Dienstag, 8. Mai 2007

Alles Klar Horst

Horst „Notfalls“ K. - Die Presseschau

Die CDU nimmt mit Respekt zur Kenntnis
und begrüßt es (der Pofalla mal wieder)
dass Horst „Notfalls“ K.
In aussichtsloser Lage (Berliner Zeitung)
Solchen Zumutungen ausgesetzt (General-Anzeiger)
Zum Handlanger gestempelt (Leipziger Volkszeitung)
Die Debatte um Klar beendend (Münchner Merkur)
Gnadenlos souverän entscheidet (der Heil, Hubertus)
War es eine vertane Chance (Claudia R.) oder
Eine kluge und weise Entscheidung
gegen einen Serienmörder (Guido „grottenpeinlich“ W.)

Einsam links antäuschen und rechts durchziehen
wieder wählbar geworden
für den Hypotheken-General Markus S. der
Ausdruck unsäglicher Dummheit ist (sagt der Mahrenholz)
Beckstein, Goll und Stoiber fandens auch klasse.
Merkel rät jenen aber auch,
nicht zu sehr zu triumphieren.

Offen will ich sein und notfalls unbequem (Horst „Notfalls“ K. daselbst)
sagt der Sohn bessarabiendeutscher Bauern, geboren
als siebtes von acht Kindern in Polen
im vorletzten Kriegsjahr
Aber es wollten ja alle Härte zeigen, Rächen dürfen
Das ist die „kulturelle Sicherheit durch Leitkultur“ (Grundsatzprogramm der CDU)
Unbequem eben nur Notfalls.

Montag, 7. Mai 2007

Das ist vollzogen

Das ist vollzogen, Basalt. Geronnener Ursturm. Gegend fremdeigen. Rötlich umbuscht, bestimmt, fernzitternd Geleise eines Waldwegs. Wohin? Das soll Kindererde sein. Heimat. Mehr als die besondere Heimat. Die Besuchsheimat, meines Vaters Dorf. Ein Etwas folgt mir. Ein Ochse vermutlich. Stumm. Mein Ahnen spürt Hörner über der Beuge. (...)

[Peter Hille: Banger Traum. Karma]

Sonntag, 6. Mai 2007

Gruß zu Haus un Tach zusammen

Dann bald ist Obduktion im Café Größenwahn
schnell die nächste Leiche auf den Tisch
dann wird aufgemacht und dann wird nachgedacht
dann wieder zugemacht und sich kaputtgelacht

Denn in jeder Leiche ist ein Kind versteckt
das nach Zukunft fragt und nach Frühling schmeckt
und sich dann erschreckt

[Hanns Dieter Hüsch]

Samstag, 5. Mai 2007

MarxRechnen

„Habe ich eine gegebene Zahl, sage 8, […] machte der Profit 6 aus und der Arbeitslohn 2, so könnte der Arbeitslohn auf 6 steigen und der Profit auf 2 fallen, und doch bliebe der Gesamtbetrag 8.“

Schreibt Geburtstagskind Karl Marx im Kapitel „Produktion und Löhne“ seines Traktates „Lohn, Preis und Profit“. Zu meiner Zeit (Sätze die mit den Worten „Zu meiner Zeit“ beginnen, lösen bei mir ja grundsätzlich Krampfaderalarm aus, in diesem Fall selbstredend grundlos, da der Satz ja ein guter sein muss, weil er aus meinen Tasten stammt). Zu meiner Zeit also, wurde so was noch im Studium gelesen. Kleiner, überschaubarer, wöchentlicher Studienkreis, einskommafünf Stunden ohne Akademisches Viertel und natürlich ohne lästiges Lehrpersonal. Es wurde gelesen und - nachdem die orthodoxen Kommilitonen höflich aber bestimmt ausgeladen waren - zumeist recht verhalten aber ergebnisorientiert interpretiert. Und was soll ich sagen: drei von diesem Kreis lächeln mich heute hin und wieder von verwegen-inhaltlosen Wahlplakaten an. Einer wurde gar „liberal“ vor lauter Marx-Studium und ich danke mir und wem auch immer dafür, dass ich vor solcher Unbill bislang verschont wurde und hoffentlich auch künftig werde. Bevor ich mich hier jedoch ganz ins Biographische verrenne (das Marbacher Literaturarchiv soll ja dereinst auch noch etwas zu tun haben), fasse ich nochmals den Satz von Herrn Marx zusammen: P (Produktion) = 8, Pr (Profit) = 6, A (Arbeitslohn) =2 wobei gilt: P = Pr +A.

Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser warnte die Tage noch die IG Metall vor einem Rückfall in „Zeiten des Klassenkampfes“, was ich in Anbetracht des ridikülen Slogans „Gebt uns die Prozente her, sonst bleiben die Fabriken leer“, der mir noch vorgestern anlässlich eines Warnstreiks ins halbtaube Ohr skandiert wurde, als schiere Realitätsverleugnung wenn nicht gar –verlust deuten möchte. Der Bundesverdienstkreuzträger am Bande fürchtet sich mithin vor jenen Zeiten als der Herr Marx noch ordentlich und einprägsam vorrechnete. Die Formeln der sozialen Markwirtschaft werden dagegen zunehmend unüberschaubarer: Der Metall-Vertrag hat eine Laufzeit von 19 Monaten. Für April und Mai wurde eine Einmalzahlung von je 400 Euro vereinbart, dann werden zwölf Monate lang 4,1 Prozent mehr bezahlt, schließlich, von Juni 2008 an für die restlichen fünf Monate 1,7 Prozent. Zusätzlich wird dann ein so genannter Konjunkturbonus in Höhe von 0,7 Prozent ausbezahlt. Endgültig vorbei also der Klassenkampf Marxscher Ausprägung mit einfachen Gleichungen aus natürlichen Zahlen und dem gewissen Sieg des Proletariats in der letzten Folge.

Wen wundert es daher, wenn nun die Gewerkschaft nach dem Abschluss von einer insgesamt 5,8-prozentigen Erhöhung sprach, der IG Metall-Bezirksleiter und Verhandlungsführer Jörg Hofmann in Sindelfingen dagegen von einer „ordentlichen Vier vor dem Komma“ und zeitgleich die Arbeitgeberseite eine Kostenbelastung von höchstens 3,3 Prozent über den gesamten Zeitraum errechnet?

„Jede Wahrheit ist doch nur Wahrheit bis zu einem gewissen Grade, wenn sie diesen überschreitet, so kommt der Kontrapunkt, und sie wird Unwahrheit“ schreibt Kierkegaard, unser zweites Geburtstagskind, in sein Tagebuch und will damit zur Geltung bringen, dass „Wahrheit“ nicht in Sätzen gelehrt werden könne, sondern eine Bewegung des Menschen in der Zeit sei. Oder einfacher ausgedrückt: Man mache im Rahmen von Tarifverhandlungen den Term lange genug, damit jeder sich eine Zahl nach Belieben errechen oder einfacher noch auswählen kann.

Nun freilich sind alle Warnungen zu spät, Tarifmathematiker, die Dutzendweise auf beiden Vertragswseiten Beschäftigung gefunden haben, fordern ihren Tribut. Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis Logarithmen Eingang finden in Tarifabschlüsse, Gewerkschaften werden schon bald von einer „ordentlichen Wurzel aus 3,4 bei einer Laufzeit von 324 Tagen“ sprechen, unabhängige Berater werden die Tarif-Mengenlehre mit der Arbeitsplatz-Bruchrechnung vereinen und Verhandlungsleiter der Arbeitgeberseite von einer „vertretbaren Potenz der 1,3“ für die Restlaufzeit der ersten 21 Monate sprechen abzüglich des Konjunturmalus versteht sich bei gleichzeitiger Halbierung des relativen Gehmirblosswegquotienten. Und unser aller Kurt Beck wird keine Sekunde zögern und ins erstbeste Mikrofon den Triumph der Tarifautonomie proklamieren. So wird das kommen, da bin ich ehemaliges Mitglied jenes kleinen, überschaubaren Marx-Studienkreises aber ganz und gar sicher. Doch, doch.

Freitag, 4. Mai 2007

we're the poison in your human machine

„Vermauert ist dem Sterblichen die Zukunft“ ist vom altehrwürdigen Friedrich von Schiller überliefert und dennoch pflegt sich die Zukunft recht unangemeldet einzustellen und letztlich leben wir ja in der Zukunft von gestern, die es eigentlich nicht gibt: Grade mal 30 Jahre ist es her, als die Sex Pistols No Future für die Queen propagierten. Die Gruppe selbst hatte viel Zukunft, lediglich Sid Vicious, scheint sich das ganze „live fast, die young“ etwas zu sehr zu Herzen genommen haben. Warum wir, hochverehrte Leserschaft, diese Prognose so scheinbar unbeschadet um immerhin 30 Jahre überlebt haben, sollte uns Entschleunigungsexperten doch ein kurzes Innehalten wert sein.

When there's no future how can there be sin
we're the flowers in the dustbin
we're the poison in your human machine
we're the future, your future!

Malcolm McLaren, der Manager der Pistols, hatte zur rechten Zeit verstanden, dass in einer Zeit, in der Abba-Klone jeden Quadratzentimeter Bühne besetzten, nicht Musik zum Erfolg führen konnte, sondern das Image der Rebellion. Für manch (wenig textsicheren) 68er gesellten sich zu den vergangenheitslosen Nazigroßvätern nun die zukunftslosen Enkelkinder und die Medien stürzten sich auf die zwei Worte einer Band mit allenfalls ein paar Hundert Zuhörern.

„The best of prophets of the future is the past” wusste schon der hoffnungslos romantische Lord „dirty old man“ Byron zu berichten und die britische Queen, ganz „live slow, die older“, wie soll ichs sagen, steht immer noch mit sehr grenzwertigen Kostümen und Assessoires entschleunigt in unserer Gegenwart herum.

Donnerstag, 3. Mai 2007

Die größte Sünde

Mein neuer Nachbar, soviel sollte ich dieser gänzlich unbedeutenden Randnotiz vielleicht vorausschicken, rechnet sich offensichtlich einer anderen sozialen Identität zu als ich oder gar die etwas verwirrte Bewohnerin eines Altersheim ganz in meiner Nähe es tun. Jene drei Handlungsträger trafen sich jedenfalls heute gegen 10 Uhr an einem überdurchschnittlich sonnigwarmem Maitag in der beschaulichen Beethovenallee und Henri Tajfel, Urvater der berühmten Tajfels Minimalgruppen-Experimente hätte sicher ganz und gar anders über diesen nur scheinbar unbedeutenden Zusammenhang berichtet. Nun ist aber bedauerlicherweise Henri Tajfel vor 25 Jahren in Oxford an Krebs gestorben, so dass Sie nun eben mit meiner gänzlich anderen Schilderung vorlieb nehmen müssen.

Alte Vögel sind schwer zu rupfen weiß ja der Volksmund. Vielleicht glaubte ja deswegen mein neuer Nachbar er könnte mit seinem silbernen Porsche-Geländewagen mit so stark überhöhter Geschwindigkeit am nahen Altersheim vorbeidonnern, dass eine die Strasse kreuzende Bewohnerin sich nur noch durch einen beherzten Sprung in meine Fahrbahn zu retten glauben konnte. Der Herr Nachbar fuhr jedenfalls unbeeindruckt weiter und ich - samt zwei Flaschen soeben erstandenen besten Abruzzenweins - mit meinem dunkelgrünen Stahlross in die hellblau getönte, bockspringende Greisin.

Der Montepulciano jedenfalls hatte ein wundervolles Jahr 2004 in den besten Lagen des Castello di Salle in 800 Metern zugebracht wo er von morgens bis abends von der lieblich mild-gütigen Sonne der Abruzzen tagein wie tagaus beschienen wurde. Hernach bettete der (mir persönlich bekannte) eher kleinwüchsige Bologneser Raffaelle ihn mit der unnachahmlichen Souveränität und Gelassenheit eines Spitzenkellermeisters zwei Jahre zur Reife und Ruhe acht Meter unter der Abruzzenerde in ein aus dem Kalkstein gehauenes Gewölbe in frische Eichenfässern aus den Dolomiten Südtirols bevor er nach umsichtiger Alpenüberquerung bestgelaunt von meiner wie immer bezaubernden Weinhändlerin in meine fürsorglichen Hände übergeben wurde und ich ihn mit größter Hochachtung und unter weitestgehender Vermeidung jedweder unbotmäßigen Erschütterung in Schrittgeschwindigkeit ins Nahe Zuhause chauffierte. Bis eben jener Nachbar und jene Blaugetönte meinen Weg kreuzten.

Als ich kurz darauf erneut bei meiner Weinhandlung eintrat und den Vorgang betroffen schilderte, sah mich mein liebster Weinhändler aus traurigen, 80-jährigen Augen an und sprach, seine Gattin an der wogenden Hüfte beherzt umfassend, an sich ziehend und in wie abwesendem Tonfall: „Wein verschütten ist die größte Sünde“. Inständig bat ich in das betroffene Schweigen hinein noch darum, die ganze Angelegenheit dem (mir persönlich bekannten!) Bologneser Raffaelle nicht anzutragen. Auch wenn er kleinwüchsig ist, hätte er sicher erwartet, dass ich ohne Rücksicht auf Greisin, Porsche und Schürfwunden alles zur Rettung seiner beiden Flaschen getan hätte und versprach zudem mutig, den nichtswürdigen Nachbarn bei nächster sich bietender Gelegenheit zur Rede zu stellen. Ob ich noch einmal zwei Flaschen kaufen kann?

Nicht von jetzt, nicht von hier

Wo werden wir sein, wenn diese Blüten zu Früchten werden
Im engen Dazwischen, wenn die Blüte keine Blüte mehr ist
Und die Frucht noch keine Frucht.

[Jehuda Amichai: Dazwischen]

Mittwoch, 2. Mai 2007

Traktat vom Licht

Licht ist Vehikel der Gemeinschaft des Weltalls;
ist dies echte Besonnenheit in der geistigen Sphäre nicht ebenfalls?

[Novalis: Traktat vom Licht 2113, Neue Fragmente]

Dienstag, 1. Mai 2007

Wessen Morgen ...



Vorwärts und nicht vergessen
und die Frage konkret gestellt
beim Hungern und beim Essen:
Wessen Morgen ist der Morgen?
Wessen Welt ist die Welt?

[B. Brecht]

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Seit langen das beste...
Seit langen das beste Gedicht was ich gelesen habe....
Laura Kinderspiel - 12. Nov, 11:30
wow..
..echt "hot" diese Sonnenblumen.. seit langem die beste...
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Danke
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huflaikhan - 28. Aug, 08:25
Ich mag sowas ja sehr...
Ich mag sowas ja sehr gerne lesen, vor allem richtig...
huflaikhan - 26. Dez, 16:15
Hatschi
... ok, bin wieder auf dem Boden der Tatsachen.. ;-)
jump - 17. Dez, 19:18
So weit!
Ja genau, also doch schon gar sooo weit ;-).
BusterG - 17. Dez, 00:26
Das ist in der Nordeifel:...
Das ist in der Nordeifel: Heimbach in Nebel und Sonnenschein.
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Geschätzte Wassertemperatur:...
Geschätzte Wassertemperatur: ca zwei Grad, also vielleicht...
BusterG - 17. Dez, 00:23
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Natürlich ist das ...
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BusterG - 17. Dez, 00:21

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