saumselig

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Saumselig



[Saumselig vor Texel, Buster 2007]

Montag, 23. Juli 2007

Wo grade noch?



[Saumselig bei Flekkefjord, 2007]

Donnerstag, 3. Mai 2007

Die größte Sünde

Mein neuer Nachbar, soviel sollte ich dieser gänzlich unbedeutenden Randnotiz vielleicht vorausschicken, rechnet sich offensichtlich einer anderen sozialen Identität zu als ich oder gar die etwas verwirrte Bewohnerin eines Altersheim ganz in meiner Nähe es tun. Jene drei Handlungsträger trafen sich jedenfalls heute gegen 10 Uhr an einem überdurchschnittlich sonnigwarmem Maitag in der beschaulichen Beethovenallee und Henri Tajfel, Urvater der berühmten Tajfels Minimalgruppen-Experimente hätte sicher ganz und gar anders über diesen nur scheinbar unbedeutenden Zusammenhang berichtet. Nun ist aber bedauerlicherweise Henri Tajfel vor 25 Jahren in Oxford an Krebs gestorben, so dass Sie nun eben mit meiner gänzlich anderen Schilderung vorlieb nehmen müssen.

Alte Vögel sind schwer zu rupfen weiß ja der Volksmund. Vielleicht glaubte ja deswegen mein neuer Nachbar er könnte mit seinem silbernen Porsche-Geländewagen mit so stark überhöhter Geschwindigkeit am nahen Altersheim vorbeidonnern, dass eine die Strasse kreuzende Bewohnerin sich nur noch durch einen beherzten Sprung in meine Fahrbahn zu retten glauben konnte. Der Herr Nachbar fuhr jedenfalls unbeeindruckt weiter und ich - samt zwei Flaschen soeben erstandenen besten Abruzzenweins - mit meinem dunkelgrünen Stahlross in die hellblau getönte, bockspringende Greisin.

Der Montepulciano jedenfalls hatte ein wundervolles Jahr 2004 in den besten Lagen des Castello di Salle in 800 Metern zugebracht wo er von morgens bis abends von der lieblich mild-gütigen Sonne der Abruzzen tagein wie tagaus beschienen wurde. Hernach bettete der (mir persönlich bekannte) eher kleinwüchsige Bologneser Raffaelle ihn mit der unnachahmlichen Souveränität und Gelassenheit eines Spitzenkellermeisters zwei Jahre zur Reife und Ruhe acht Meter unter der Abruzzenerde in ein aus dem Kalkstein gehauenes Gewölbe in frische Eichenfässern aus den Dolomiten Südtirols bevor er nach umsichtiger Alpenüberquerung bestgelaunt von meiner wie immer bezaubernden Weinhändlerin in meine fürsorglichen Hände übergeben wurde und ich ihn mit größter Hochachtung und unter weitestgehender Vermeidung jedweder unbotmäßigen Erschütterung in Schrittgeschwindigkeit ins Nahe Zuhause chauffierte. Bis eben jener Nachbar und jene Blaugetönte meinen Weg kreuzten.

Als ich kurz darauf erneut bei meiner Weinhandlung eintrat und den Vorgang betroffen schilderte, sah mich mein liebster Weinhändler aus traurigen, 80-jährigen Augen an und sprach, seine Gattin an der wogenden Hüfte beherzt umfassend, an sich ziehend und in wie abwesendem Tonfall: „Wein verschütten ist die größte Sünde“. Inständig bat ich in das betroffene Schweigen hinein noch darum, die ganze Angelegenheit dem (mir persönlich bekannten!) Bologneser Raffaelle nicht anzutragen. Auch wenn er kleinwüchsig ist, hätte er sicher erwartet, dass ich ohne Rücksicht auf Greisin, Porsche und Schürfwunden alles zur Rettung seiner beiden Flaschen getan hätte und versprach zudem mutig, den nichtswürdigen Nachbarn bei nächster sich bietender Gelegenheit zur Rede zu stellen. Ob ich noch einmal zwei Flaschen kaufen kann?

Sonntag, 11. Februar 2007

De Zoch kütt: Schweinheim! Wutz! Wutz!

„In einem Dorf habe ich einmal einen Festzug beobachtet, in dem sogar die Maulesel mit bunten Bändern behängt waren. So unentbehrlich ist den Menschen die Verkleidung geworden, dass sie sogar ihre Pferde damit belästigen müssen.“
[Luc de Clapiers Vauvenargues: Reflexionen und Maximen, 1746]


Für die nicht unbeachtliche Anzahl der Wenigentschiedenen, Kurzentschlossenen, Geringgescheiten und Ultimativfeierbereiten unter meiner Vieltausendköpfigen Leserschaft hat Bei Chez Buster heute keine Gefahren und Mühen gescheut und mich ein mutig-verwegenes Forschungsteam zum Zwecke der Erkundung der rheinisch-ländlichen Brauchtumspflege insbesondere aber zur empirischen Felduntersuchung der diesjährigen Kostümierung in einen Stadtteil Bonns entsandt, der seit geraumer Zeit und nicht unerheblich unter dem Namen „Schweinheim“ zu leiden hat.

Offensichtlich um aufbrandende Komplexe ob des schmählichen Namens zu kompensieren wird dort alljährlich mit nicht unerheblichem Aufwand ein „sehr liebevoll und anziehend gestalteter“ Karnevalszug im vom „regen Dorfleben“ umrauschten Dorf durchgeführt [Wikipedia].

Eine kuriose, aber weitgehend totgeschwiegene Besonderheit des Schweinheimer Karnevalszugs ist es, das der Zug nachdem er die rund ein Kilometer lange Zugstrecke absolviert hat, wendet und diese nach kurzer Pause nochmals in umgekehrter Reihenfolge abschreitet. Dies hat für Ältere, Angetrunkene oder auch Forschende, die alle anderen Attribute in sich vereinen, ganz erhebliche Vorteile. So können erste Eindrücke nochmals vertieft, offenen Fragen zu einzelnen Kostümen keine zehn Minuten später widerholt nachgegangen oder die ‚Halbzeitpause’ zur Hypothesenbildung genutzt werden. Warum dieses Brauchtum der doppelten Zugstrecke so hartnäckig verschwiegen wird, hat einen ganz offensichtlich Grund: Immis und Zuschauer, die mit dem lokalen karnevalistischen Treiben nicht vertraut sind, geben ihre in den frühen Morgenstunden hart erkämpften Positionen fahrlässig auf, begeben sich zum Pittermännchen und der einheimische Jeck hat nicht nur die freie Sicht sondern natürlich auch die Kamelle, Strüßjer und Bützje.

Was aber, sind nun die Bekleidungstrends der aktuellen Session? Erwartungsgemäß lagen die Depp-Piraten heuer deutlich vor den Clowns. Ein interessantes Detail, weil erstmals zu beobachten, war das Auftreten von so genannten „Pipi-Langstrumpf-Piraten“: Rotzopfige, Buntgeringelte mit Schwert und Augenklappe Versehene, die zwar nur noch sehr entfernt an Herrn Depp erinnerten jedoch den „Fluch von Schweinheim“ aufs plastischste herausarbeiteten. Gegen alle Kostümprognosen überraschend wenig anzutreffen war der schwarzrotgoldbekleidete Fanmeilenpublicviewer. Mutmaßlich kam es hier kurzfristig zu einer Bekleidungswanderung. Aber auch Handballer, Radler oder gar Rodler waren kaum repräsentiert. Wenig überraschend dagegen, dass die Scheich-Fraktion erdrutschartige Verluste hinnehmen musste. Am Ende ist es eine weitere Folge der globalen Erderwärmung, dass keine einzige skandinavische Fahne brannte. In die Gruppe der „Sonstigen“ fallen nun auch die dramatisch rückläufigen Feuerwehrmänner und libyschen Kinderkrankenschwestern. Den massiv anzutreffenden Kunstmalern sollte bundesweit weniger Gewicht beigemessen werden, wurden doch alle Schüler der Paul-Klee-Schule per Karnevalszwangsentscheid gezwungen mit farbenverschmierten Kitteln, Palette und Pinseln im ängstlichen Kinderhaar den Zug zu begleiten. Eine weitere, menschenverachtende Schweinheimer Tat, die die zahlreich anwesenden internationalen Kostümbeobachter mit Sorge erfüllte.

Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass Piraten und Clowns in einer großen Koalition weitgehend unbehelligt regieren können. Die seit Jahren notwendige Reform des Kamelle-Wesens könnte endlich mit großer Mehrheit entschieden angegangen werden. Bei der schwelenden Bützje-Frage muss sicherlich auf Pokerspieler, Mexikaner, Biene Maja und Indianer Rücksicht genommen werden, aber auch hier sollten in dieser Session Vorschritte erzielt werden können.

Weitere Detail-Ergebnisse der Untersuchung werden in Kürze unter einer sehr kostenpflichtigen Hotline abrufbar sein. Wie aus gewöhnlich gut unterrichteter Quelle verlautbart wurde, soll Dr. B. Uster kein Verständnis für die Kritik an der Gebührenpflicht haben. Schließlich gehe es hier, so der Doktor, um exklusive und sehr aufwändige Forschungsergebnisse (allein der Bierkonsum des einköpfigen Forschungsteams sei immens gewesen, wusste der ermattete teilnehmende Beobachter zu berichten). Und wer sich mit solchen schweinischen Themen auseinandersetze, hätte „eh schweinisch schwer einen an der Schweine-Waffel“ so der berühmte Schweine Brauchtumsfeldforscher. Bei Chez Buster hat für solch maßvolles und engagiertes Vorgehen schweinisches größtes Verständnis und gibt zurück an die angeschlossen Dunghäuser.

Montag, 22. Januar 2007

Nachtragen muss ich noch ...



[Buster: Rheinproffe 3, 2007]

Das Gärtlein still vom Busch umhegt,
Das jeden Monat Rosen trägt,
Das gern den Gärtner in sich schließt,
Der es betaut, der es begießt,
Es lebe hoch!

[C. M. Wieland: Das Gärtlein. Gedichte]

Samstag, 20. Januar 2007

Nun gut, wer bist Du denn?

Faust: Nun gut, wer bist Du denn?
Mephisto: Ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.
Faust: Was ist mit diesem Rätselwort gemeint?
Mephisto: Ich bin der Geist, der stets verneint! Und das mit Recht; denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht.

Samstag, 30. Dezember 2006

Für dieses Jahr geschlossen



[Buster: Für dieses Jahr geschlossen, 2006]

Donnerstag, 7. Dezember 2006

Ah so! (Es wird zurückgetröpfelt)



[Buster: Composition No. 3, 2006]

„Also der Pollock,“ sagt nach mehr als sieben kurzweiligen Museumsstunden ein kundiger launiger Museumswächter, „das war ein schlimmer Alkoholiker, der keine grade Linie mehr hingebracht hat. Da hat er am Morgen eine leere Leinwand auf den Boden gelegt und mit vier Steinen beschwert. Eine Farbbüchse hat er an einen Strick angebunden, drübergehängt, unten ein Loch eingestochen und dann konnte der saufen und das Bild malte sich von alleine.“

Ah so!

Ein nicht unerhebliches Interesse habe ich bei solchen Ausstellungen nicht nur an den Exponaten sondern auch an der Beobachtung der Mitbesucher, die sich von Van Gogh, Renoir und Manet immer zögerlich-schwerfälliger Richtung Moderne fortbewegen. Irgendwo zwischen abstraktem Expressionismus, Minimalismus und Postminimal Art nimmt das Kopfschütteln dann sehr überhand und die Räume werden angenehm leer. Offensichtlich der Grund, weshalb fürsorglich-weitdenkende Museumspädagogen am Ende noch ein bisserl trügerisch-bunt-kreischendes Licht in den vermeintlichen Tunnel geben mit Pop Art à la Warhol, Rosenquist und Lichtenstein. Da kann beinnahe jeder mit einem sachkundig-trotzigen „Ah so!“ und weitgehend erhobenen Hauptes ins nahe Cafe fliehen und in der Gegenwartskunst im Kunstmuseum gegenüber ward keiner mehr gesehen.

Ich stehe heute keine 30 Zentimeter vor dem mit 140 Millionen (wahrscheinlich) teuersten Gemälde der Welt und Michael Moses will wissen, dass „Derartige Preise zeigten, dass sich in privaten Händen enorme Vermögen angesammelt hätten“, während sich gleichzeitig das Angebot an hochrangiger Kunst verknappt habe. „Solche Zahlen sind astronomisch, aber der Wohlstand mancher Menschen ist ebenfalls astronomisch".

Also dann wird ab sofort hochrangig zurückgetröpfeltdrippt und wir - höchstverehrte Leserschaft - steigen jetzt bitte alle fett ins Action Painting ein. Aber was soll ich noch sagen: Mitmachen ist so einfach und geht sogar ganz ohne Schnur!

Sonntag, 19. November 2006

Vorrat für dunklere Tage



[Herbstspaziergang im November, 2006]



In den Nachmittag geflüstert

Sonne, herbstlich dünn und zag,
Und das Obst fällt von den Bäumen.
Stille wohnt in blauen Räumen
Einen langen Nachmittag.
Sterbeklänge von Metall;
Und ein weißes Tier bricht nieder.
Brauner Mädchen rauhe Lieder
Sind verweht im Blätterfall.

Stirne Gottes Farben träumt,
Spürt des Wahnsinns sanfte Flügel.
Schatten drehen sich am Hügel
Von Verwesung schwarz umsäumt.

Dämmerung voll Ruh und Wein;
Traurige Guitarren rinnen.
Und zur milden Lampe drinnen
Kehrst du wie im Traume ein.

[Georg Trakl: Gedichte, 1913]

Montag, 13. November 2006

Wo aber Gefahr ist



„Wo aber Gefahr ist,
wächst das Rettende auch“.
[Hölderlin]

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BusterG - 17. Dez, 00:21

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