Kleiner Parcours Interdit

„Wir sprechen von Natur und vergessen uns dabei: wir selber sind Natur, quand même - Folglich ist Natur etwas ganz anderes als das, was wir beim Nennen ihres Namens empfinden“ hilft mir F. W. Nietzsche in 'Menschliches, Allzumenschliches' ins Thema und rund 1878 Jahre vor ihm schrieb der römische Epiker Ovid: „Da der Mensch von Natur aus Vernunft besitzt, ist die Kunst kein Gegensatz von Natur, sondern Vollendung der Natur.“

Im Park des Düsseldorfer Künstlervereins Malkasten findet sich der Parcours Interdit 2008, der sich auf die Choreographie und Inszenierung von ‚Natur’ im Park konzentriert in dem schon immer ‚Natur’ eine innerstädtische (bestenfalls weltstädtische) Repräsentation abgab und nie ‚Natur’ per se sein sollte und durfte.

Jan Scharrelmann hat mich sofort angesprochen, weil er Kunst in der Naturkulisse regel(ge)recht inszeniert. Er tut dies mit klarer künstlerischer Formensprache als Absage an jegliches romantisches Naturverständnis. In einen verklärten Teich setzt er eine vollkommen artifizielle Plastik mit toxischer Anmutung von Leuchtfarben (Time will tell, 2008). Zwei seiner anderen Arbeit reflektieren metallisch-kühl und interagieren so überaus abweisend mit ihrer Umwelt, dem Park.

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[Jan Scharrelmann: Life over Death, 2008]

Max Schulze geht einen ganz anderen Weg der sich mehr dem Dialog verschrieben scheint und vergräbt (in Anlehnung an das Konzept der ‚Drop Scultures’) seine ‚Drop Paintings’ in Efeu, den Rasen und setzt sie in die Düssel. Der Künstler in der klassischen Position des Landschaftsmalers irgendwo zwischen kopierender und reflektierender Arbeit: Leinwände auf Keilrahmen als Komplementär der ‚Natur’, dort zurückgelassen und (den Kräften der Natur) preisgegeben.

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[Max Schulze: Ohne Titel, 2008]

Irgendwo zwischen Moderne und stalinistischer Architektur könnte der schneeweiße Lustpavillon von Pfeile verortet werden. Ein Steg Richtung Fontäne und Teich integriert den Park aber unterwirft ihn zugleich und instrumentalisiert ihn als Modell und Miniaturlandschaft.

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[Martin Pfeifle: Mini Bar, 2008]

Minimalsitisch dagegen Christof Zwiener in seiner Arbeit mit dem barocken (und natürlich längsten) Titel „Schöne Menschen auf der Straße, die Sonne scheint, jemand spielt Saxofon und die türkischen Männer auf der Bank spucken Kürbiskerne aufs Pflaster. Ich setze mich ins Cafe an der Ecke und beobachte das Straßenbild, 2008“: Er hat 'lediglich' eine Handvoll Kürbiskernschalen vor einer Bank verstreut. Und auch Markus Ambach hat in seiner Arbeit „Künstlerbad, 2008“ (das ist das große Foto vom Eingangslink) reichlich Platz für Interpretationen gelassen: Vom morastigen Grund eines Seitenarms des Teichs steigen unregelmäßig Luftblasen an die Oberfläche.

Ganz im Gegensatz zu dem was der olle Kant so als ‚Natur’ durchgehen ließ: „Alles, was die Natur selbst anordnet, ist zu irgendeiner Absicht gut. Die ganze Natur überhaupt ist eigentlich nichts anderes, als ein Zusammenhang von Erscheinungen nach Regeln; und es gibt überall keine Regellosigkeit.“ [I. Kant, KdrV]. Wenn der allerdings die über 48.000 Folgen solchen Regelwerks (vom Gottesbeweis über der Notwendigkeit der Verwendung von Schüsslersalz, Klimawandel bis hin zur Zierde unzähliger Poesiealben) hätte übersehen können, hätte er wohl trotzig geschwiegen … aber das ist schon wieder ein ganz anderes Thema.

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