halb so groß wie er selbst l Oder an der Mauer dort drüben stak bis zum Bauch in der Erde ein Gnom und schielte her!
Fürchterlicher als Gnom und Kröte war der Vater, und oben-drein sollte man ihn lieben. Diederich liebte ihn …“
[Heinrich Mann: Der Untertan, 1918]

Wolfgang Staudte verfilmte den bekanntesten Roman von Heinrich Mann brilliant. Arte zeigt den Klassiker der Moderne heute um 23:20 Uhr. Die DEFA-Verfilmung hatte seinerzeit ungewöhlich großen Erfolg im Ausland. In der Bundesrepublik wurde der Film erst 1957 gezeigt und führte zu intentiven Diskussionen.

„In der deutschen Literatur ist er der Prototyp eines Nazi mit großem Verallgemeinerungsgrad. Die erste psychologische Analyse der Angst, der Dummheit und Grausamkeit; Elemente, aus denen sich die Mentalität eines durchschnittlichen Hitler-Faschisten zusammensetzt.“ [Martin Seymour-Smith]

Dienstag, 3. Oktober 2006

An den Schlaf


Komm, und senke die umflorten Schwingen,
Süßer Schlummer, auf den müden Blick!
Segner! Freund! in deinen Armen dringen
Trost und Balsam auf's verlorne Glück.

[Johann Peter Zu: An den Schlaf, 1741]

Montag, 2. Oktober 2006

Vor 116 Jahren geboren …

„Military intelligence is a contradiction in terms.
Military justice is to justice what military music is to music.“
[Groucho Marx]

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jump - 17. Dez, 19:18
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Das ist in der Nordeifel: Heimbach in Nebel und Sonnenschein.
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BusterG - 17. Dez, 00:21

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