Sonntag, 1. Oktober 2006

Vor 95 Jahren gestorben ...

„An jedem Punkt öffnet das Verstehen eine Welt (…) Die Relativität jeder Art von menschlicher Auffassung, ist das letzte Wort der historischen Weltanschauung, alles im Prozess fließend, nichts bleibend.“

[Wilhelm Dilthey: Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften, 1910]

Der Megatrend: Vorauseilende Absetzung

Wirklich Unglaublich was die Tage auf die arme Kirsten Harms einstürmt. Dabei werden sie spätere Generationen als Trendsetterin für vorauseilende Absetzung wegen unkalkulierbaren Sicherheitsrisiken feiern.

Ich denke hier etwa an diese unsäglichen Bierfeiern – ob sie nun auf Wiesn oder Wasn stattfinden – die doch jedem aufrechten Terroristen ein Dorn im Auge sein sollten. Besser also, das wird alles zügig geschlossen, bevor Bierkritische Humanisten dem ein blutiges Ende bereiten. Und wie verhält es sich denn mit dem Ladenschlussgesetz, das unzweifelhaft eine unglaubliche Provokation für das Heer der bekennenden Kosumwilligen ist? Weg damit, bevor Konsumterroristen alle Innenstädte in Sack und Asche bomben.

Und wer bitteschön ist denn noch in der Lage, das Sicherheitsrisiko, das von der Deutschen Bahn auf uns ausgeht, zu kalkulieren? Verspätungen, Zugausfälle und als wäre das nicht schon Bedrohung genug ein immer missmutig gelaunter Herr Mehdorn der ungefragt ewig-gleiche Interviews gibt – absetzen bitte, die paar Kunden, die der Bahn noch geblieben sind, kann auch der ADAC mit seinen Pannenwagen befördern.

Oder nehmen wir mal das innerörtliche Tempolimit: Zweifelt denn irgendjemand daran, dass dies ein absolut unkalkulierbares Sicherheitsrisiko für Porschefahrer darstellt? Diese Fahrzeuge sind überhaupt nicht dafür konstruiert durch Spielstrassen zu schleichen! Freie Fahrt für freie Bürger, weg mit der Tempo 30-Zone und Rückbau der Spielstrassen zu vierspurigen Schnellstrassen bevor der letzte Produktionsbetrieb nach Korea verlagert wird, weil hier der Fußgängerterror regiert!

Unkalkulierbar freilich auch die Risiken, die von der Agentur zur Vermehrung der Arbeitslosen für Arbeit respektive ihren Kunden ausgehen: Es doch nur eine Frage der Zeit dass sich Millionen von Hartz IV-Empfängern von ihren üppigen Sozialleisteungen bei Syrischen Mullahs massenhaft mit Kalaschnikows und Katjuscha-Raketen versorgen um damit auf eigene Faust mit ihrem Mercedes Geländewagen in Richtung Afghanistan aufzubrechen und sich den Taliban-Milizen anzuschließen. Absetzen – weg mit dieser Agentur!

Aber auch Frau Merkel und ihr alter Ego Münte sollten spätestens nach dem letzten Politbarometer wegen stark rückläufiger Anhängerzahlen vom Spielplan genommen werden, bevor ein bayrischer Gelegenheitspolitiker einen Putsch unternimmt.

Und wenn wir schon mal dabei sind, sollten wir unbeirrt weiter absetzen: Den Papst etwa, der alte Islamkritikerspezi muss natürlich gleichfalls abtreten. Das ist doch ein unkalkulierbares Risiko, dass der noch mal nach Deutschland kommt und wüste Staus verursacht, das wird bei dem doch langsam zur bösen Gewohnheit!

Danke, Kirsten Harms, für das Anfangen mit dem Absetzen und nun aber bitte weiter so, immer weiter …

Samstag, 30. September 2006

Vor 799 Jahren ...


Dschalal ad-Din Muhammad Rumi oder Dschalal ad-Din Mohammad al-Balchi, geboren am 30. September 1207 in Balch im damaligen Persien und heutigen Afghanistan, war einer der bekanntesten Sufisten und gilt als Gründer des Mevlevi-Derwischordens.

[Bildquelle: Luckysoul]


Suchend ging der Sheikh durch die Stadt mit einem Licht.
„Satt bin ich der Bestien, nach einem Menschen sehn ich mich.“

„Den“, sagen sie, „gibt es nicht, wir haben ihn gesucht.“
„Was es nicht gibt“, sagt er, „danach sehn ich mich“.

[Dschelaladdin Rumi: Aus dem Diwan]

Freitag, 29. September 2006

Vor 104 Jahren gestorben ...

„Was sind die ehrbaren Leute doch für Schurken.“
[Emile Zola: Germinal, 1885 - bei bibliopolis.fr das Original]

… wer die Butter hat, wird frech

Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass Butterbrote, wenn sie vom Tisch fallen, immer auf der belegten Oberseite landen? Wissenschaftler haben das Phänomen eingehend untersucht und herausgefunden, dass es an der Höhe unserer Tische liegt, von denen die Butterbrote herunter fallen: sie sind nämlich rund ein Meter hoch. Beim Fall aus dieser Höhe dreht sich ein Brot in der Regel einmal und landet auf der belegten Seite. Wären unsere Tische zwei Meter hoch, hätte das Brot Zeit genug, sich beim Fallen zwei Mal zu drehen und mit der Unterseite anzukommen. Andererseits hat ein zwei Meter hoher Tisch auch seine Nachteile. Darum solle es heute aber gar nicht wirklich gehen, sondern mehr um das Butterbrot an sich.

„Eine der schauerlichsten Folgen der Arbeitslosigkeit ist wohl die, dass Arbeit als Gnade vergeben wird. Es ist wie im Krieg: wer die Butter hat, wird frech.“
Weiss beredt Kurt Tucholsky zu berichten und siehe da die Butterbarone werden schon zum wiederholten Mal richtig frech und feiern heute den 8. Tag des deutschen Butterbrotes und ehren heuer den „Trend-Snack“ beziehungsweise die „top Zwischenmahlzeit für Groß und Klein“ mit dem Motto „Genuss neu erleben“. Herrschaftszeiten: Marketing kann doch so übersichtlich sein. Und gebe jetzt keiner die Spassbremse mit irgendwelchem Cholesterinquatsch ab, ist doch alles Pharmalüge ohne Gleichen und nur was für Butterfeinde vom Schlage Friedrich Nietzsches von dem bekanntlich

“ Gelobt sei, was hart macht! Ich lobe das Land nicht, wo Butter und Honig fließt“
überliefert ist. Die gute „deutsche Markenbutter aus Holland“ gibt’s allerdings exklusiv nur bei „Der kleine Kolonialwaren“. Verzehrtipp: Eine Scheibe Butterbrot mit Edamer, Hähnchengewürz und Nutella für grade mal 3,09 Euro ein echtes Schnäppchen. Und beim Kauen immer an das altehrwürdige irische Sprichwort denken:

„Was Butter und Whiskey nicht heilen, dafür gibt es keine Heilung.“

Donnerstag, 28. September 2006

Vor 88 Jahren gestorben ...

„Wundervoll ist die Nüchternheit des Trunkenen;
entsetzlich die Trunkenheit des Nüchternen.“
[Georg Simmel: Philosophische Kultur. Gesammelte Essays, 1923]

Das Kreuz mit den Haken

Die wackeren Baden-Württemberger, allen voran Bernhard Häußler, ein Staatsanwalt alter Schule, halten Hakenkreuze – auch wenn sie durchgestrichen sind und offensichtlich von Nazigegnern getragen werden – für mindestens genauso strafbar wie jene, die der ehemalige Ministerpräsident Filbinger an seinem Richterkragen trug.

Es geht hier keinesfalls um Gesinnung betont Häußler und das ist im Grunde auch sehr verständlich, schließlich kann ja etwas, das durchgestrichen wurde, nicht einfach deshalb besser respektive weniger strafbar sein als das Original. Überhaupt ist das ja eine gefährliche Sache mit der Negation. Welcher mündige Bürger kann denn – insbesondere zur Wasenzeit – immer verbindlich zwischen antifaschistisch und NSDAP unterscheiden? Und welches von beiden war grade noch mal das Böse?

Ob der Punk-Versand Nix gut jetzt Hakenkreuze verkloppt oder Durchgestrichene, Zerbrochene, Zertretene, im Mülleimer Liegende, für solche feinsinnigen Beobachtungen hat ja nun weder ein Staatsanwalt noch ein mündiger Bürger Zeit.

Und wenn wir schon mal dabei sind, sollten wir nicht zu kleinmütig aufhören mit dem aufräumen: Raus mit den Hakenkreuzen aus den Geschichtsbüchern! Die von zahllosen Pisa-Studien und zyklischen Rechtschreibreformen gegeißelten Schüler werden’s uns danken wenn die Deutsche Geschichte so um die 1930 ein kleines Päuschen einlegt um dann 1945 mit Adenauer die neue Goldene Ära … ja, ja genau Herr Häußler, so machen wir das ….

Mittwoch, 27. September 2006

Vergangen, vergessen, vorüber, ....

Nu ist ja bekanntlich der Mensch nach Schopenhauer grundsätzlich schuldig, ja hängenswert, aber ist das ein Grund, dass der Anteil der Menschen, die laut einer Studie der amerikanischen Sozialpsychologin Carin Rubinstein depressiv aus dem Urlaub zurückkommen, elf Prozent (in Zahlen: 11) beträgt?

Also jetzt noch mal ganz in Ruhe und völlich unter uns: Mensch spart sich bisserl Urlaub vom Munde was sagich vom kargen Geld fürdie Eggkneipe ab um die schönsten Wochen im Jaar inne Deutsche Dominikanische Republik oder auffe Malle zu verbringen und grade mal jeder zehnte kommt zurück und is deprimässig angeschlagen, also eben nicht so ultrabrutalgut drauf wenner zurückkommt und die kleine Animateuse nicht mitgekommen ist und ihn am Morgen mit unschludich blauen Augen gleich nach dem Aufwachen aussem Koma fragt: Härr Müller gehma Wolleybaal schbiele? Das ist jetzt nicht mehr - plötzlich also vorbei, die schönzten Taache im Jaar un grade mal elf Brozent schlägt das aufs Gemüt.

Was sagt dazu denn unser Frederl, der ewige Top-Experte für Fern- wie Heimweh der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts, heutiges Geburtstagskind und auch vorläufig unvergessener „singender Seemann“ (ausgerechnet ein gebürtiger Österreicher) also?

Vergangen, vergessen, vorüber,
Vergangen, vergessen, vorbei.
Die Zeit deckt den Mantel darüber,
Vergangen, vergessen, vorbei.

Wer kann wissen, wo wir einmal landen.
Wer kann wissen, was einmal geschieht.
Wer kann wissen, ob wir einmal stranden.
Immer ist es nur das gleiche Lied.

Vergangen, vergessen, vorüber, ....

Nicht ein Kreuz steht auf den weiten Meeren.
Wo so manches Schiff im Sturm zerschellt.
Nicht ein Wort und nirgendwo ein Name,
Daß ist Seemanslos auf dieser Welt.

Vergangen, vergessen, vorüber, ....

[Freddy Quinn: Vergangen, vergessen, vorüber]

Sonntag, 17. September 2006

Reisen ist Schund

"Des Reisens vorerst wieder genug. Reisen ist Schund. Reisen heißt, sich über grobe und spitzbübische Menschen ärgern, von Leuten bedient werden, die zu wenig Zeit für mich haben, weil sie zu viele bedienen müssen, die fortschnurren, wenn ich etwas frage, etwas bestelle. Reisen heißt in Zimmern wohnen, wo der Stiefelknecht fehlt oder zu weit, wo der Schrank nicht schließbar ist, weil der Reisende in Twist oder auch die Gräfin X. gestern aus Versehen den Schlüssel mitgenommen hat, oder der Schlüssel zwar steckt, aber nicht geht. Reisen heißt in dummen Betten schlafen (Italien ausgenommen), auf unsinnig konstruierten Sesseln, in wahnsinnig gepolsterten Coupés sitzen. Reisen heißt schamlos wohnen, in Gasthöfen nämlich, wo überall die Zimmer nur durch eine dünne Türe vom Nachbarzimmer getrennt sind; der hört also jeden Laut, und die Folge ist, daß man notwendig meinen muß, er sehe einen auch, zum Beispiel nackt beim Hemdwechsel; reisen heißt mit absurden Menschen sein müssen, wenn man einsam sein will, am meisten, wenn man mit der keuschen Natur andächtig verkehren möchte, dagegen einsam sein, wenn man sich nach Menschen sehnt; reisen heißt ewig packen müssen, und ein Fürst hat es nur scheinbar besser, ihm besorgt die Sache sein Marschall durch die Bedienten, aber wer besorgt ihm seinen Marschall und wer besorgt ihm, daß er nicht besorgt, sein Marschall besorge es ihm nicht recht? Dennoch muß man reisen, denn der Schund stärkt den Charakter. Und übrigens nachher vergißt man all die Not und eine Welt neuer Anschauungen – wenn anders man zu schauen wußte – bleibt. – Nebenher auch Argument gegen den Pessimismus."

[Friedrich T. Vischer: Auch Einer, Eine Reisebekanntschaft, 1879]

Samstag, 16. September 2006

Kleine Reise

"Ich hatte mich mehr als vier Monate lang den wildesten und schädlichsten nächtlichen Ausschweifungen ergeben, denen ein Mensch unterliegen kann, wenn die natürliche Anlage zum Laster des Arbeitens bei ihm mächtiger ist als die Gabe bedachtsamen Maßhaltens. Es war so weit gekommen, daß ich früh um acht ins Bett ging und nachmittags um vier aufstand. Mitternacht war für mich Mittag geworden, und ich vernahm sowohl die nächtlich schluchzende Nachtigall wie die morgendlich tirilierende Lerche, nicht zu vergessen das biedere Käuzchen, das so seltsam klagt, wenn es verliebt oder hungrig ist. So viel Musik geht auf die Nerven. Ein guter Freund drückt mir ein Köfferchen und etwas Reisegeld in die Hand, zitierte die Lehren von Nervenärzten der verschiedensten wissenschaftlichen Ueberzeugungen, die aber alle darauf hinausliefen, daß der Mensch in der Nacht schlafen soll, und setzte mich mit diesen Worten vor die Tür:

Fahre wohl! – Wieso? fragte ich; ich sehe kein Automobil, und ich würde mich selbst Lügen strafen, wenn ich mit der Eisenbahn reiste. Ich bin doch kein Frachtstück. – Du sollst auch nicht zu deinem Vergnügen, sondern zur Strafe reisen, antwortete der grausame Freund, und außerdem macht es einen besseren Eindruck, wenn du mit der Eisenbahn fährst. Die dritte Klasse wird am wenigsten übelgenommen."

Und so weiter

[Otto Julius Bierbaum: Kleine Reise, 1908]

Freitag, 15. September 2006

Badereise

»Ein Gelehrter, der den ersten Juli mit seiner Tochter in seinem Wagen mit eignen Pferden ins Bad Maulbronn abreiset, wünscht einige oder mehre Reisegesellschafter.« - Dieses ließ der verwittibte ausübende Arzt und anatomische Professor Katzenberger ins Wochenblatt setzen. Aber kein Mensch auf der ganzen Universität Pira (im Fürstentume Zäckingen) wollte mit ihm gern ein paar Tage unter Einem Kutschenhimmel leben; jeder hatte seine Gründe - und diese bestanden alle darin, daß niemand mit ihm wohlfeil fuhr als zuweilen ein hinten aufgesprungener Gassenjunge; gleichsam als wäre der Doktor ein ansässiger Posträuber von innen, so sehr kelterte er muntere Reisegefährten durch Zu- und Vor- und Nachschüsse gewöhnlich dermaßen aus, daß sie nachher als lebhafte Köpfe schwuren, auf einem Eilboten-Pferde wollten sie wohlfeiler angekommen sein und auf einer Krüppelfuhre geschwinder.

Und so weiter …

[Jean Paul: Dr. Katzenbergers Badereise, 1809]

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Laura Kinderspiel - 12. Nov, 11:30
wow..
..echt "hot" diese Sonnenblumen.. seit langem die beste...
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huflaikhan - 26. Dez, 16:15
Hatschi
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jump - 17. Dez, 19:18
So weit!
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BusterG - 17. Dez, 00:21

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