"Fußball-" und "BRD-Patrioten"
Dass Mitmenschen, die sich eher zur politischen Linken zählen, bei der ganzen Fahnenschwingerei und der Patriotismusdebatte kein gutes Gefühl haben, überrascht nicht. Bei den Rechtsextremen herrscht jedoch nicht uneingeschränkte Freude über das Fahnenheer und es wird sehr kontrovers diskutiert. Vielleicht steht sogar eine Spaltung des Zeckbündnisses zwischen DVU und NPD ins Haus.
Jürgen W. Gansel, seit 2004 NPD-Abgeordneter im Sächsischen Landtag und im Bundesvorstand der NPD tätig, geht der Frage nach, ob es sich bei diesem Phänomen um „bloß patriotisch verbrämter Party- und Fußball-Hedonismus“ oder den „Beginn einer Re-Nationalisierung des gesellschaftlichen Lebens“ handelt. Zunächst proklamiert Gansel immanent vorhandene „nationale Leidenschaften, Sehnsüchte und Bedürfnisse“ die nicht länger unterdrückt werden können, wenn „die Herrschenden“ nicht einen galoppierenden Legitimitätsschwund weiter vergrößern wollen. Patriotismus „der Herrschenden“ soll die gesellschaftlichen Verhältnisse stabilisieren und hat Ablenkungscharakter:
„Den verarmenden Massen werden ein paar süße Aufputschbonbons in schwarz-rot-goldenem Wickelpapier hingeworfen und ihnen die Zugehörigkeit zum großen Ganzen vorgegaukelt, wo sie als Globalisierungsverlierer in Wirklichkeit doch längst abgeschrieben und ausgegrenzt sind.“
Der bekennende Nationalsozialisten Axel Reitz sieht im aufkommenden Patriotismus eine Fehlentwicklung:
„Überall keimt die schwarz-rot-goldene Sumpfblüte des Patriotismus auf, gedeiht im Morast der bundesrepublikanischen Gesellschaft und durchseucht langsam sämtliche Bereiche des öffentlichen Lebens.“
Gansel spricht vom „neuen Patriotismus“ der die Integrationsbereitschaft fördern soll:
„Der Fußball-Patriotismus integriert in der Tat jeden, dessen Deutschkenntnisse ihn dazu befähigen, bei irgendeinem Mitmigranten ein schwarz-rot-goldenes Tuch zu erwerben. Was mit der Schwarzenparade im Weiß der Nationalelf vorexerziert wird, klappt auf der tanzenden Straße sowieso. Hier werden selbst Neger zu deutschen Patrioten.“
Die NPD hatte die sich im Vorfeld der WM auf Spieler afrikanischer Herkunft ín der Deutschen Nationalmannschaft eingeschossen. Frank Schwerdt, seit den 60er Jahren in der rechtsextremen Szene aktiv:
„Es gehört zu den Eigentümlichkeiten der uns gegenwärtig aufgezwungenen multikulturellen Gesellschaft, dass in fast jedem Zusammenhang Quoten-Ausländer angeboten werden, um eben diese Zusammensetzung von Einheimischen und Ausländern als das Selbstverständlichste der Welt erscheinen zu lassen. Gerade bei den deutschen Profi-Mannschaften wird deutlich, wohin die Reise geht. Damit die Quoten-Ausländer auch in der deutschen Nationalmannschaft zu finden sind, hat man sich flugs um die deutsche Staatsbürgerschaft des dunkelhäutigen Gerald Asamoah bemüht und den ebenfalls dunkelhäutigen Bremer Patrick Owomoyela schubste man schnell noch in die Mannschaft.“
Gerhard Frey, der Vorsitzende der Deutschen Volksunion, ist wohl eher aus wahltaktischen Gründen bemüht um höchstens vorsichtige Distanzierung von den Spielern der Deutschen Nationalmannschaft und äußert Bedenken „gegen mehr oder weniger dunkelhäutige Spieler zu agitieren, um allzu engherzige politische Botschaften zu transportieren“.
Der Kernvorwurf von Gansel ist freilich, dass der „BRD-Patriotismus“ den Rechtsextremen das Monopol aufs Nationale streitig machen soll. „Die Herrschenden“ instrumentalisieren die Fußball-WM in diesem Sinne um das Ende der „jahrzehntelangen Entdeutschung der Deutschen einzuleiten“ und die „Deutschen zu ihrem Wesen zurückfinden zu lassen“, teilweise zumindest. Eine Erlöserrolle die im Weltbild von Gansel nur den „Nationalen“ zukommen darf und nur der Tatsache geschuldet ist, dass sich etwas ändern muss „damit alles beim Alten bleibt“. Etwas „BRD-Patriotismus“ soll den Nationalismus verhindern, bevor der „ganze morsche Systeme hinwegfegen“ kann.
Dennoch kann Gansel dem „BRD-Patriotismus“ vieles abgewinnen. Durch ihn ist der „nationale Gedanke nicht mehr diskreditierbar“, „aus der bisher verordneten Schmuddelecke geholt“ und schrittweise in politische Kontexte gesetzt. Sprich: Die Menschen werden leichter agitierbar für Nationalisten:
„Der gegenwärtige Fußball-Patriotismus hat – trotz seines trivialen und partyhaften Charakters – einen bislang nur unterirdisch wirkenden Normalisierungsnationalismus zutage treten lassen. Aus dem postnationalen Homo bundesrepublicanus wird wieder der aufrecht gehende Deutsche.“
Auch für Jürgen Schwab, der sich zwischenzeitlich von der NPD getrennt hat, sieht in den „Fußballpatrioten“ ideale Ansätze zur Agitation:
„Ich habe noch nie so viele und vor allem so viele junge deutsche Patrioten auf einem Haufen gesehen. Zeitgeschichte und somit deutscher Schuldkult interessiert diese Leute nicht.“
Zu hoffen ist, dass dieser Streit das Zweckbündnis zwischen den beiden größten rechtsextremen Parteien DVU und NPD zum Einsturz bringt, erste Forderungen zur Zurückhaltung werden in der rechtsextremen Szene laut.
Jürgen W. Gansel, seit 2004 NPD-Abgeordneter im Sächsischen Landtag und im Bundesvorstand der NPD tätig, geht der Frage nach, ob es sich bei diesem Phänomen um „bloß patriotisch verbrämter Party- und Fußball-Hedonismus“ oder den „Beginn einer Re-Nationalisierung des gesellschaftlichen Lebens“ handelt. Zunächst proklamiert Gansel immanent vorhandene „nationale Leidenschaften, Sehnsüchte und Bedürfnisse“ die nicht länger unterdrückt werden können, wenn „die Herrschenden“ nicht einen galoppierenden Legitimitätsschwund weiter vergrößern wollen. Patriotismus „der Herrschenden“ soll die gesellschaftlichen Verhältnisse stabilisieren und hat Ablenkungscharakter:
„Den verarmenden Massen werden ein paar süße Aufputschbonbons in schwarz-rot-goldenem Wickelpapier hingeworfen und ihnen die Zugehörigkeit zum großen Ganzen vorgegaukelt, wo sie als Globalisierungsverlierer in Wirklichkeit doch längst abgeschrieben und ausgegrenzt sind.“
Der bekennende Nationalsozialisten Axel Reitz sieht im aufkommenden Patriotismus eine Fehlentwicklung:
„Überall keimt die schwarz-rot-goldene Sumpfblüte des Patriotismus auf, gedeiht im Morast der bundesrepublikanischen Gesellschaft und durchseucht langsam sämtliche Bereiche des öffentlichen Lebens.“
Gansel spricht vom „neuen Patriotismus“ der die Integrationsbereitschaft fördern soll:
„Der Fußball-Patriotismus integriert in der Tat jeden, dessen Deutschkenntnisse ihn dazu befähigen, bei irgendeinem Mitmigranten ein schwarz-rot-goldenes Tuch zu erwerben. Was mit der Schwarzenparade im Weiß der Nationalelf vorexerziert wird, klappt auf der tanzenden Straße sowieso. Hier werden selbst Neger zu deutschen Patrioten.“
Die NPD hatte die sich im Vorfeld der WM auf Spieler afrikanischer Herkunft ín der Deutschen Nationalmannschaft eingeschossen. Frank Schwerdt, seit den 60er Jahren in der rechtsextremen Szene aktiv:
„Es gehört zu den Eigentümlichkeiten der uns gegenwärtig aufgezwungenen multikulturellen Gesellschaft, dass in fast jedem Zusammenhang Quoten-Ausländer angeboten werden, um eben diese Zusammensetzung von Einheimischen und Ausländern als das Selbstverständlichste der Welt erscheinen zu lassen. Gerade bei den deutschen Profi-Mannschaften wird deutlich, wohin die Reise geht. Damit die Quoten-Ausländer auch in der deutschen Nationalmannschaft zu finden sind, hat man sich flugs um die deutsche Staatsbürgerschaft des dunkelhäutigen Gerald Asamoah bemüht und den ebenfalls dunkelhäutigen Bremer Patrick Owomoyela schubste man schnell noch in die Mannschaft.“
Gerhard Frey, der Vorsitzende der Deutschen Volksunion, ist wohl eher aus wahltaktischen Gründen bemüht um höchstens vorsichtige Distanzierung von den Spielern der Deutschen Nationalmannschaft und äußert Bedenken „gegen mehr oder weniger dunkelhäutige Spieler zu agitieren, um allzu engherzige politische Botschaften zu transportieren“.
Der Kernvorwurf von Gansel ist freilich, dass der „BRD-Patriotismus“ den Rechtsextremen das Monopol aufs Nationale streitig machen soll. „Die Herrschenden“ instrumentalisieren die Fußball-WM in diesem Sinne um das Ende der „jahrzehntelangen Entdeutschung der Deutschen einzuleiten“ und die „Deutschen zu ihrem Wesen zurückfinden zu lassen“, teilweise zumindest. Eine Erlöserrolle die im Weltbild von Gansel nur den „Nationalen“ zukommen darf und nur der Tatsache geschuldet ist, dass sich etwas ändern muss „damit alles beim Alten bleibt“. Etwas „BRD-Patriotismus“ soll den Nationalismus verhindern, bevor der „ganze morsche Systeme hinwegfegen“ kann.
Dennoch kann Gansel dem „BRD-Patriotismus“ vieles abgewinnen. Durch ihn ist der „nationale Gedanke nicht mehr diskreditierbar“, „aus der bisher verordneten Schmuddelecke geholt“ und schrittweise in politische Kontexte gesetzt. Sprich: Die Menschen werden leichter agitierbar für Nationalisten:
„Der gegenwärtige Fußball-Patriotismus hat – trotz seines trivialen und partyhaften Charakters – einen bislang nur unterirdisch wirkenden Normalisierungsnationalismus zutage treten lassen. Aus dem postnationalen Homo bundesrepublicanus wird wieder der aufrecht gehende Deutsche.“
Auch für Jürgen Schwab, der sich zwischenzeitlich von der NPD getrennt hat, sieht in den „Fußballpatrioten“ ideale Ansätze zur Agitation:
„Ich habe noch nie so viele und vor allem so viele junge deutsche Patrioten auf einem Haufen gesehen. Zeitgeschichte und somit deutscher Schuldkult interessiert diese Leute nicht.“
Zu hoffen ist, dass dieser Streit das Zweckbündnis zwischen den beiden größten rechtsextremen Parteien DVU und NPD zum Einsturz bringt, erste Forderungen zur Zurückhaltung werden in der rechtsextremen Szene laut.
BusterG - 30. Jun, 16:03
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