Donnerstag, 11. September 2008

The greater the hall of darkness beyond

080910_29[Patty meditiert auf der Grand Parade für Karma]

„It’s all meaningless. The more doors we open, the greater the hall of darkness beyond“ schrieb Kevin Myers gestern im Irish Independent grad so als ob er das Meeting schon vorausgeahnt hat und mich mal eben vorwarnen wollte. Welches ungeschriebene Gesetz verlangt eigentlich, dass Menschen, die sich um Prozessverbesserung bemühen, wie streunende Steuerprüfer behandelt werden? Als ich gestern ankam war jedenfalls schon allerhand auf einem handfesten Buffet aufgehäuft und nach grade zwei Stunden Besprechung sollte dann als Lohn für die harte Arbeit „as a diversion“ eine exklusiv für uns gebuchte Brauereibesichtigung durchgeführt werden (mit ausführlicher Verköstigung versteht sich). Unpopulärerweise habe ich an der Brauereichose nicht teilgenommen und gleich mal einen ausführlichen Abendtermin anberaumt - die einzige Tageszeit die für das Projekt wichtigen Menschen zu sehen; hinter meinem Rücken tuschelte es hörbar „typical German“.

Der Herr, der es sich da auf den Stufen des Globe Cine in der, wie meist, sehr belebten Grand Parade bequem gemacht hat, ist, obwohl er in Kilkenny geboren, unverständlicher Weise nicht rothaarig wie es sich für einen Iren, zumal er auch noch Patty heißt, gehört. „Only really smart guys read poets in this fuckin pub“ hat er mich gestern Abend im „Preachers“ in der Washington Road freudig erregt angesprochen. Solch originelle Ansprache muss dringend belohnt werden dachte ich noch und habe ihn zu einem Pint Murphys eingeladen. Von rechts verteilte kurz darauf ein sehr rotgesichtiger Peter Bier, weil er grade Roooory Gallagher oder dessen Inkarnation im Gitarrenladen um die Ecke gesehen haben will. Sein Kumpel Liam gab die nächste Runde und hat „the Germans“ in seinem hellblauen Polyester-Trainingsanzug heftig hochloben lassen, weil die angeblich Gewehre zur Unterstützung des irischen Unabhängigkeitskampfs geschickt haben. Angekommen sind die ja nicht habe ich dann noch beschwichtigt aber die Hauptsache, sagt er dann, ist doch die Absicht – schönes Land hier, wo ein „gut gemeint“ noch soviel gilt.

Und während wir uns drohen festzutrinken frage ich Patty, dem die Rastalocken bis zur Hüfte reichen, was er denn so treibe. Worauf er mir erklärt, er sammle Karma durch öffentliche Meditation. “Unbelievable“ murmelt es da vom meist schweigsamen Peter her, aber ich vermute, das ist immer noch dem Umstand der Begegnung mit Roooory geschuldet, als dem eher unorthodoxen Betätigungsfeld. Mein Gegenüber legt aber gleich nach nachdem er genüsslich leergetrunken hat: „I am fuckin sick of playing the fuckin fall guy for folks.” Und da ich nur kurz darüber nachdenke, ob und wie sich der inflationäre Gebrauch des Wortes „fucking” auf das Karma-Konto auswirken könnte, gebe ich mich als Karmapunktesammelkollegen zu erkennen – was sicher auch der Tatsache geschuldet ist, dass ich nun schon etwas Bierlaune verspüre. Bei ihm löst dies dagegen unmittelbar den Reflex aus eine Runde auszugeben.

Die Einladung, anderntags mit ihm öffentlich zu meditieren um kollektiv Karmapunkte zu sammeln, musste ich, der sich nun mal auf Doppelhaikus spezialisiert hat, freilich ablehnen. Aber in der Mittagspause hab ich den in sich versunkenen Sammler Patty schuhlos auf der Steintreppe gesehen und mir gedacht: Ganz so meaningless wie der Herr Myers das gestern im Irish Independent gesehen haben will, ist am Ende vielleicht „the greater the hall of darkness beyond“ in die wir durch Neugier geraten gar nicht. Aber kurz bevor ich einen Blick auf die uns verborgene Wahrheiten werfen konnte, setzte ein jämmerlicher Sturzregen ein und alle Einsicht in die uns auf ewig verborgene Weltregie war leider wieder zum Teufel. Ich musste zu meinen Irren zurück nicht ohne vor den nächsten unpopulären Entscheidungen ein Dutzend West Coast Austern vom Buffet entwendet zu haben, wenn die mich schon als Steuerprüfer sehen, muss das einfach sein.

Mittwoch, 10. September 2008

And not be touched by blue

080909_21

[St. Patricks Quay und Lee, Cork]

"He brushed away the thunder, then the clouds,
then the colossal illusion of heaven. Yet still
The sky was blue. He wanted imperceptible air.
He wanted to see. He wanted the eye to see
And not be touched by blue."

[W. Stevens: Lanscape with boat]

Dienstag, 9. September 2008

Endlich wieder: Vermischtes.

„… das ganze Resultat der ganzen Arbeit ist das Linksliegenlassen der Welt.
(Das In-die-Rumpelkammer-werfen der ganzen Welt.)“
[L.Wittgenstein: Vermischte Bemerkungen. Werksausgabe Bd. 8, S. 462]

Der Anfang vom Ende der Eindimensionalität hat begonnen, hallo Rumpelkammer, endlich wieder: Vermischtes!

Montag, 8. September 2008

Feuchtigkeit: 93%

Dienstag: Regen
Mittwoch: Überwiegend bewölkt mit Niederschlag
Donnerstag: Schauer
Freitag: Durchziehende Wolkenfelder

Samstag, 6. September 2008

Nadelarbeit: gut

080905_09n3
[Birgit Rüberg: Service, 2008]

Kunst mit Nadel und Faden ist zu sehen im Rahmen der Ausstellung Nadelarbeit: gut bis 16. November im museum für verwandte kunst im belgischen Viertel, Köln.

Freitag, 5. September 2008

Visionäääär Denken (Folge 342): Happy Xmas, NOW!

Die Spekulatius sind schon seit zwei Wochen hier in den Regalen, Dominosteine auch, bis Däzämber sind die ungenießbar und ursprünglich sollte der Titel der absolut volxhochscoolreifen Arbeit auch lauten: "Irgendwie klaglos Freitagabends vom belgischen Viertel nach Deutz kommen" oder vielleicht sogar: "Kirschernte, im dunklen Remstal tut sich was". Abär Xmas ist grade halt einfach echt voll visionäääär - Ich weiß das aus jederzeit immer gut unterrichteter Quelle, echt jetzt.

[B.C. Buster: o. T., Irgendwie klaglos Freitagabends vom belgischen Viertel nach Deutz kommen, Kirschernte, im dunklen Remstal tut sich was, wischs you ä happy Xmas, NOW! 2008 (Volxhochscoolmodus)]

Donnerstag, 4. September 2008

Doppelter Mantra-Haiku

Stetig, Tag um Tag,
reihen sich aneinander
vergangene Wunden.

...
...
...

Nach Mitternacht:
Im Wasser des Rinnsteins
die Milchstraße.

Mittwoch, 3. September 2008

Diskontinuierlich-paradox-präziser Dialog (ohne Sitzgelegenheit)

„Das interessante (an Partenheimers Werk) ist dass die Formen nicht ungewöhnlich sind – es sind oft einfache Ansammlungen von unregelmäßigen Rechtecken oder Kreisen. Ich bemerkte das – für mich – die größte Bedeutung des Werkes in der Farbe lag, der Abstufung der Wahl der Materialien im Tastgefühl des Künstlers – was ich umfassend mit der Resonanz der Arbeit beschreiben könnte. Die Arbeiten sind oft klein und ruhig dennoch füllen sie irgendwie den Raum um sie herum egal wie groß er ist mit ihrer Anwesenheit aus. Gerade so wie unhörbare, leise Musik.“
[Kevin Volans: Unhörbare Musik. In: The Partenheimer Project, 2008]

partenheimer
[J. Partenheimer: Metaphysischer Realismus, 2004]

Kevin Volans, Meisterschüler von Stockhausen, hat im Auftrag der Ikon Gallery, Birmingham und des Kunstmuseum Bonn eine auf Jürgen Partenheimers Werke bezogene Komposition entwickelt. Diese mehrere Stücke umfassende Komposition ist Teil der Bild-, Objekt- und Klanginstallation mit dem etwas sperrigen Namen Jürgen Partenheimer. Discontinuity, Paradox & Precision. Kevin Volans. The Partenheimer Project.

Die Ausstellungsmacher sprechen von einem „Dialog der Künste, der … auf eine Erweiterung des visuellen bzw. akustischen Resonanzraums zielt“. Mir gänzlich unverständig: Der „Dialog“ findet nur in zweien der vier Ausstellungsräume statt, so droht Volans Partenheimer Project zur gefälligen Klangtapete der Ausstellung zu verkommen. Mein Resonanzraum hätte sich darüber hinaus noch beträchtlich mehr erweitert wenn in den Ausstellungsräumen Sitzgelegenheiten zur Verfügung gestanden hätten (oder ist so eine Forderung schon zu bratwurstig?).

„Die Frage des Bildes in abstarkter Kunst und Musik hat mich schon lange fasziniert – besonders in der Musik, wo dieses Thema bislang wenig diskutiert wurde. Gibt es so etwas wie ein Bild in der Musik und muss zwischen einem gegenständlichen und abstrakten Bild in der Musik unterschieden werden? Ich denke die Antwort auf die erste Frage liegt zum Teil in der Einprägsamkeit. Eine Ansammlung von Noten oder Zeichen wird zu einem Bild wenn sie zusammen etwas formen das aus einem bestimmten Grund sofort erkannt wird und unvergesslich ist. Ein Bild muss mehr sein als nur die Summe seiner Teile. Ein zusätzliches Element das durch und über das Material hinaus entsteht das es produziert – etwas das einem Muster in den Tiefen des Gehirns entspricht. Das interessante an abstrakten Bildern ist dass man sie nicht benennen kann. Partenheimer hat einmal gesagt: Ich glaube wir brauchen die Kunst als spirituelle Heimat. Spricht ein abstraktes Bild von diesem Ort erkennen wir es deshalb wieder, erinnern wir uns daran weil es eine unbenannte Bedeutung hat.“
[Kevin Volans: Unhörbare Musik. In: The Partenheimer Project, 2008]

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