Umstände im Prospekt
„Was wissen wir, wozu uns die Umstände treiben könnten!“
[F. W. Nietzsche: Über das Pathos der Wahrheit, 1872]
Es gehe ihm, quengelt mein Gegenüber und seufzt etwas zu affektiert hörbar auf, den Umständen entsprechend gut. Eine Wortfolge die mich an Geiselbefreiung denken lässt, Hungersnöte, Pestilenz und den dreißigjährigen Krieg. Ich kenne ‚die Umstände’ nicht und was ihnen entsprechen könnte, wir haben ganz gewiss ein sehr unterschiedliches Verständnis darüber, wie es ist, wenn es einem ‚gut geht’ und zu wenig Zeit und (ich potentiell auch zu wenig) Empathie, dies zu ergründen (falls das überhaupt ausreichend tief gehen sollte, wovon ich leider nicht immer & jederzeit überzeugt bin).
„Wer die Umstände für sich hat, dem ist niemand gewachsen“ zitiere ich Lü Bu We und verschweige geflissentlich, dass der chinesische Reichskanzler sich vor rund siebzehnhundert Jahren selbst getötet hat, weil die Umstände wohl gegen ihn standen im modrig-feuchten Keller seines Gefängnisses; dem Gegenüber hätte das allzu sehr ins Zeug gepasst und das wo doch schon Schopi gewarnt hatte.
„Für sein Tun und Lassen darf man keinen andern zum Muster nehmen; weil Lage, Umstände, Verhältnisse nie die gleichen sind, und weil die Verschiedenheit des Charakters auch der Handlung einen verschiedenen Anstrich gibt.“ [A. Schopenhauer: Parerga und Paralipomena, 1851]
Bücher sollte man schreiben, denke ich unsagbar tief versonnen in mein Eifelbier vor mir, die so ähnlich erhebend wie ‚Parerga und Paralipomena’ genannt werden könnten. Ich jedenfalls gratuliere – ganz empathieloser Holzklotz – meinem Gegenüber zum eigentlichen ‚gut gehen’ und tröste im Voraus für dunklere Tage, dass „irgendwas ja immer sei“ und es eben komme wie es komme und da bin ich schon leichtfüßig durch die Tür und frage mich im hinauseilen was der olle Kant wohl in seinen ‚Reflexionen’ gemeint haben könnte mit:
„Jedermann würde die schlechten Umstände auf die erste Lebenszeit und die guten auf die letzte verschieben, damit er sie im Prospekt hätte.“
[F. W. Nietzsche: Über das Pathos der Wahrheit, 1872]
Es gehe ihm, quengelt mein Gegenüber und seufzt etwas zu affektiert hörbar auf, den Umständen entsprechend gut. Eine Wortfolge die mich an Geiselbefreiung denken lässt, Hungersnöte, Pestilenz und den dreißigjährigen Krieg. Ich kenne ‚die Umstände’ nicht und was ihnen entsprechen könnte, wir haben ganz gewiss ein sehr unterschiedliches Verständnis darüber, wie es ist, wenn es einem ‚gut geht’ und zu wenig Zeit und (ich potentiell auch zu wenig) Empathie, dies zu ergründen (falls das überhaupt ausreichend tief gehen sollte, wovon ich leider nicht immer & jederzeit überzeugt bin).
„Wer die Umstände für sich hat, dem ist niemand gewachsen“ zitiere ich Lü Bu We und verschweige geflissentlich, dass der chinesische Reichskanzler sich vor rund siebzehnhundert Jahren selbst getötet hat, weil die Umstände wohl gegen ihn standen im modrig-feuchten Keller seines Gefängnisses; dem Gegenüber hätte das allzu sehr ins Zeug gepasst und das wo doch schon Schopi gewarnt hatte.
„Für sein Tun und Lassen darf man keinen andern zum Muster nehmen; weil Lage, Umstände, Verhältnisse nie die gleichen sind, und weil die Verschiedenheit des Charakters auch der Handlung einen verschiedenen Anstrich gibt.“ [A. Schopenhauer: Parerga und Paralipomena, 1851]
Bücher sollte man schreiben, denke ich unsagbar tief versonnen in mein Eifelbier vor mir, die so ähnlich erhebend wie ‚Parerga und Paralipomena’ genannt werden könnten. Ich jedenfalls gratuliere – ganz empathieloser Holzklotz – meinem Gegenüber zum eigentlichen ‚gut gehen’ und tröste im Voraus für dunklere Tage, dass „irgendwas ja immer sei“ und es eben komme wie es komme und da bin ich schon leichtfüßig durch die Tür und frage mich im hinauseilen was der olle Kant wohl in seinen ‚Reflexionen’ gemeint haben könnte mit:
„Jedermann würde die schlechten Umstände auf die erste Lebenszeit und die guten auf die letzte verschieben, damit er sie im Prospekt hätte.“
BusterG - 29. Sep, 22:21