Bei Gefahr

Bild-107

„Angst ist bei Gefahr das gefährlichste“ wusste Heinrich Heine zu berichten und einer seiner vielleicht berechtigsten Kritiker gleich hinterher: „Die Gefahr des Wortes ist die Lust des Gedankens. [Karl Kraus: Heine und die Folgen]. Wozu sich in Gefahr begeben, wozu sollte man im Falle des Falles, und nur darüber reden wir, noch an etwas wo auch immer ziehen, wissen wir doch seit über zweitausend Jahren: „Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um.“ [Sirach 3.27].

Und wie langweilig ist das grade noch mal und was ist das, bitteschön, für eine rotweiße Stange am linksoberen Bildrand (am Ende ists, ich neige heute sehr zum Metaphysischen, die magere Hand Gottes) und soll uns die Nummer ‚103’ jetzt aber wirklich vermitteln, dass in mindestens ebenso vielen Fällen für Gefahrenabwehr gesorgt wurde? Und was, bitteschön, ist dieser weiße Zug für ein ganz und gar undeutbares Symbol der öffentlichen Beförderung? Und wohin, weshalb, warum auch und fährt der neuerdings schienenlos, übers Meer? Und da links sehe ich auch noch einen weißen Rorschachtest bei dem ich sofort eine spätnachts ausgekotzte, Pizza Nummer 63 assoziiere? Sieht das hilfsbereit unordentlich hervorquellende rote Seil nicht aus, als hätte es schon mehrfach Gefahr gegeben?

Ein Stöckchen wurde geworfen das nach einem ‚Foto im Raum und seiner Geschichte’ fragt. Von einem Doktor übrigens - nicht dass ich auf Titel sonderlich Wert legen würde nachdem ich mir erhebliche Teile meiner Studien damit finanzierte, anderer Leute Arbeiten zu schreiben. Ich bemerke das hier nur am Rande und ganz gewiss ohne Stolz, überaus empathische, vieltausendköpfige Leserschaft, ich war jung und brauchte das … und das mit dem Doktorgrad wäre auch ganz und gar nicht so wichtig aber man kann sie noch kaufen, die Arbeit meine ich jetzt und sie ist wirklich sehr lesenwert. Und das ist by the way auch nicht der Dr. Harry auf dem Cover sondern der Forschungsgegenstand daselbst; unerklärlich magentafarben, der uns so sehr an den noch hoffnungsfroh vermutlich etwas weniger gedopten Jan U. erinnert wie er seinerzeit (in den vermeintlich arg guten sehr alten Zeiten) unablässig um den Henninger Turm radelte, dass Gott und Ratzinger erbarm und die Chemieindustrie sich bitter Sorgen machte um Rendite, Leistungssteigerung und Lorbeerkränze. Ich verzettel mich grade in andrer Leute Bilder merke ich jetzt.

Jedenfalls veranlasste mich solch arg leichtfertige Stöckchenwerferei auch mal dazu einen Gang durch die nur noch wenige Tage bestehende Wohnung zu machen um mehr als erstaunt festzustellen, dass derzeit kein einziges Foto von mir in der ganzen Wohnung hängt. (ich zähle jetzt jene Serie nicht, die noch nachkoloriert werden muss).

Nun habe ich schon seit Anbeginn der Menschheit, zumindest seit der Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts, einen kaum zu verleugnenden Widerwillen dagegen, meine eigenen Arbeiten in jenen vier Wänden, die ich böse leichtfertig und auch nur bestenfalls auf Basis eines Mietvertrages‚ ‚mein eigen’ nenne, auszustellen. Das wäre so ein Inneres nach außen stülpen für mich, nein das ist so gar nicht meins. Es ist also so, dass, will ich mich nicht dem Stöckchen ganz verweigern, ich zum letzten hängenden Bild retardieren muss.

Ein Bild, das im Jahre 1998 im bisschen Hafen von Lübeck entstanden ist, und das etliche Jahre auf meinem Gästeklo, der bestenfalls gut gemeinte Aufmacher war, erwandert wurde der Hafen seinerzeit mit einem Schriftsteller aus Lübeck, es war ein sonniger Sommertag, zum Zeitpunkt der Aufnahme, nach 21 Uhr, das schönste Licht. Konfuzius sagte schon ein paar Jährchen früher: „Durcheinander entsteht, wenn wir alles ordnen. Daher vergisst der überlegene Mensch nicht die Gefahr, wenn er in Sicherheit ist.“ Das mit der baudelairschen Nähe von Sicherheit und Gefahr war es wohl, was mich bewegte.
huflaikhan - 1. Dez, 15:41

Ist doch mal wieder eine ganz wunderbare Geschichte. Mit dem Gästeklo ist das so eine spezielle Sache. Da war mir nie der Sinn nach, mal abgesehen davon, dass ich nie ein Gästeklo hatte.

Ich bitte noch ein bisschen um Nachsicht, da ich mit typischen Erkältungssyptomen gerade im Bette liege.

BusterG - 4. Dez, 21:51

Gute Besserung, wenn da man nicht vom Stöckchenwerfen kommt!
VierlagigeRastung - 4. Dez, 21:49

pizza 63 ;-)

BusterG - 4. Dez, 21:51

aber nur die ...

... ausgekotzte.

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