The greater the hall of darkness beyond
[Patty meditiert auf der Grand Parade für Karma]
„It’s all meaningless. The more doors we open, the greater the hall of darkness beyond“ schrieb Kevin Myers gestern im Irish Independent grad so als ob er das Meeting schon vorausgeahnt hat und mich mal eben vorwarnen wollte. Welches ungeschriebene Gesetz verlangt eigentlich, dass Menschen, die sich um Prozessverbesserung bemühen, wie streunende Steuerprüfer behandelt werden? Als ich gestern ankam war jedenfalls schon allerhand auf einem handfesten Buffet aufgehäuft und nach grade zwei Stunden Besprechung sollte dann als Lohn für die harte Arbeit „as a diversion“ eine exklusiv für uns gebuchte Brauereibesichtigung durchgeführt werden (mit ausführlicher Verköstigung versteht sich). Unpopulärerweise habe ich an der Brauereichose nicht teilgenommen und gleich mal einen ausführlichen Abendtermin anberaumt - die einzige Tageszeit die für das Projekt wichtigen Menschen zu sehen; hinter meinem Rücken tuschelte es hörbar „typical German“.
Der Herr, der es sich da auf den Stufen des Globe Cine in der, wie meist, sehr belebten Grand Parade bequem gemacht hat, ist, obwohl er in Kilkenny geboren, unverständlicher Weise nicht rothaarig wie es sich für einen Iren, zumal er auch noch Patty heißt, gehört. „Only really smart guys read poets in this fuckin pub“ hat er mich gestern Abend im „Preachers“ in der Washington Road freudig erregt angesprochen. Solch originelle Ansprache muss dringend belohnt werden dachte ich noch und habe ihn zu einem Pint Murphys eingeladen. Von rechts verteilte kurz darauf ein sehr rotgesichtiger Peter Bier, weil er grade Roooory Gallagher oder dessen Inkarnation im Gitarrenladen um die Ecke gesehen haben will. Sein Kumpel Liam gab die nächste Runde und hat „the Germans“ in seinem hellblauen Polyester-Trainingsanzug heftig hochloben lassen, weil die angeblich Gewehre zur Unterstützung des irischen Unabhängigkeitskampfs geschickt haben. Angekommen sind die ja nicht habe ich dann noch beschwichtigt aber die Hauptsache, sagt er dann, ist doch die Absicht – schönes Land hier, wo ein „gut gemeint“ noch soviel gilt.
Und während wir uns drohen festzutrinken frage ich Patty, dem die Rastalocken bis zur Hüfte reichen, was er denn so treibe. Worauf er mir erklärt, er sammle Karma durch öffentliche Meditation. “Unbelievable“ murmelt es da vom meist schweigsamen Peter her, aber ich vermute, das ist immer noch dem Umstand der Begegnung mit Roooory geschuldet, als dem eher unorthodoxen Betätigungsfeld. Mein Gegenüber legt aber gleich nach nachdem er genüsslich leergetrunken hat: „I am fuckin sick of playing the fuckin fall guy for folks.” Und da ich nur kurz darüber nachdenke, ob und wie sich der inflationäre Gebrauch des Wortes „fucking” auf das Karma-Konto auswirken könnte, gebe ich mich als Karmapunktesammelkollegen zu erkennen – was sicher auch der Tatsache geschuldet ist, dass ich nun schon etwas Bierlaune verspüre. Bei ihm löst dies dagegen unmittelbar den Reflex aus eine Runde auszugeben.
Die Einladung, anderntags mit ihm öffentlich zu meditieren um kollektiv Karmapunkte zu sammeln, musste ich, der sich nun mal auf Doppelhaikus spezialisiert hat, freilich ablehnen. Aber in der Mittagspause hab ich den in sich versunkenen Sammler Patty schuhlos auf der Steintreppe gesehen und mir gedacht: Ganz so meaningless wie der Herr Myers das gestern im Irish Independent gesehen haben will, ist am Ende vielleicht „the greater the hall of darkness beyond“ in die wir durch Neugier geraten gar nicht. Aber kurz bevor ich einen Blick auf die uns verborgene Wahrheiten werfen konnte, setzte ein jämmerlicher Sturzregen ein und alle Einsicht in die uns auf ewig verborgene Weltregie war leider wieder zum Teufel. Ich musste zu meinen Irren zurück nicht ohne vor den nächsten unpopulären Entscheidungen ein Dutzend West Coast Austern vom Buffet entwendet zu haben, wenn die mich schon als Steuerprüfer sehen, muss das einfach sein.
„It’s all meaningless. The more doors we open, the greater the hall of darkness beyond“ schrieb Kevin Myers gestern im Irish Independent grad so als ob er das Meeting schon vorausgeahnt hat und mich mal eben vorwarnen wollte. Welches ungeschriebene Gesetz verlangt eigentlich, dass Menschen, die sich um Prozessverbesserung bemühen, wie streunende Steuerprüfer behandelt werden? Als ich gestern ankam war jedenfalls schon allerhand auf einem handfesten Buffet aufgehäuft und nach grade zwei Stunden Besprechung sollte dann als Lohn für die harte Arbeit „as a diversion“ eine exklusiv für uns gebuchte Brauereibesichtigung durchgeführt werden (mit ausführlicher Verköstigung versteht sich). Unpopulärerweise habe ich an der Brauereichose nicht teilgenommen und gleich mal einen ausführlichen Abendtermin anberaumt - die einzige Tageszeit die für das Projekt wichtigen Menschen zu sehen; hinter meinem Rücken tuschelte es hörbar „typical German“.
Der Herr, der es sich da auf den Stufen des Globe Cine in der, wie meist, sehr belebten Grand Parade bequem gemacht hat, ist, obwohl er in Kilkenny geboren, unverständlicher Weise nicht rothaarig wie es sich für einen Iren, zumal er auch noch Patty heißt, gehört. „Only really smart guys read poets in this fuckin pub“ hat er mich gestern Abend im „Preachers“ in der Washington Road freudig erregt angesprochen. Solch originelle Ansprache muss dringend belohnt werden dachte ich noch und habe ihn zu einem Pint Murphys eingeladen. Von rechts verteilte kurz darauf ein sehr rotgesichtiger Peter Bier, weil er grade Roooory Gallagher oder dessen Inkarnation im Gitarrenladen um die Ecke gesehen haben will. Sein Kumpel Liam gab die nächste Runde und hat „the Germans“ in seinem hellblauen Polyester-Trainingsanzug heftig hochloben lassen, weil die angeblich Gewehre zur Unterstützung des irischen Unabhängigkeitskampfs geschickt haben. Angekommen sind die ja nicht habe ich dann noch beschwichtigt aber die Hauptsache, sagt er dann, ist doch die Absicht – schönes Land hier, wo ein „gut gemeint“ noch soviel gilt.
Und während wir uns drohen festzutrinken frage ich Patty, dem die Rastalocken bis zur Hüfte reichen, was er denn so treibe. Worauf er mir erklärt, er sammle Karma durch öffentliche Meditation. “Unbelievable“ murmelt es da vom meist schweigsamen Peter her, aber ich vermute, das ist immer noch dem Umstand der Begegnung mit Roooory geschuldet, als dem eher unorthodoxen Betätigungsfeld. Mein Gegenüber legt aber gleich nach nachdem er genüsslich leergetrunken hat: „I am fuckin sick of playing the fuckin fall guy for folks.” Und da ich nur kurz darüber nachdenke, ob und wie sich der inflationäre Gebrauch des Wortes „fucking” auf das Karma-Konto auswirken könnte, gebe ich mich als Karmapunktesammelkollegen zu erkennen – was sicher auch der Tatsache geschuldet ist, dass ich nun schon etwas Bierlaune verspüre. Bei ihm löst dies dagegen unmittelbar den Reflex aus eine Runde auszugeben.
Die Einladung, anderntags mit ihm öffentlich zu meditieren um kollektiv Karmapunkte zu sammeln, musste ich, der sich nun mal auf Doppelhaikus spezialisiert hat, freilich ablehnen. Aber in der Mittagspause hab ich den in sich versunkenen Sammler Patty schuhlos auf der Steintreppe gesehen und mir gedacht: Ganz so meaningless wie der Herr Myers das gestern im Irish Independent gesehen haben will, ist am Ende vielleicht „the greater the hall of darkness beyond“ in die wir durch Neugier geraten gar nicht. Aber kurz bevor ich einen Blick auf die uns verborgene Wahrheiten werfen konnte, setzte ein jämmerlicher Sturzregen ein und alle Einsicht in die uns auf ewig verborgene Weltregie war leider wieder zum Teufel. Ich musste zu meinen Irren zurück nicht ohne vor den nächsten unpopulären Entscheidungen ein Dutzend West Coast Austern vom Buffet entwendet zu haben, wenn die mich schon als Steuerprüfer sehen, muss das einfach sein.
BusterG - 11. Sep, 08:06
das ist gut!