lobesam

Sonntag, 3. Dezember 2006

In welcher Liga spielt eigentlich Beuthen 09?

Warum ich mich auf die Wiedervereinigung freue
"Weil wir dann eine Macht sind. Eine Million Soldaten. Noch mal soviel Polizisten. Jeder Deutsche ein Auto. Hunderttausende von Gefängnissen. Ein unübersehbares Heer von Finanzbeamten. Oderkähne. Danziger Goldwasser. Königsberger Klopse. Das Frische Haff. Schneekoppen-Abfahrtsläufe. Rübezahl in Kattowitz. Schweidnitzer Keller. Zeiss Ikon für Münemann. Die Nachkommen von Pferdemenges als Verpächter brandenburgischer Angelplätze und der vielen schönen Seen, die uns dann wieder gehören. Die Jahrhunderthalle in Breslau. Stettiner Sängerknaben. Dresdner Zwinger. Auerbachs Keller in Leipzig. Thomanerchor. Die Kirche in Wittenberg. Goethestadt Weimar. Das Westberliner Theater, das wieder nach Cottbus umzieht. Baden in der Ostsee. Rügenwalder Teewurst. Kreidefelsen. Ein 70-Millionen-Volk. Und eine hohe Mauer an der deutsch-polnischen Grenze von 1937. Mit Schießbefehl für Bundesgrenzschutz. Damit kein Pole zu uns rein kann, weil wir wieder unter uns sind. Weil wir nicht getrennt sein wollen von unserer Familie.
Und weil wir dann auch keinen Ärger mehr haben mit fremden Polizisten, die unsere Autos im eigenen Land durchschnüffeln. Weil wir dann keine Entwicklungshilfe mehr zu zahlen brauchen an fremde Völker. Weil die dann nichts mehr anerkennen brauchen. Oder können, was sie wollen. Weil wir dann nicht erpreßt werden. Weil wir dann keine Schicksalsfrage der Nation mehr haben. Nur noch Antworten. Auf demokratischer Basis. Und jeder, der kein Demokrat ist, kriegt dann eins in die Fresse. Weil wir was gelernt haben. Weil wir's diesmal besser machen. Weil wir die Franzosen nicht mehr brauchen. Weil der Russe die Quittung kriegt. Und Rostock und Swinemünde und Danzig Kriegsschiffe aus Wilhelmshaven und Kiel. Und weil die Bundesliga aufgestockt wird. Und weil der 1. FC Köln dann gegen Beuthen 09 antreten muß.
Weil wir keine KZs mehr brauchen. Weil die Juden aus Berlin, Hamburg und München dann nach Israel müssen. Und Ulbrichts Schergen ins Lager kommen. Weil das unsere Selbstbestimmung ist. Und dem Völkerrecht Genüge geschieht. Und in Werder die Baumblüte. Endlich wieder Töpfereien in Bunzlau. Peenemünde wird aufgebaut.
Dann zittern aber die Chinesen.
Deshalb freue ich mich auf die Wiedervereinigung. Weil die Chinesen letzten Endes doch an der deutschen Teilung schuld sind. Was die später mal alles mit uns machen wollen, nur weil wir sie heute hungern lassen. Deshalb müssen wir wieder ein Volk, mehrere Führer haben (das muß sein in einer Demokratie)! Und reich müssen wir auch bleiben, wegen der Anziehungskraft bis zum Ural.
Ich freue mich auch darauf, weil die Intellektuellen dann nicht Recht bekommen. Die wollen verzichten. Unser Anspruch ist aber unverzichtbar. Weil wir zusammengehören. Darum freue ich mich auf die Wiedervereinigung. Weil es uns dann noch besser geht als heute. Vom Saargebiet bis nach Allenstein.
Dann sehen wir weiter."

[W. Neuss: Warum ich mich auf die Wiedervereinigung freue, 1965.
In: W. Neuss: Der totale Neuss. Gesammelte Werke. Hrsg. von V. Kühn. Hamburg 1997]

Freitag, 1. Dezember 2006

Vom Sterben des reichen Mannes



[Buster: Weihnachtsmarkt Bonn, 2006]

Gott
Geh du zu Jedermann
Und zeig in meinem Namen ihm an
Er muß eine Pilgerschaft antreten
Mit dieser Stund und heutigem Tag
Der er sich nit entziehen mag.
Und heiß ihn mitbringen sein Rechenbuch
Und daß er nit Aufschub, noch Zögerung such.

Tod
Herr, ich will die ganze Welt abrennen
Und sie heimsuchen Groß und Klein,
Die Gotts Gesetze nit erkennen
Und unter das Vieh gefallen sein.
Der sein Herz hat auf irdisch Gut geworfen,
Den will ich mit einem Streich treffen,
Daß seine Augen brechen
Und er nit findt die Himmelspforten
Es sei denn, daß Almosen und Mildtätigkeit
Befreundt ihm wären und hilfsbereit.

[Hugo von Hofmannsthal: Jedermann.
Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes 1911]

Montag, 27. November 2006

Well, the night I was born ...

“Well, I'm a Voodoo Chile,
Lord, I'm a Voodoo Chile.
Well, the night I was born
Lord I swear the moon turned a fire red.
The night I was born
I swear the moon turned a fire red.
Well, my poor mother cried out "Lord, the gypsy was right!"
And I see her, feel down right dead ...”

[Jimi Hendrix: Voodoo Chile, 1966]

Blog Buster 2006: And the Winner is ...

Zu nachtschlafender Zeit, vor wenigen Minuten trat Dr. B. Uster, Vorsitzender der Jury des Blog Buster 2006 für herausragendes „gelebtes Unverständnis im Haifischbecken der Blogwelt“ in einer eilens einberufenen Pressekonferenz vor die Repräsentanten der Weltpresse. Exklusiv und ungekürzt heute in Busters kleine Farm die Laudatio von Dr. B. Uster, dem Vorsitzenden der transgalaktischen hundertköpfigen Jury, der - wie er vorher durchdringen ließ - sich heuer insbesondere auch an die Blog-Jugend richten möchte:



„Sehr geehrte Damen und Herren, die Jury hat sich die Auswahl nicht leicht gemacht. Kein geringerer als Theodor W. Adorno schreibt in der Minima Moralia >Die Massen misstrauen den Intellektuellen nicht mehr, weil sie die Revolution verraten, sondern weil sie sie wollen könnten, und bekunden damit, wie sehr sie der Intellektuellen bedürften. Nur wenn die Extreme sich finden, wird die Menschheit überleben<. Die KRITISCHE MASSE, der überragende diesjährige Sieger, hat es wie kein zweites Blog verstanden, Unverständnis kompromisslos und authentisch zu leben. Und mit besonderem Blick auf die Jugend möchte ich betonen:

Also dieser Bruce rulz, hey Leute,
ihr denkt das is irgend son voll abgefahrener Tempelflitzer,
son schizo Problemiker oder pille-palle Spasti-Spacko,
ein straight shooter der nur vollschwallt,
ein Stino der euch voll zutextet und zufönt -
vergesst es!

Das ist ein voll endgeiler Froozer, hey,
ich krieg voll fett die Rastung.
Voll ausgekocht edgy sach ich nur
und sein Blog KRITISCHE MASSE,
voll hypertonisch, Leute.
Voll zum ömmeln,
überhaupt voll aldi hey.
Krasser als jede Kravallbrause.
Is auch nicht das voll ischige Gedisse und Gedöns
wie bei den Flachzangen, Milchtrinkern und Fruchtzwergen.

Und sein Geknipse hat voll Flow, ey.
Seine Pods funzen, ihr Puddingdampfer,
wenn ich voll am Down low bin.
Aber ohne Laufwerk peilste da nix,
ohne kannste das knicken.

Von dem kann sich mancher Alpaka was abhapsen, Leute.
Voll vierlagig das.

Und, verehrte Damen und Herren, lassen Sie mich schließen mit einem erneuten Zitat aus der Minima Moralia >Da keine Kategorie, ja selbst die Bildung nicht mehr dem Intellektuellen vorgegeben ist und tausend Anforderungen der Betriebsamkeit die Konzentration gefährden, wird die Anstrengung, etwas zu produzieren, was einigermaßen stichhält, so groß, dass kaum einer ihrer mehr fähig bleibt. Weiter setzt der Druck der Konformität, der auf jedem Produzierenden lastet, dessen Forderung an sich selbst herab. Das Zentrum der geistigen Selbstdisziplin als solcher ist in Zersetzung begriffen<. Danke, KRITISCHE MASSE, dass Sie widerstehen. KRITISCHE MASSE, Danke für gelebtes Unverständnis im Haifischbecken der Blogwelt! Einstimmig haben wir entschieden: Der Blog Buster 2006 geht an die KRITISCHE MASSE.“

Freitag, 24. November 2006

Gaukelhafte Alfanzereien

Die wenigen, die was davon erkannt,
Die töricht gnug ihr volles Herz nicht wahrten,
Dem Pöbel ihr Gefühl, Ihr Schauen offenbarten,
Hat man von je gekreuzigt und verbrannt.
[Goethe, Faust I]

Wilhelm Weischedel hat sich in seiner (für Einsteiger überaus empfehlenswerten) Einführung in die Philosphie „Die philosophische Hintertreppe“ Gedanken gemacht [München 1975, S. 132ff.], welcher Philosph wohl die meisten Beschimpfungen und Verleumdungen erfahren hat. Es war Geburtstagskind Baruch de Spinoza, „Ein lichtscheuer Schreiber“, „lästernder Erzjude und völliger Atheist“, ein „scheußliches Ungeheur“, „dummer Teufel“, „blinder Gaukler“, „verblendeter Tropf“, ein „Narr der das Tollhaus billig meritiert“, „eldender Wicht“, ein „ausländisches Tier“. Sie merken schon: Wenn die wichtigen intellektuellen Vertreter der Gesellschaft sich so über einen Zeitgenossen äußern, dann muss der wohl was gesagt haben, das getroffen hat und nicht nur „gaukelhafte Alfanzereien“.

„Das Ziel der Philosophie ist einzig und allein die Wahrheit, das Ziel des Glaubens einzig und allein Gehorsam und Frömmigkeit“ schreibt er (im Theologisch-politischen Traktat, 14) oder „Der Drang, die göttliche Religion auszubreiten, sank zur schmutzigen Habgier und Ehrsucht und das Gotteshaus selbst zum Theater herab“ (im Tractatus theologica-politicus) und wir wollen heute mal wirklich das Tollhaus billig meritieren und basteln uns eingedenk der Tatsache, dass in einem Monat Weihnachten ist, eine ultimative Weihnachtskrippe für Besserverdienende. Die Zeit der üblichen Krippe mit Esel und son Kram ist Geschichte. Die Ratten Rille, Rasumowski, Rasputin und Rudi, vier putzige Plüschnager mit unklarem Migrationshintergrund, sollten Ihren freilich schon € 160,60 wert sein. Um das Diorama zu komplettieren, besorgen Sie sich noch ein gebrauchtes Abflussrohr - am besten aus dem Keller des Nachbarn.

Und wenn jetzt einer rumkrittelt und meint, Ihr Werk sei „voll von Frevel und Gottlosigkeit, wahrlich wert, in die Finsternis der Hölle zurückgeworfen zu werden“, fühlen Sie sich bloß mal nicht geschmeichelt: der hat das auch nur im Weischedel gelesen.

Donnerstag, 23. November 2006

Vergessen Sie!

„Die radikale sprachliche Verknappung hebt er wieder auf durch freche, bedenkenlose Übersteigerung der optischen Bildsignale. Nur wer diese ‚Übersetzung’ nicht mitmachen will, hält dergleichen für eine blödelnde Parodie auf Bayerntümelei. Aber Achternbusch ‚tümelt’ nicht ¬ so wenig wie sein einstiges Vorbild Jerry Lewis, so wenig wie Karl Valentin oder Groucho Marx¬ so wenig wie Samuel Beckett. Der Verfahrensweise dieses Übervaters der Nachkriegsliteratur, der sich bekanntlich oft an Laurel & Hardy orientierte, scheint mir Achternbuschs Methode am nächsten zu sein.“

Schreibt Peter Buchka in der Süddeutschen über das Geburtstagskind und der Gepriesene schreibt noch viel klarer:

„Das imperiale Gesetz dieser Welt ist Verständnis. Jeder Punkt dieser Welt muss von jedem anderen Punkt dieser Welt aus verstanden werden. Das hat zur Folge, dass jeder Punkt auf der Welt jedem anderen Punkt gleichen muss.“ [Achternbusch]

Das Zweite Geburtstagskind ist im Ländle unvergessen und bekannt wie der häufig bemühte „bunte Hund“. Und weil er heute Geburtstag hat, der von „Häberle und Pfleiderer“, gehen mal bitte alle in Stuttgart Bad Cannstatt Uff-Kirchhof rechts an den Kannen und dem Daimler vorbei und legen ein Blümchen ab. (Und sage noch Einer, die Schwaben seien geizig, da wird Omas Grab mit Mineralwasser gegossen!).

Soviel zum Erinnern.

Die Bedeutung des Vergessens für unsere psychische Hygiene im Besonderen und das Fortkommen der Menschheit im Großen und ganz Allgemeinen wird ja völlig unterschätzt.

Vergessen wir heute, dass Russen auf der ISS Golf spielen, dass sich Fritz Sörgel Sorgen macht, dass Harald Schmidt den armen Herrn Daum neckt: „Seit Daum wieder da ist, wirkt Overath plötzlich seriös“ [H. Schmidt 22.11.2006] (vgl. hierzu auch die Schnurrbartdiskussion bei Schnatterliese et al.), dass die Musikbox heute 112. Geburtstag hat und vergessen wir vor allem dass das Institut für Unterirdische Infrastruktur heute den „Goldenen Kanaldeckel 2006“ verleiht, Sie wissen schon, das ist der begehrte „Oscar der Kanalbranche“.

Eine ganz und gar moderne und mir sehr tröstliche Vorstellung unter Psychologen ist ja, dass das Gedächtnis jeden Tag neu geboren wird. Die Frage, ob wir unserem Gedächtnis überhaupt noch trauen können und wollen will Neurologe Eric Kandel so aber doch nicht beantworten: „Bei jedem Abruf einer Erinnerung erschaffen wir sie zwar sozusagen neu. Das heißt aber nicht, dass der Kern nicht mehr derselbe ist.“ [E. Kandel: Auf der Suche nach dem Gedächtnis] (vergessen Sie das Buch gleich wieder). Na der hat gut reden mit seinem Nobelpreis. Uns bleibt noch die Hoffnung auf eine Kernschmelze.

Freitag, 17. November 2006

Vom letzten Bajazzo


Kuttel Daddeldu ging an Land.
Die Rü Albani war ihm bekannt.
Er kannte nahezu alle Hafenplätze.

Weil vor dem ersten Hause ein Mädchen stand,
Holte er sich im ersten Haus von dem Mädchen die Krätze.


„Eine Lanze für diesen Dichter brechen zu wollen hieße Ringel nach Natz tragen“, schreibt Robert Gernhardt in seinem Nachwort zur ‚Blauen Lyrik’ von Joachim Ringelnatz. In seinem Kinder-Verwirr-Buch gesteht er, „daß Onkel Ringelnatz bisweilen ein herzbetrunkenes Kind gewesen“. Zum Todestag empfehle ich den kurzen literarischen Spaziergang von Peter Auer auf den Spuren von „Daddeldu" in Charlottenburg.

Wir sind, sagen die Lauen,
Wir sind nicht objektiv.
Wir sollten doch tiefer schauen,
Doch schauen, ob nicht tief
Am Nazitum was dran sei,
Ob Hitler nicht doch ein Mann sei.

Wir haben alles erwogen,
Wir wußten alles zuvor,
Mal hat man uns nicht betrogen,
Man machte uns nicht vor,
Daß rechts links und gerade schief sei
Und daß alles relativ sei.

Unrelative Lumpen hausen bei uns zu Haus,
Und hauen das Land in Klumpen.
Ist relativ der Graus?
Da sollen wir objektiv sein,
Wir sollen so naiv sein!

Wir kennen die einfache Wahrheit,
Wir sehen durch ein scharfes Glas.
Und unsere Lehre ist Klarheit.
Und unsere Lehre ist Haß.
Der Haß, der groß und weitsichtig ist,
Der schaffende Haß der wichtig ist.

[Ringelnatz: Nachlass, Hrsg. v. Herbert Günther]

Mittwoch, 15. November 2006

Vogeltier, schau Vorsicht!



Oh ja es gibt durchaus Ärzte, die ich schätze. Zum Beispiel das heutige Geburtstagskind, das sich selbst „Multidilettant“ nennt und in ‚der Zeit’ schon mal als „Punk-Qualtinger“ durchgeht.

Weißt du schon, wer nach dir schielt,
weißt du, wie das Leben spielt?
Hühnerarsch, sei wachsam!

Denn paßt du nicht richtig auf,
springt dir hint' ein Gickerl drauf, drum:
Legehuhn, paß Obacht!
Legehuhn, paß Obacht!

Du kannst schlau sein oder promoviert,
hip oder habilitiert,
das nützt nichts, wenn man doch nicht kapiert
daß hinten schon wer rumhantiert.
Vogeltier, schau Vorsicht!
Vogeltier, schau Vorsicht!

Gackerst fröhlich deine Lieder,
schon greift dir wer ins Gefieder.
Chicken ass, be watchful!
Chicken ass, be watchful!

Es gibt Typen, die hams drauf abgesehn,
dir von hinten ans Gerät zu gehn, drum:
Hühnerpelz, paß Obacht!
Hühnerpelz, paß Obacht!

An jedem Ort, in jedem Jahr,
lauert gerne die Gefahr,
und paßt du nicht auf, Poularde,
rupft dich wer, und das wär scharde.
Hühnerarsch, sei wachsam.

[Ringsgwandl: Trulla! Trulla! 1988]

Morgen macht der Bonn unsicher und ich hätt’ sogar - ausverkauft hinoderher - noch ein Karterl zugesteckt bekommen, allein ich bin ja gar nicht mehr im Rheinland dann und jener Arzt, der besser Wirt sein sollte, (das ist jetzt ein arg kunstvoll versteckter Hinweis, hoffentlich wird das was), sollte aus diesem überaus betrüblichen Anlass nicht nur ein Schachbrett sondern bittschön auch einzwei Flascherl von diesem beschdimmden Roten – er wisse schon welchen – mit zur Arbeit bringen, morgen. Für alle alle anderen aber immerhin noch dies Zitat:

„Von meiner Biographie gibt es verschiedene Versionen, ich habe eine für Frauenzeitschriften, für den BayWa - Gartenfachberater, für Capital und die Bäckerblume. Ich mache das, was gerade gebraucht wird, von redaktioneller Beratung bis hin zum gezinkten Interview, das die deutsche Hausfrau dazu bewegt, wieder mehr Semmeln zu kaufen. Das kommt daher, daß ich an sich ein Multidilettant bin und nicht, wie die Medien behaupten, ein Multitalent. Ich singe mehr oder weniger grausig, aber eingängig. Ein paar Fehlgeleitete der Gesellschaft gehen dann in die Konzerte. Eigentlich bin ich auf der Bühne ein abschreckendes Beispiel, denn im wirklichen Leben gehöre ich zu den ehrlichen Spießbürgern mit der dazugehörigen Liebe zu Kleingärtnern und Taubenzüchtervereinen. Tiefes Mißtrauen hege ich nur gegen die Leute, die von sich behaupten, offen und rebellisch zu sein.“
[Ringsgwandl]

Sonntag, 12. November 2006

Ich fühle mich als Deutscher, ich bin Deutscher

„Ich fühle mich als Deutscher, ich bin Deutscher, ich kann nicht aus meiner Haut heraus. Aber ich bin nicht verantwortlich für Hitlers Verbrechen und für den Chauvinismus vergangener Zeiten. Und die jungen, heimkehrenden Soldaten sind es ebensowenig, ganz gleich, ob sie an den Nationalsozialismus geglaubt haben oder nicht. Ich bin auch nicht bereit, die imperialistischen Ansprüche der Siegermächte kritiklos hinzunehmen. Wir schreiben weiter.”

schreibt Geburtstagkind Hans Werner Richter 1947 in der von ihm gemeinsam mit Alfred Andersch herausgegebenen Zeitschrift „Der Ruf” Nummer 16. Die Zeitschrift „Der Ruf” hatte bereits mehr als 100.000 Leser und bekannte sich nicht zur Kollektivschuld, stand den Maßnahmen der Militärregierung kritisch gegenüber, grenzte sich von der politischen Linie der Alliierten ab, auch vom orthodoxen Marxismus.

Die Amerikaner genehmigten die Nummer 17 vom April 1947 wegen "Nihilismus" nicht mehr und Andersch und Richter verloren die Lizenz.

„Mitten in der härtesten Besatzungsdiktatur und unmittelbar nach der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands erhoben hier junge Deutsche ihre Stimme und forderten Gerechtigkeit und Wahrheit und Freiheit. Sie machten das allgemeine heuchlerische Phrasengedresch von Umerziehung und Besatzungsdemokratie nicht mit und verlangten mit Nachdruck (wobei sie keine publizistischen Glacehandschuhe anzogen) nicht nur Gedanken-, sondern auch Bewegungsfreiheit. Sie brandmarkten die Politik der Sieger als vorgestrig, als kolonialistisch und als menschenunwürdig, kurz: als uneuropäisch. Zugleich aber erteilten sie, um allen Mißverständnissen vorzubeugen, den Revisionisten unter ihren Landsleuten ebenso deutliche Abfuhren. (…) Die Entlassung der Herausgeber im März des Jahres 1947 ist ein wichtiger Einschnitt in der deutschen Nachkriegspublizistik. Die entschlossensten Schreiber verloren ihr Sprachrohr, ihre Stimme verlor an Kraft.“
[Hans A. Neunzig: Lesebuch der Gruppe 47, 1997]

Gruppe47

Samstag, 11. November 2006

And I guess that I just don't know

„Es war schon eine sehr seltsame Zeit
mit einer Gruppe sehr seltsamer Leute.“
[Lou Reed (sehr seltsamer Link)]

The Velvet Underground“ mit Lou Reed und John Cale hatte heute vor 42 Jahren ihren ersten Auftritt bei einer Veranstaltung der Uni von New York. Im Café Bizarre lernte Andy Warhol kurz darauf die Gruppe kennen und übernahm das Management. 1967 folgte die Veröffentlichung von „The Velvet Underground & Nico“ - die legendäre „Bananenplatte“ mit schrägen Rückkopplungen, provokativen Texten und einem krachenden Beat.

I don't know just where I'm going
But I'm gonna try for the kingdom, if I can
'Cause it makes me feel like I'm a man
When I put a spike into my vein
And I'll tell ya, things aren't quite the same
When I'm rushing on my run
And I feel just like Jesus' son
And I guess that I just don't know
And I guess that I just don't know
I have made the big decision
I'm gonna try to nullify my life
'Cause when the blood begins to flow
When it shoots up the dropper's neck
When I'm closing in on death
And you can't help me now, you guys
And all you sweet girls with all your sweet talk
You can all go take a walk
And I guess that I just don't know
And I guess that I just don't know …

[The Velvet Underground and Nico: Heroin, 1967]

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Laura Kinderspiel - 12. Nov, 11:30
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huflaikhan - 26. Dez, 16:15
Hatschi
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jump - 17. Dez, 19:18
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Ja genau, also doch schon gar sooo weit ;-).
BusterG - 17. Dez, 00:26
Das ist in der Nordeifel:...
Das ist in der Nordeifel: Heimbach in Nebel und Sonnenschein.
BusterG - 17. Dez, 00:24
Geschätzte Wassertemperatur:...
Geschätzte Wassertemperatur: ca zwei Grad, also vielleicht...
BusterG - 17. Dez, 00:23
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Danke
BusterG - 17. Dez, 00:21
Natürlich ist das ...
... AUCH an Dich gewandt. Ich würde doch sonst nicht...
BusterG - 17. Dez, 00:21

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