Showtime on Moore Street
Margie ist nach eigener Aussage die beste Fischverkäuferin ganz Irlands und als ich am Spätnachmittag eines für irische Verhältnisse eher warmen und eher regenarmen Tages in der Moore Street vorbeikomme, riecht es schon ziemlich was streng. Den Fisch köpft sie (was ist das eigentlich für einer, hab ich ganz vergessen zu fragen) mit der schon in Cork beobachtbaren Inbrunst, wahrscheinlich eine conditio sine qua non in diesem Beruf für langjährige Zufriedenheit – Berufsberater sollten diesen meinen ungeheuer brillanten Gedanken bitte eilfertig notieren. Als ein Umstehender fragt, ob sie der Fischgeruch nicht stört lacht sie keck auf und antwortet: „My husband really loves it“ hält dabei trotzig das ‚o’ bis ihr fast die Luft ausgeht und verteilt unentwegt Luftküsse. Und es bewahrheitet sich so erneut: Echte Showtalente werden auf der Straße geboren.
Die Comedy-Shows im Ha’penny Bridge Inn am Wellington Quay waren einmal ein must have (wenn ‚Großväterchen Buster erzählt’), insbesondere dann, wenn sich ambitionierte Laien vors Publikum wagten. Dieses war schließlich dafür bekannt, dass es unerbittlich urteilte: Bei Nichtgefallen wurden die Akteure regelrecht und gnadenlos von der Bühne gepfiffen, kamen die Gags an, durfte man nicht von der Bühne abgehen. Zwischenzeitlich hat das Publikum allerdings so großen Gefallen an der rüden und vernichtenden Kritik gefunden, dass jeder Darbieter unabhängig von der Qualität des Beitrages nach spätestens zwei Minuten die Bühne verlassen muss. Dafür auch noch Eintritt zu zahlen ist nicht jedermanns Sache.
[Rob Williams, „don’t call me Robbin I’m not rotten“]
Einzige Alternative bleibt der International Comedy Club im ersten Stock der International Bar in der Wicklow Street. Auf dem Foto ist Rob Williams zu sehen wie er auf einer Alt- und Sopranmelodica ein Meat Loaf-Medley spielt und dabei noch den Leadsänger gibt. Sein Lieblingsgag beschäftigt sich damit, wie Sprache sich im Laufe der Zeit verändert:
Früher waren seltene Dinge so selten wie Nadeln im Heuhaufen.
Dann kam das Heroin und überall lagen Nadeln herum.
Dann kam das Farmensterben und nirgendwo gab es mehr Heu oder gar Haufen davon.
Heute sind seltene Dinge so selten wie …
(Jetzt, vieltausendköpfige Leserschaft, bitte den Witz selbst zu Ende führen und dabei die Zeit stoppen, ich frage das die Tage noch mal nach …).
BusterG - 20. Sep, 06:30
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