Mittwoch, 7. Juni 2006

weh unser guter kaspar ist tot

Zwei Gedichte des Dadaismus haben erstaunliche Popularität erlangt und erscheinen häufig auch in Anthologien, in denen man Dadaismus wenig beachtet: Ich rede von Kurt Schwitters „An Anna Blume“ und Hans Arps „Kaspar ist tot“. Hans Arps, vor 40 Jahren in Basel gestorben, veröffentlicht sein Gedicht 1919 in der Zeitschrift „Dada“ zum ersten Mal:

weh unser guter kaspar ist tot wer trägt nun die brennende fahne im zopf wer dreht die kaffeemühle wer lockt das idyllische reh auf dem meer verwirrte er die schiffe mit dem wörtchen parapluie und die winde nannte er bienenvater weh weh weh unser guter kaspar ist tot heiliger bimbam kaspar ist tot die heufische klappern in den glocken wenn man seinen vornamen ausspricht darum seufze ich weiter kaspar kaspar kaspar warum bist du ein stern geworden oder eine kette aus wasser an einem heissen wirbelwind oder ein euter aus schwarzem licht oder ein durchsichtiger ziegel an der stöhnenden trommel des felsigen wesens jetzt vertrocknen unsre scheitel und sohlen und die feen liegen halbverkohlt auf den scheiterhaufen jetzt donnert hinter der sonne die schwarze kegelbahn und keiner zieht mehr die kompasse und die räder der schiebkarren auf wer isst nun mit der ratte am einsamen tisch wer verjagt den teufel wenn er die pferde verführen will wer erklärt uns die monogramme in den sternen seine büste wird die kamine aller wahrhaft edlen menschen zieren doch das ist kein trost und schnupftabak für einen totenkopf.
[Hans Arp (1886-1966): die wolkenpumpe]

Auf kleiner Flamme, sieben Wochen

1933 veröffentlicht sie das Lyrische Stenogrammheft und Martin Heidegger schreibt ihr:
„Ihr Stenogrammheft, zeigt, dass Sie alles wissen,
was Sterblichen zu wissen gegeben ist.“

Man nehme erstens zirka sieben
Fein abgeschälte rote Rüben.
Dann hacke man den Weißkohl klein,
Tu Zwiebel, Salz und Essig rein.
Mit Hammelfleisch muß das nun kochen,
Auf kleiner Flamme, sieben Wochen.
Jetzt Kaviar mit Wodka ran
Nebst Zimt und frischem Thymian.
Nun schüttet man das Ganze aus
Und ißt am besten - außer Haus.

Mascha Kaléko: Wie wäre es mit einem „Borschtsch“? Geboren vor 99 Jahren.

Über dem Neckar ...

Kafkas Gabel wird ausgestellt, viele bunte Lämpchen (die höchstens der EnBw gefallen werden) beleuchten 1.300 Exponate, ein Deppen-Plan von Heidegger, der die das Genie ist nicht lebenstauglich-Nummer kultiviert: Literatur kann man nicht ausstellen. Die Beton-Glas-Akropolis über dem lieblichen Neckar in der putzigen Schillerstadt auch noch „LiMo“ nennen.

Dichter und Denker? Aber sicher, aber sicher …

„Ach das Erhabene.
ganz unerfahrbar für die Menge,
da es aus einer Wolke tönt“
[Gottfried Benn]

(auch das ausgestellt, auf einer Speisekarte getippt)

Aber es gibt ja nicht nur ein LiMo sondern auch ein LiMoLab und das versöhnt mich ja fast schon wieder.

Unfriendly Takeover

Am Kriegsvokabular wird noch gearbeitet:

„Man umgab sich trotzdem mit einem multimedialen Großaufgebot (…), als gelte es, in einem Wettrüsten mit dem Mainufer (SkyArena) zu bestehen“
Sag ich doch!

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Seit langen das beste...
Seit langen das beste Gedicht was ich gelesen habe....
Laura Kinderspiel - 12. Nov, 11:30
wow..
..echt "hot" diese Sonnenblumen.. seit langem die beste...
jump - 6. Sep, 11:53
Danke
Danke
huflaikhan - 28. Aug, 08:25
Ich mag sowas ja sehr...
Ich mag sowas ja sehr gerne lesen, vor allem richtig...
huflaikhan - 26. Dez, 16:15
Hatschi
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jump - 17. Dez, 19:18
So weit!
Ja genau, also doch schon gar sooo weit ;-).
BusterG - 17. Dez, 00:26
Das ist in der Nordeifel:...
Das ist in der Nordeifel: Heimbach in Nebel und Sonnenschein.
BusterG - 17. Dez, 00:24
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Geschätzte Wassertemperatur: ca zwei Grad, also vielleicht...
BusterG - 17. Dez, 00:23
Danke
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BusterG - 17. Dez, 00:21
Natürlich ist das ...
... AUCH an Dich gewandt. Ich würde doch sonst nicht...
BusterG - 17. Dez, 00:21

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