Dienstag, 2. September 2008

... zerreiß deine Pläne und halte dich an Wunder!

kalenkoMASCHA KALÈKO ABEND
Lesung mit Musik mit der wunderbaren Judith C. Jakob und dem ganz und gar wunderbaren Joachim Jezewski am Klavier.
Gastspiel im THEATER DER KELLER, Köln, Dienstag, 23. September 2008 - 20 Uhr

[(c) Foto: DLA Marbach]



Ausgesetzt
In einer Barke von Nacht
Trieb ich
Und trieb an ein Ufer.
An Wolken lehnte ich gegen den Regen.
An Sandhügel gegen den wütenden Wind.
Auf nichts war Verlaß.
Nur auf Wunder.
Ich aß die grünenden Früchte der Sehnsucht,
Trank von dem Wasser das dürsten macht.
Ein Fremdling, stumm vor unerschlossenen Zonen,
Fror ich mich durch die finsteren Jahre.
Zur Heimat erkor ich mir die Liebe.

[Mascha Kalèko: Die frühen Jahre. In: Das lyrische Stenogrammheft. Kleines Lesebuch für Große. Rowohlt, 1956]

Mascha Kaléko wurde verglichen mit Ringelnatz, Morgenstern oder etwa Tucholski, aber das ist bestenfalls gut gemeint. Ihre ‚Gebrauchslyrik’ handelt von Dingen, die alle erleben, sie hat auch so eine Verspieltheit, sie schreibt satirisch und verfügt über jeder Menge Sprachwitz, aber es kommt etwas hinzu was man vielleicht ‚Sehnen' nennen kann, auch wenns altdeutsch klingt, ihre Gedichte haben eine Zerbrechlichkeit, die einen atemlos zurücklässt.

Download von Gedichten im Literaturcafé.

Gedichte

Montag, 1. September 2008

Kleiner Parcours Interdit

„Wir sprechen von Natur und vergessen uns dabei: wir selber sind Natur, quand même - Folglich ist Natur etwas ganz anderes als das, was wir beim Nennen ihres Namens empfinden“ hilft mir F. W. Nietzsche in 'Menschliches, Allzumenschliches' ins Thema und rund 1878 Jahre vor ihm schrieb der römische Epiker Ovid: „Da der Mensch von Natur aus Vernunft besitzt, ist die Kunst kein Gegensatz von Natur, sondern Vollendung der Natur.“

Im Park des Düsseldorfer Künstlervereins Malkasten findet sich der Parcours Interdit 2008, der sich auf die Choreographie und Inszenierung von ‚Natur’ im Park konzentriert in dem schon immer ‚Natur’ eine innerstädtische (bestenfalls weltstädtische) Repräsentation abgab und nie ‚Natur’ per se sein sollte und durfte.

Jan Scharrelmann hat mich sofort angesprochen, weil er Kunst in der Naturkulisse regel(ge)recht inszeniert. Er tut dies mit klarer künstlerischer Formensprache als Absage an jegliches romantisches Naturverständnis. In einen verklärten Teich setzt er eine vollkommen artifizielle Plastik mit toxischer Anmutung von Leuchtfarben (Time will tell, 2008). Zwei seiner anderen Arbeit reflektieren metallisch-kühl und interagieren so überaus abweisend mit ihrer Umwelt, dem Park.

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[Jan Scharrelmann: Life over Death, 2008]

Max Schulze geht einen ganz anderen Weg der sich mehr dem Dialog verschrieben scheint und vergräbt (in Anlehnung an das Konzept der ‚Drop Scultures’) seine ‚Drop Paintings’ in Efeu, den Rasen und setzt sie in die Düssel. Der Künstler in der klassischen Position des Landschaftsmalers irgendwo zwischen kopierender und reflektierender Arbeit: Leinwände auf Keilrahmen als Komplementär der ‚Natur’, dort zurückgelassen und (den Kräften der Natur) preisgegeben.

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[Max Schulze: Ohne Titel, 2008]

Irgendwo zwischen Moderne und stalinistischer Architektur könnte der schneeweiße Lustpavillon von Pfeile verortet werden. Ein Steg Richtung Fontäne und Teich integriert den Park aber unterwirft ihn zugleich und instrumentalisiert ihn als Modell und Miniaturlandschaft.

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[Martin Pfeifle: Mini Bar, 2008]

Minimalsitisch dagegen Christof Zwiener in seiner Arbeit mit dem barocken (und natürlich längsten) Titel „Schöne Menschen auf der Straße, die Sonne scheint, jemand spielt Saxofon und die türkischen Männer auf der Bank spucken Kürbiskerne aufs Pflaster. Ich setze mich ins Cafe an der Ecke und beobachte das Straßenbild, 2008“: Er hat 'lediglich' eine Handvoll Kürbiskernschalen vor einer Bank verstreut. Und auch Markus Ambach hat in seiner Arbeit „Künstlerbad, 2008“ (das ist das große Foto vom Eingangslink) reichlich Platz für Interpretationen gelassen: Vom morastigen Grund eines Seitenarms des Teichs steigen unregelmäßig Luftblasen an die Oberfläche.

Ganz im Gegensatz zu dem was der olle Kant so als ‚Natur’ durchgehen ließ: „Alles, was die Natur selbst anordnet, ist zu irgendeiner Absicht gut. Die ganze Natur überhaupt ist eigentlich nichts anderes, als ein Zusammenhang von Erscheinungen nach Regeln; und es gibt überall keine Regellosigkeit.“ [I. Kant, KdrV]. Wenn der allerdings die über 48.000 Folgen solchen Regelwerks (vom Gottesbeweis über der Notwendigkeit der Verwendung von Schüsslersalz, Klimawandel bis hin zur Zierde unzähliger Poesiealben) hätte übersehen können, hätte er wohl trotzig geschwiegen … aber das ist schon wieder ein ganz anderes Thema.

Sonntag, 31. August 2008

Bloß zum Verkaufe: Nächstenliebe, Selbstkritik und Waschen

„Selbstkritik ist ebenso notwendig, wie es notwendig ist, zu waschen“ ist von der Rede von Maxim Gorki „An die 2000 Pioniere in der Polarstadt Igarka“ von 1936 überliefert – und mir als einziger Satz der ganzen Rede hängengeblieben, analysiere das wer will, ich stehe da schon lange sehr drüber (meinethalben auch drunter) vor lauter sublimieren.

Nun leben wir ja heute gewiss in einer Zeit in der wenig Selbstkritik geübt wird und gleichzeitig dennoch gewaschen werden muss: Mal sich selbst, anderntags vielleicht auch die Wäsche oder – das ist mir jetzt ganz fremd – das Auto oder die Fenster. Zur fehlenden Selbstkritik kommt schließlich noch erschwerend hinzu, dass der Verbraucher heutzutage (und mag er auch ‚mündig’ und somit geadelt sein) nicht mehr so recht aus eigenen Stücken unterscheiden kann, ob er gerade das Kulturprogramm der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten verfolgt oder seiner Waschmaschine (Energieklasse tripplA+ versteht sich) bei der Schmutzwäsche zusieht. Nur konsequent scheint es daher dass auf den 160.000 Quadratmetern der Funkausstellung - pardon der internationalen Funkausstellung natürlich - die sehr künstlich gezogenen Grenzen zwischen Unterhaltung und täglicher Verrichtung (wie etwa dem selbstkritikfreien waschen) aufgehoben werden. Zu verwirrend dieser Gedankengang? Nun denn, dann übergebe ich ihn wie auch die Grenzziehung zwischen brown- und whiteware hiermit dem ortsansässigen Haus der Geschichte und komme – wenn meine erbaulichen Reden so wenig verstanden werden und auch weil schließlich ja der Kierkegaard vor lauter erbaulichen Reden am Ende doch arg christlich geworden ist – zu meinem eigentlichen Anliegen Ihnen eine kleine Anekdote über Hilfe am Nächsten (auch und selbst wenn er ungeliebt ist!) und die fast daraus folgende Umwälzung der herrschenden Verhältnisse zu skizzieren (zur allfälligen Erbauung und fürsorglichen Bestätigung Buster-gefälligen Lebenswandels versteht sich).

Als ich gestern mit allerlei Gepäck beladen zum Ausgang des hässlichen Hauses, das ich zu bewohnen derzeit gezwungen bin, strebe, sehe ich rechts in Höhe der sechs Briefkasten einen nicht unerheblichen Berg an Schmutzwäsche und inmitten des ganzen die ältere Dame die ein Stockwerk unter mir wohnt und mit der ich sagen wir einmal ein ‚gebrochenes’ Verhältnis pflege. Nun bin ich von Hause aus dazu erzogen worden, dass ich solch kompromittierende Situationen wie etwa Menschen die inmitten ihrer schmutzigen Unterwäsche in der Öffentlichkeit stehen wenn schon nicht übersehe so doch geflissentlich ignorieren sollte. Dies sei - so die stark ins pietistische hineinspielende Ansicht meines Elternhauses - für alle Beteiligte das Beste sprich Angenehmste. Natürlich muss ich nun schon rein sozialisationbedingt genau gegenteilig agieren und meine Ansprache war sicher auch der Tatsache geschuldet, dass jene ältere Dame durch mehrfache Intervention bei meiner im fernen Italien im doch höchstwahrscheinlich unvorstellbaren Luxus hausenden Vermieterin ursächlich für meine Kündigung zum Jahresende verantwortlich ist.

„Großer Waschtag heute?“ frage ich alle drei Worte unnatürlich langsam betonend um damit die Komik der Situation wenig filigran herauszuarbeiten und schaue begierig über ihre Schmutzwäsche grad so als gelte es zwischen den auf dem zimtfarbenen Steinboden verstreuten Wäschestücken einen faustgroßen Klumpen angespülten Bernsteins zu finden. Der Nachbarin ist solch eine schonungslos investigative Intervention freilich ausnehmend lästig wenn nicht gar peinlich. Dennoch hebt sie zu entschuldigenden Erklärungen an: Die Waschmaschine sei mitten im Waschen plötzlich stehen geblieben. In sechzehn Jahren sei solches noch nicht passiert und nun das. Der ganze Waschtag wäre verdorben, sie habe auch schon ihre Nichte verständigt, die nun mit dem Auto kommend das angefangene Werk bei sich zu Ende führen müsse.

Grad im unerklärbaren Affekt einer woher auch immer aufkeimenden Nächstenliebe Solidarität – manche mögen hier noch an das ganz gewiss ausgestorbene Wort ‚Gemeinsinn’ denken – schlage ich dieser (bislang mir nicht eben sehr verbundenen) Person vor, doch einfach meine Waschmaschine zu nutzen, die grade eben einen Meter neben der ihren steht. Die zwischenzeitlich zum vertraulichen Flurgespräch hinzugekommene, arg schmächtige Nichte vermag dies stark zu begrüßen – unablässiges Kopfnicken und Wiederholen der Worte „oh ja, oh ja“ scheinen dies jedenfalls offensichtlich zu bestätigen.

„Wozu muss eigentlich“ versteige ich mich nun in frühmorgendlich-sozialistischen Theorien des idealen Zusammenlebens „jeder eine Waschmaschine kaufen wo er sie doch nur ein paar Mal in der Woche benutzt?“ Solche rhetorisch geschulte provokative Frage bleibt freilich nicht ohne Widerhall: „Ja und im Urlaub“ fällt die ungeliebte Nachbarin wie zur Bestätigung ein „da benutzt man sie gar nicht“ und denkt auch diesem Gedanken lange und versonnen hinterher als gelte es noch eine heideggersche Weisheit aus dem Waschküchengespräch zu destilieren. „Oder nehmen Sie mal so etwas wie eine Bohrmaschine“ lege ich – entgegen meinen Gewohnheiten um diese Uhrzeit ungewohnt forsch nach – „jeder in der Straße, ja sogar im Haus hat eine und wie oft benutzt er sie?“.

Plötzlich merkten wir beide dann aber doch, dass das jetzt alles zu weit ging und so haben wir uns – kurz bevor in Bad Godesberg die Revolution ausgerufen wurde – aber dann doch unserer Grenzen besonnen und uns freundlich aber bestimmt verabschiedet nicht bevor ich ihr meine solide süddeutsche Waschmaschine und deren (geschätzte) fünfhundert Programmvariationen erklärt habe verbunden mit der Zusicherung sie könne „jederzeit in meiner Waschmaschine waschen“ und der freilich sehr unausgesprochenen Hoffnung, dass diese unsägliche Gemeinsamkeit ein schnelles und klares Ende habe. Spießer der ich bin werde ich froh sein, wenn ich auf solche Mitbürger nicht Rücksicht nehmen muss und zwar nur zweimal in der Woche wasche aber bitte doch wann ich will.

Und indem ich nun, verehrte vieltausendköpfipe Leserschaft, diese eigentlich peinliche Geschichte zur fürsorglichen Erbauung wie auch meiner selbstlos intensiven Selbstkritik dienend aufgeschrieben habe, sollte doch eigentlich wieder alles im Lot sein oder?

Nachsatz und Moral: „Was die Philosophen von der Wirklichkeit sagen, ist oft geradeso täuschend, wie wenn man bei einem Trödler auf einem Schilde liest: »Hier wird gerollt.« Käme man nun mit seiner Wäsche, um sie gerollt zu bekommen, so wäre man angeführt: denn das Schild steht da bloß zum Verkaufe.“ [S. A. Kierkegaard, Entweder-Oder]

Samstag, 30. August 2008

Gottes Geschwindigkeit

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[Christine Schulz: Godspeed, Raumgreifende Multimediainstallation, 2008]

Es ist kein guter Gott und auch keine Geschwindigkeit die dem Menschen angepasst wäre die in der Installation von Christine Schulz thematisiert wird: Die zahlreichen Beamer, sich bewegende Projektionsflächen, Spiegel, Leuchtkästen und Overheadprojektoren stehen für die zügellose Weiterentwicklung, für die Unordnung die zum prägenden Ordnungskriterium der Welt wird. Alle Individuen sind zur Migration gezwungen (was hier sprichwörtlich jede Positionsveränderung zwischen den verschiedenen Einheiten eines räumlichen Systems meint): Globalisierung der Wirtschaft führt zu massenhafter Emigration, überbordendem Verkehr und zerstörerischem Tourismus. Räumliche Mobilität - früher Verlockung und Ort für Sehnsüchte - wird zum Fluch.

Zehn Jahre Parkhaus in der Kunsthalle Düsseldorf. Komme bitte jetzt keiner auf die Idee hinterher ins Parkhaus zu schlendern und sich „SOLO“ von Christian Marclay anzusehen, aber das ist dankenswerter Weise eh morgen vorbei.

Freitag, 29. August 2008

Fischhandlung, Tiefsee und Selbst-Sein

wenn W. von etwas redet dann bildet W. sachverhalte mit der sprache ab redet W. „wahres“ dann bestehen diese sachverhalte wenn W. von etwas nicht reden kann dann ist der sachverhalt nicht der erkenntnis zugänglich oder der gegenstand der rede ist tautologisch oder kontradiktorisch womit die rede von W. gar keinen gegenstand hätte es bleibt also nur dass W. nur von der erkenntnis nicht zugänglichen sachverhalten nicht reden kann der mensch ist in W.s vorstellung aus dem seinzustand heraus gefallen das außen ist die materielle erscheinung des seins ersichtlich ist für W. dass der mensch der nur von seinem standpunkt aus etwas beurteilt nur einen sehr geringen teil des ganzen versteht dem entsprechend sind ...

WoDa_IMG_0282[Tiefsee #3, 2008 (Ausschnitt)]






Was ist das, das allnächtlich in mir zerrt und uhrwerkt. Mich bedrängt Leinwände mit obskuren Wittgensteinzitaten zu versehen um diese dann mit blauviolettschwarzdüsterem Wellenschlag zu übertünchen? Fischiges, Schweigenschwangeres, atemlose Tiefsee. Spiegelbild wessen lichtscheuer Seele? Unausgesprochen: Du kannst es nicht sehen. Nicht genau genug jedenfalls, zu wenig Licht, zu wenig Farbe.
Nun ist aber gut bitteschön – neues Thema jetzt. Und wieder mal schlafen auch.

WoDa_IMG_0275n [Tiefsee #2, 2008 (Ausschnitt)]






alle meinungen für W. teilwahrheiten und werden „subjektiv“ genannt je mehr ansichten standpunkte W. erkennt und versteht um so mehr wahrheit enthält W.s aussage doch um eine andere ansicht zu bekommen ist W. gezwungen seinen standpunkt in seiner vorstellungskraft zu verlassen wer alle (möglichen) ansichten standpunkte erkannt und verstanden hat der „wirft die Leiter um“ der kommt wieder zum sein-zustand gemäß W. kann dieser voll erwachte von anderen die noch ihrer teilvorstellung unterliegen nicht verstanden werden darum ist es besser so W. über das höchste Wissen zu schweigen weil es von außen nie bewiesen werden kann das selbst ist als ganzes nie zu erkennen – das selbst kann man nur sein.

„Man kann von einem Leiden nicht genesen, wenn man es nicht in ganzer Stärke durchlebt hat.“ [M. Proust: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, Bd. 2/4]

Donnerstag, 28. August 2008

Das Schweigen der Fische

Worüber der Fisch nicht sprechen kann
Darüber musst auch du Ludewig schweigen
Kaum einer fängt mit dir philosophieren an
Das sagt doch alles und sollte dir was zeigen

Ganz unter uns versteht dies noch ein Schwein?
Um Spöttter abzuwehrn und ausgemachte Jecken
Wird Selbst zum Sein zum wackren Geist befrein
Man bricht den Kopf sich ab und wirft sich in die Ecken

Mir ist das nicht geheuer wie da bei dir Erkenntnis wächst
Von Leitern ist die Red die fort gestoßen und du streckst
Ach Ludewig zerquetschst ganz böse mein Latein

So kanns nicht weitergehn mit uns ein Ende muss sich finden
Und machst Dus nicht ich werds gewiss zusammenbinden
Wenn man die Scheisse riecht dann greift man doch nicht rein.

[B. C. Buster: Das Schweigen der Fische. Hastig verfasstes, klangarmes Sonett – eine offene doch sehr notwendige Aussprache, 2008 (mit recht vorwurfsvollem Unterton auf einem Stuhl stehend zu rezitieren)]

Dienstag, 26. August 2008

Gift of Egypt

Wer kennt das nicht: Es ist nachts um halb drei auf der A3, Nieselregen und eine zum Einschlafen prädestinierte Stimme kündigt an, dass die nächsten fünfzehn Minuten ein Medley gespielt wird von den größten Erfolgen von Glen Miller der leider leider allzu früh verstorben sei. Wer wäre da nicht am liebsten gegen den nächsten Baum gefahren um dem offensichtlichen Elend ein Ende zu bereiten? Oder mal anders gefragt: Wie wär das, wenn man einen Brahms-Abend gebucht hat und mehr als die Hälfte des Programms besteht aus dem Weißen Rössl? Nix gegen Operette, aber doch nicht auf so eine Nepper-Schlepper-Bauernfänger-Tour oder? Zugegeben: es war kein Brahms und es waren auch Freikarten. Aber wirklich mühsam war es schon sich durch das ‚Swingin Higlights’-Glen Miller-Medley zu hören, mehr als ridiküle Ragtimes über sich ergehen zu lassen nur um ihn zu sehen.

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[B.C. Buschter: Ordentlich verhuscht und doch am Ende schaurig schön: Mohamed Saad Basha, Komponist, drums (links) und Markus Bodenseh, bass, 2008]

Mohamed Saad Basha, agyptischer Komponist und Schlagzeuger, ist in Bonn spätestens seit dem letzten Jahr bekannt als er Entizar im Auftrag der Deutschen Welle komponierte und dirigierte. Nun hat ihn die DW zur Eröffnung ihrer Kammermusikreihe ‚concerto discreto’ erneut geladen. Es war freilich etwas mühsamer für die Zuhörer die im ausverkauften Arithmeum allerlei Schunkelmusik über sich ergehen lassen mussten um dann schließlich doch mit vier Kompositionen von Basha belohnt zu werden: Eine überaus witzige wie pointierte Mischung aus Jazz und arabischer Weltmusik ließ schnell vergessen was da vorher teilweise geboten wurde. Als ewige Anklage an Dr. G. Schließ, verantwortlich für die Programmplanung gibt’s heute nur eine sehr verhuschte Fotographie von Basha und dem Bassisten (den manche vielleicht noch von Herbolzheimer oder den Fanta Vier kennen werden).

Nachtrag
Viel weißes Rössl und etwas Mohamed Saad Basha gibt’s jetzt zum downloaden.

Montag, 25. August 2008

Vermischte Meldungen

Paris, 1924. Eine Hand in extremer Großaufnahme, dazwischen fliegen Kalenderblätter wie billiges Herbstlaub über die übergroße Leinwand, plötzlich an der Hand: ein Ehering: Paul und Louise haben geheiratet. Dann kommt Antonin hinzu, eine Dreiecksgeschichte und alle drei verstehen sich scheinbar gut - bis Paul Antonin vor Eifersucht erwürgt. Gerade 23jährig realisiert Claude Autant-Lara seinen ersten Film der Kultstatus erreicht. Ein Avantgardefilm, vielleicht sogar – dafür bin ich einfach nicht Cineast genug – ein Experimentalfilm. Autant-Lara verwendet für die Zeit völlig ungewohnte Stilmittel wie Doppel- und Dreifachbelichtung, extreme Großaufnahmen, Widerholungen, Schrägstellungen der Kamera und Zeitsprünge.

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[C. Autant-Lara: Vermischte Meldungen, Frankreich 1924.
Bild 1: Paul Barthet in mörderischer Absicht,
Bild 2: Louise Lara und Antonin Artaud, den Ehebruch zelebrierend,
Bild 3: V.l.n.r.: Paul Barthet, Louise Lara und Antonin Artaud]

Letzter und sehr gelungener Tag des Internationalen Stummfilmfestivals im Hof der Universität Bonn, Stephen Horne am Flügel (15 Menschen haben den (Flügel) allabendlich in den Hof und zurück getragen), der Regen beginnt gnädigerweise erst beim Abspann. Alle waren sie da: Die Popcorn-im-Eimer-Mitbringer, die Karierte-WollDecken-Fraktion, (natürlich) die Sitzkissen-Profis, die Regenschirm-Aufspanner, die Schosshündchen-Besitzer, die Winterstiefel-Anhaber, die Selbstkuchen-Gebacken-Verteiler, die Seifenblasen-Produzierer und die Weinfalschen-samt-Gläser-Dabeihaber (Montepulciano aus den Abruzzen wars und auch ein arges Glück: Es wurde Discounter-Billigwein in Plaste- und Elastebechern ausgeschenkt!). See u näxt Yier.

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Seit langen das beste...
Seit langen das beste Gedicht was ich gelesen habe....
Laura Kinderspiel - 12. Nov, 11:30
wow..
..echt "hot" diese Sonnenblumen.. seit langem die beste...
jump - 6. Sep, 11:53
Danke
Danke
huflaikhan - 28. Aug, 08:25
Ich mag sowas ja sehr...
Ich mag sowas ja sehr gerne lesen, vor allem richtig...
huflaikhan - 26. Dez, 16:15
Hatschi
... ok, bin wieder auf dem Boden der Tatsachen.. ;-)
jump - 17. Dez, 19:18
So weit!
Ja genau, also doch schon gar sooo weit ;-).
BusterG - 17. Dez, 00:26
Das ist in der Nordeifel:...
Das ist in der Nordeifel: Heimbach in Nebel und Sonnenschein.
BusterG - 17. Dez, 00:24
Geschätzte Wassertemperatur:...
Geschätzte Wassertemperatur: ca zwei Grad, also vielleicht...
BusterG - 17. Dez, 00:23
Danke
Danke
BusterG - 17. Dez, 00:21
Natürlich ist das ...
... AUCH an Dich gewandt. Ich würde doch sonst nicht...
BusterG - 17. Dez, 00:21

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