Samstag, 15. Juli 2006

Happy Birthday Peter!

DER Wittgensteinforscher (und höchst geschätzter Kollege) hat - gemeinsam mit dem australischen Neurologen Max R. Bennett - maßgeblich zur Klärung der begrifflichen Grundlagen der Neurowissenschaft beigetragen. Im Klappentext wird heftig aber sehr zutreffend gelobhudelt:

„In this provocative work, a distinguished philosopher and a leading neuroscientist outline the conceptual problems at the heart of cognitive neuroscience. Writing from a scientifically and philosophically informed perspective, the authors provide a critical overview of the conceptual difficulties encountered in many current neuroscientific and psychological theories.“
Eine weitere, sehr lohnenswerte Annäherung an das Thema kommt von Antonio R. Damasio, der zu den anerkanntesten Neurologen der Gegenwart gehört. In „Looking for Spinoza. Joy, Sorrow and the Feeling Brain“ wird das Zusammenspiel von Körper, Fühlen und Denken auf dem aktuellen Stand der Neurobiologie dargelegt.

„Die Idee des Meeres ist in einem Wassertropfen vereint.“
[Baruch de Spinoza]

Er beginnt - ganz unamerikanisch - im 17. Jahrhundert beim Werk des Philosophen Baruch Spinoza und verhindert damit, dass für seine Thesen ein Originalitätsanspruch erhoben werden könnte. Im Gegenteil betont er, dass Künstler und Philosophen das längst geahnt haben, was die Neurologen heute mit Experimenten belegen können. Die Suche nach dem Zusammenhang zwischen Körper, Geist und Seele lässt ihn in Bereiche vorstoßen, die Naturwissenschaftler bis in die jüngste Vergangenheit gemieden haben, weil sie von der Kirche und Esoterik besetzt sind. Kaufen, lesen, denken!

... auf der Höhe des Wohlbehagens ...

"Eines schönen Abends saß der Exekutor Iwan Dmitritsch Tscherwjakow im Sperrsitz zweite Reihe und sah sich durchs Opernglas die »Glocken von Corneville« an. Er sah und fühlte sich auf der Höhe des Wohlbehagens. Aber plötzlich ... In den Erzählungen kommt dieses »aber plötzlich« sehr häufig vor, und die Autoren haben recht: das Leben ist so voll von Plötzlichkeiten! Aber plötzlich verzog sich sein Gesicht, die Augen gingen ihm über, der Atem stockte ... er ließ das Opernglas sinken, beugte sich vor und ..."

[Anton Čechov: Tod des Beamten. Übers W. Czumikow]

Freitag, 14. Juli 2006

Busters Thekengeflüster

Ausgewählte Claqueure in Stralsund.
Bald werden auch die Wähler handverlesen.

Endlich wieder Sinnlosigkeit

Deutschland - seit fast fünf Tage ohne Party - wird von Sven Väth mit der einzig korrekten Vision ausgeholfen: „The message is: guuude Laune! The message is: Feierei!“

All You Fascists

I’m gonna tell you fascists
You may be surprised
The people in this world
Are getting organized
You’re bound to lose
You fascists bound to lose

Race hatred cannot stop us
This one thing we know
Your poll tax and Jim Crow
And greed has got to go
You’re bound to lose
You fascists bound to lose.

All of you fascists bound to lose:
I said, all of you fascists bound to lose:
Yes sir, all of you fascists bound to lose:
You’re bound to lose! You fascists:
Bound to lose!

People of every color
Marching side to side
Marching ‘cross these fields
Where a million fascists dies
You’re bound to lose
You fascists bound to lose!

I’m going into this battle
And take my union gun
We’ll end this world of slavery
Before this battle’s won
You’re bound to lose
You fascists bound to lose!

[Lyrics Woody Guthrie, Music Billy Bragg]

Donnerstag, 13. Juli 2006

wia s isch

Wittgenstein

s isch doch
wia n e s sag
I sag s doch
wia s isch

ond wenn e
nex meh sag
no isch au nex
wia s isch

[Georg Holzwarth, vor 63 Jahren
in Schwäbisch Gmünd geboren]

Geschichten von Gestern

"Nichts ist unglaubwürdiger als die Wirklichkeit."
[Fjodor M. Dostojewski]

Zum ersten Mal hörte ich von ihm bei einem guten Glas Lemberger auf einer Terrasse in Stuttgart-Degerloch: Olympia-Architekt Günter Behnisch hatte eine Handvoll Bewunderer um sich gesammelt und ich war versehentlich anwesend als Organisator eines interdisziplinären Kolloquiums das irgendeinen Vortrag von ihm vorsah und hatte sicherheitshalber den Wein mitgebracht - eine lästige Geste, verursacht durch tiefes Misstrauen, dass der Grossteil der Mitmenschen nicht in der Lage ist eine ordentliche Flasche Wein von Frostschutzmittel zu unterscheiden. Zu vorgerückter Stunde, als mein Wein längst getrunken war und ich feststellen musste, dass der Gastgeber sehr gut in der Lage war einen guten Wein nicht nur zu kennen sondern auch seinen Gästen zu öffnen, erzählte Behnisch von Väterchen Timofei, der es geschafft hatte, eine komplette Olympia-Planung zu verrücken.

Väterchen Timofej lebte in einem traumhaften Garten in Oberwiesenfeld - mitten in München - mit zwei kleinen Häuschen, einer Kapelle und einer Kirche. Das alles hat Timofej aus den Trümmern gebaut, die nach dem Krieg herumlagen – natürlich ohne Baugenehmigung. Er wurde ungefähr 110 Jahre alt, so genau weiß man das nicht. Den Garten konnte und kann auch heute jeder betreten. Ich war einer von vielen, die Väterchen Timofej immer wieder besuchten, das erste Mal aus Neugier nach dem Abend bei Behnisch – danach immer wenn ich in München war und Zeit hatte. Dann ging ich mit einer Flasche Wodka oder Selbstgebranntem zu ihm und wir redeten den ganzen Abend über Puschkin, Dostojevski oder die aktuelle Politik in Russland und hörten Schostakovitsch dazu – gegen später auch gerne Mitki, ist besser zum mitsingen.

Väterchen Timofej hieß eigentlich Timofej Wasiljewitsch Prochorow. 1943 ist ihm mehrfach die Muttergottes erschienen, das hat er immer, wenn ich ihn besucht habe, händeringend und äußerst plastisch geschildert. Maria befahl Timofej eine Kirche in München zu bauen. Gemeinsam mit seiner Gefährtin Natascha ging Timofej ans Werk und baute die „Ost-West-Friedenskirche“ auf dem Fundament einer Flakstation. Um sie herum schuf er den traumhaften Garten.

20 Jahre später kam Günther Behnisch in Spiel: Genau an der Stelle, wo Väterchen Timofejs paradiesische Enklave steht, sollte das Reitstadion für die Olympiade 1972 gebaut werden. Die Presse und viele Münchner wollten dies verhindern. Der Architekt besuchte damals Väterchen Timofej um ihn zu überreden, fortzuziehen. Als der Abend zu Ende war, war Behnisch überzeugt: Timofej muss bleiben, das Reitstadion wurde ans andere Ende der Stadt nach Riem verlegt. Timofej war Mönch – die Orthodoxen wurden nicht müde ihn einen Laien zu nennen. Er war ein "Berufener", den das nicht sehr gekümmert hat und mit Atheisten wie mir hat er in Freundschaft gerungen um den "richtigen Weg", jede Sekunde seines unglaublichen Lebens.

Heute vor zwei Jahren ist Väterchen Timofej gestorben. Sein Garten bleibt offen. Freunde pflegen ihn wie die Gebäude und alle, die ihn je kennen gelernt haben, wissen: Timofej lebt dort weiter.

Mittwoch, 12. Juli 2006

Busters Thekengeflüster

Gefahr von Agfa-Planing meldet der Wetterbericht gerade,
da wechsle ich doch besser auf Kodak.

gegen den Puffkeïsmus der teutschen Seele

„Leben heißt, alle Möglichkeilen. Gegebenheiten der Sekunde zusammenpressen in faßbare Energie, Weisheit. Die Ewigkeit ist nichts, sie ist nicht älter oder besser als das Mittelalter, sie stammt ab vom Gestern, sie ist im Monde oder in der zahnlosen Kieferhöhle des Greises, verstärkt durch die lächerliche bürgerliche Intelligenz, die einer Luftdruckbremse gleicht. Laßt uns alle alten Vorurteile hinwegfegen, das Vorurteil, es sei etwas gestern gut gewesen oder es werde morgen besser sein, nein! Laßt uns das Heute sekündlich fassen! Die Zeit ist eine Zwiebel, hinter deren Haut eine andere Haut und noch wieder eine Haut ans Licht tritt ...“ [R. Hausmann, Présentismus: gegen den Puffkeïsmus der teutschen Seele.]
Raoul Hausmann, geboren am 12. Juli 1886, spielt im Berlin der zwanziger Jahre bei den Dadaisten eine zentrale Rolle. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Hannah Höch gilt er als Pionier der Fotocollage. Im Alter vergessen und als Einsiedler in Limoge lebend ist sein umfangreiches Werk heute nur noch wenigen bekannt. Zum Großteil liegen Typoskripte und Textfragmente unpubliziert in seinem Archiv in Limoges.

„Eingedrungen in dies Felsgeklüft, nur von niederen Wacholdern und verknarrten Bäumen bestanden, ersieht man - WAS? Nichts als im Nebel verschwimmende Steinmassen, deren wirkliche Formen auszumachen nicht möglich ist. Das gibt welchen Eindruck? Garkeinen. Heimtückische Tücke der natürlichen Objekte, die sich nicht dem Anblick ergeben mögen. Denn nicht, denn nicht, ich bleibe mit Heta unter einem Baum als Regendach.
Robert, Andree, Marly glaubend, sie ersähen doch Etwas, gehen weiter, steigen klimmend auf einen Fels, der dasteht wie ein Schiffsbug, sie entfernen sich, man hört ihre Stimmen verklingen. Warten unter dem Regen unter dem Baum: warten auf ihre Rückkehr. Wartend dastehen. Wartend in Schweigen, das nicht durch Vogelruf, das durch keinen Laut unterbrochen ist, unterbrochen wird. Wartend wartendes Erwarten.“
[R. Hausmann, Umbruch, S. 100]

„Umbruch“ ist eine sehr lesenswerte Collage aus Wortgefechten, Gedankenspielen, Gedichten und essayistischen Exkursen. Poesie ist innigst verwoben mit redseligem und klatschhaftem Geplänkel und der Selbstdarstellung geschuldeten aphoristischen Exkursen.

„Der Mensch ist nur ein kompliziert gewordenes Kind, das nicht weiß, was es tut. Herr, Herr, vergib ihnen, weil sie nicht wissen, was sie tun. Sie sprechen nur in Märchen die Sprache der Vögel oder der Fische, sie sprechen tausend Sprachen und können in keiner sagen, was sie sagen möchten oder sagen sollten. Des Menschen Denken und Sprechen ist Kauderwelsch. Verschmitzt, nicht wie schmutzig, sondern wie schlo.“
[Raoul Hausmann, Umbruch, S. 103]

Der Mensch hat sich nach Hausmann dem Leben entfremdet, ist ein Domestizierter. Dagegen kämpft Hausmann mit all seinen Talenten zeitlebens an. Er galt als stürmisch, jähzornig, genial und exhibitionistisch. Für ihn ist die Kunst der Spiegel des Ich und versucht nicht, das Leben zu überdauern.

„Der Mensch hat zwei Richtungen seines Wesens: Die zum Unmöglichen und die nach dem Unzähligmöglichen!! Das Unmögliche wird ihm nicht in dieser Sekunde, in unserer Zeit. am heutigen Tage gelingen, sei es Gott. oder das schöpferische Prinzip, die lebendige Dynamik, die wie ein Ansaugemotor die Welt, das Geschehen, die Ereignisse zusammenzieht, und sie die mögliche Weit bilden läßt - dem Menschen ist es aus einer lächerlichen Einfalt nötig. nach dem Unerfüllbaren des Ideals Sehnsucht zur Schau zu tragen und dies unerfüllbare Unmögliche ist, aus sich selbst ein Perpetuum mobile zu gestalten, ein Monstrum von Kugel, die gleich der Sonne im Raume schwebt! Fort mit dieser Sehnsucht, fort mit dem Unmöglichen, weil es nicht möglich und verwirklicht ist!!! Überlaßt es den Golems und Rautendeleins! Wir wollen uns an das unaussprechbar beglückend Mögliche halten! …“ [R. Hausmann. Présentismus: gegen den Puffkeïsmus der teutschen Seele.]

Dienstag, 11. Juli 2006

verweltschmerz

KREUZBERGER ENTITÄTEN II

maimorgens um fünf, im ersten licht
sitzen zwei transen am mehringdamm,
weils da noch köstliche Currywurst gibt,
zwiebeln und pommes, champagner gibts nicht.
die transen sind trunken und summen, stramm
verweltschmerz, beide unendlich verliebt,

nicht ineinander, das wäre zu einfach.
kaufen zwei flaschen halbkaltes Schultheiß
nippen daran und beklagen ihr Schicksal
daß Schultheiß nur scheiß sei, kein budweis
drüben der friedhof, die liebe, und ach -
schicksal ist schick, nur das Schultheiß banal

Helmut Krausser, geboren am 11. Juli 1964
in Esslingen am Neckar

Vor 32 Jahren gestorben

„Denn er war kein gewöhnlicher Geschichtsschreiber – er schrieb über die Zukunft. Er hatte ein großes Buch vor sich liegen, das in vergilbtes Pergament gebunden war, als wäre es schon alt, und da hinein schrieb er mit ganz feiner Schrift von all dem Wunderbaren, das die Menschen einmal erleben würden, über ihre bemerkenswerten Schicksale in kommenden, noch fernen Zeiten, über große und herrliche Dinge.

Er schrieb die stolze und unendliche, noch beinahe unerforschte Geschichte der Zukunft. Er war kein Dilettant. Er wusste viel über vergangene Zeiten, er hatte viel in ihnen geforscht und kannte sich gut aus. Aber das Vergangene hatte ihn immer unbefriedigt gelassen. Dort gab es so viel, was einen beklommen machte und den Flug der Gedanken hinderte. Er wäre niemals ganz glücklich gewesen, wenn er sich damit beschäftigt hätte. Er schrieb über die Zukunft.“

[Pär Lagerkvist: Der Geschichtsschreiber]

Kehraus

Mit 6,5 Tonnen Unrat war das Viertelfinale Deutschland-Argentinien das mit Abstand schmutzigste Spiel dieser Weltmeisterschaft teilt die Würzburger Stadtreinigung mit. Für die DFB-Auswahl wird es aber dennoch die höchste sportliche Auszeichnung geben, die Deutschland zu vergeben hat. Warum auch immer ein Silbernes Lorbeerblatt die höchste Auszeichnung ist.

Klinsmann soll „für seine großen Verdienste“ vom deutschen Staatsoberhaupt darüber hinaus mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet werden. Solches Blattgold hat der Blatter von das Merkel die Tage schon ausgehändigt bekommen mit der tiefschürfenden Begründung: „Die FIFA hat durch die Vergabe der WM ein großes Vertrauen in uns Deutsche gesetzt.“ Alles also eine Frage des Vertrauens und kein Grund für einen Kopfschuss wegen „Probleme im politischen Bereich“.

Und während Materazzi ständig beteuert „Für mich ist die Mutter heilig“, ist Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble ganz erwartungskonform vor die Presse getreten und sieht natürlich keinen „Anlass zur Entwarnung“ im Kampf gegen den Terrorismus und Bundesbankpräsident Axel Weber teilte der Zeitung „Die Welt“ besorgt mit, dass eine „prima Fußball-WM allein“ keine hohen Ölpreise sinken lasse. Gesetzesverschärfungen und Einschränkungen der Bürgerrechte bleiben uns also genauso erhalten wie die Arbeitslosenquote. Das erinnert doch sehr an ein Sprichwort aus Wales: „Wer zum Spiele geht, soll seine Haut zu Hause lassen.“

Montag, 10. Juli 2006

Sodom und Gomorrha

„Ein jeder nennt die Gedanken klar,
die den gleichen Grad der Konfusion
haben wie seine eigenen.“

Marcel Proust, vor 135 Jahren in Auteuil geboren. Sodom und Gomorrha ohne „wirklich Mord und Totschlag“ derzeit täglich in Berlin. Für alle nicht Berliner:

„La femme aura Gomorrhe
et l'homme aura Sodome

On sait que bien avant d'aller ce jour-là (le jour où avait lieu la soirée de la princesse de Guermantes) rendre au duc et à la duchesse la visite que je viens de raconter, j'avais épié leur retour et fait, pendant la durée de mon guet, une découverte, concernant particulièrement M. de Charlus, mais si importante en elle-même que j'ai jusqu'ici, jusqu'au moment de pouvoir lui donner la place et l'étendue voulues, différé de la rapporter.“ […]

Deutschland - hoch! hurra! töff töff!


„Erst fallen die Devisen.
Dann fällst du zu diesen.“


Erich Mühsam, Schriftsteller, Publizist und Anarchist war führend beteiligt an der anarchistischen Münchner Räterepublik, verbrachte danach fünf Jahre in Festungshaft wegen Hochverrat. Mühsam kämpfte in der Weimarer Republik in der Roten Hilfe für die Freilassung politischer Gefangener. 1933 nach dem Reichstagsbrand verhaftet durch die SA wurde er in der Nacht vom 9. zum 10. Juli 1934 von der bayrischen SS-Wachmannschaft des KZ Oranienburg ermordet.

Töff töff -Hurra!

Puff puff puff und töff töff töff -
Kindsgeschrei und Hundsgekläff!
Durch die Linden rase, rase!
Patriotisch, mit Emphase!
Hurra, hurra! Ganz Berlin
stinkt nach Gummi und Benzin.
Holla, holla, Polizei!
Halte Platz und Straßen frei,
daß das Auto nicht mehr weichen
oder stolpern über Leichen
braucht, denn das gab erst Geschrei
und 'ne Straßenschweinerei.
Maul gehalten, Bürgersmann!
Was gehn dich die Autos an?
Schleunigst ran zu Huldigungen,
»Deutschland, Deutschland« mitgesungen!
Andernfalls fliegst du ins Loch.
Hurra, hurra - dreimal hoch!
Tutend, pustend kommt's gesaust,
Jubel und Begeist'rung braust.
Mütter krähen, Väter niesen:
Deutschlands Treue ist erwiesen.
Kindsgeplärr und Hundsgekläff -
Deutschland - hoch! hurra! töff töff!

[Erich Mühsam, Der Wahre Jacob, 1903]

Sonntag, 9. Juli 2006

Zwischen den Stühlen

„Er sprach ganz anders über Gedichte als meine Professoren, bescheidener und kühner zugleich, auf jeden Fall authentischer, weil er den Dichter nicht spielte, wie diese Herren es gelegentlich versuchten, sondern einer war.“

Michael Buselmeier über H. A. Astel, der vor 73 Jahren in München geboren wurde.


ZUKUNFT

Von unserer Grammatik
wird man berichten
wie von fremden Völkern.
Es gab da vier verschiedene
Formen der Vergangenheit,
wird er gesagt haben,
wenn alle den Kopf schütteln.

[A. Astel, Zwischen den Stühlen]

Herzloses

Ich bin ja jung, brauch jedes Geld, sollte alle Spiele gucken und beim Semmel, der mich dessen asikmet-spamcommenter-liste mich zum Spam deklariert hat, tippen was die Tipperbude hergibt, nur für den Fall, dass mal ein Onliner für irnzwas gesucht wird für Geld und so.

Aber den Weltmeister der Herzen? Da werd ich zum herzlosen Wegschauer wenn so ein Popanz wie der dritte Platz ausgekegelt wird unter dem Drecks-Gejohle „Steh auf wenn du Deutscher bist“. Ja, ja, ja: wenn der Ball schon mal rund ist, dann rollt er halt und wenn er rollt …

Samstag, 8. Juli 2006

121 Jahre Bloch

„Keiner von uns allen könnte nicht auch ein anderer sein. Ein Strauch tut sich vorerst genug damit, einer zu sein. Doch aus einem Menschen kann sozusagen alles werden, unfertig wie er ist. Dunkel und unbestimmt, wie er an sich selber, in seinen Falten ist. Eine Frau, der es schlecht geht, wird, allein gelassen, gleichsam zu allem fähig. Ein Mann, in prekäre Lage gebracht oder aus seiner bisherigen Lage jäh entfernt, ist immerhin imstande, stehenden Fußes unter die Drachen zu gehen. Beispiele davon sind so zahlreich wie der Sand, auf den sie gebaut sind. Sie fallen sowohl auf die düstere Seite des Trau-schau-wem wie auf eine tüchtig verblüffende. Freilich ist hierbei einiges vorgearbeitet, kein Mensch ist nur Wachs, und keiner ist auch ein frei aus sich rollendes Rad. Statt des Wachses gibt es mitgebrachte Anlagen, wenn auch mehr der Begabung als des Charakters. Statt des frei aus sich rollenden Rads gibt es die Klasse, gibt es die jeweils so oder so beschaffene Gesellschaft und Zeit, in die die Menschen mit ihren Anlagen hineingeboren werden. Es gibt darin überlieferte Leitbilder des Soseins, geschichtlich geformte, die den Traum von der eigenen Rolle erst fassbar machen.“
[E. Bloch: Das Prinzip Hoffnung. Dritter Band, Leitbilder Selber, um menschenähnlich zu werden]

Für alle ...

... die heute kein Meer sehen können: Das Mittelmeerhassblatt
von Chlodwig Poth, vor zwei Jahren in Frankfurt gestorben. „Der große Poth ist überhaupt nicht tot, er ist ja nur gestorben“ schreibt O. M. Schmitt.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Aktuelle Beiträge

Seit langen das beste...
Seit langen das beste Gedicht was ich gelesen habe....
Laura Kinderspiel - 12. Nov, 11:30
wow..
..echt "hot" diese Sonnenblumen.. seit langem die beste...
jump - 6. Sep, 11:53
Danke
Danke
huflaikhan - 28. Aug, 08:25
Ich mag sowas ja sehr...
Ich mag sowas ja sehr gerne lesen, vor allem richtig...
huflaikhan - 26. Dez, 16:15
Hatschi
... ok, bin wieder auf dem Boden der Tatsachen.. ;-)
jump - 17. Dez, 19:18
So weit!
Ja genau, also doch schon gar sooo weit ;-).
BusterG - 17. Dez, 00:26
Das ist in der Nordeifel:...
Das ist in der Nordeifel: Heimbach in Nebel und Sonnenschein.
BusterG - 17. Dez, 00:24
Geschätzte Wassertemperatur:...
Geschätzte Wassertemperatur: ca zwei Grad, also vielleicht...
BusterG - 17. Dez, 00:23
Danke
Danke
BusterG - 17. Dez, 00:21
Natürlich ist das ...
... AUCH an Dich gewandt. Ich würde doch sonst nicht...
BusterG - 17. Dez, 00:21

Archiv

September 2025
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
 
 
 
 
 
 
 
 

RSS Box

Was bisher ...

Credits

powered by Antville powered by Helma

sorua enabled
Creative Commons License

xml version of this page

twoday.net AGB