somnambul

Donnerstag, 18. Januar 2007

Orkanforschung II



[Buster: Milchcafee vor dem Sturm, 2007]

Als ich gelandet war und in die Stadt fahre, gießt es in Strömen. Spitze Windstöße reißen in halbstarker Lust Zweige vom Flieder, rüttelten wütend am Buchs. Wasser spült einsam die zunehmend schwankenden Straßen. Die Alleebäume recken ob dieser Verwüstung ganz und gar ohnmächtig die gepeitschten Arme zum verdunkelten Himmel. Die entfesselte, ungestüme Natur steht im grellen Gegensatz zur Mittelmäßigkeit der Businsassen. Müde Schwerfälligkeit quillt aus glasigen Augen, an buschigen Augenbrauchen kondensiert Entsetzen.

Ich bin eingeschlossen. Eine dünne Glasscheibe nur trennt mich vom tosenden Wind - vom Lebendigen, Frischen. Drei Millimeter Glas genügten heute schon, mich als Gefangener zu fühlen. Was aber würde ich tun, mit einer plötzlich geschenkten Freiheit?

Montag, 1. Januar 2007

Zwölf große Bier fürs fette Glück

[Buster: Oxalis deppei, ganz sicher, 2007]

„Wer in der Silvesternacht, während es zwölf Uhr schlägt, zwölf große Bier trinkt, ist das ganze Jahr glücklich“
[Schweizer Volkskunde, Basel 1911]

Die so genannten Rauh-, Rauch- oder Zwölfnächte mit Silvester und Neujahr im Mittelpunkt, waren traditionell die Hauptzeit für Geister und allerlei böse Gnome, insofern schreckt mich keine Neujahrsansprache mehr: Traditionell gingen zu dieser Zeit die Werwölfe um und jedwede Hauskobolde lärmten ordentlich. Um dem drohenden Unglück entgegenzutreten, hielten sich Abergläubische vor der Erfindung des Fernsehens strikt an die Verhaltensregeln der Vorfahren und führten beispielsweise an jedem der Abende Stubendurchgänge mit einem Priester durch, der Weihrauch verteilte und Weihwasser sprengte, begleitet von Gebeten zur Abwehr böser Geister. Auf keinen Fall durfte etwa die große Wäsche erledigt und zum Trocknen ins Freie gehängt werden, schließlich konnte alles, was nach draußen gebracht wurde, unheimlichen Kräften Macht über einen selbst verschaffen.

In Schleswig-Holstein fegte man zum Ende des Jahres genau um Mitternacht die Stube aus, um das Unglück hinauszukehren. Kinder, die in der Nacht zum neuen Jahr zwischen zwölf und ein Uhr geboren werden, können, da entsprechend begabt, später als Hellseher und Magier ihr Glück machen.

Das Vieh kann in der Neujahrsnacht reden, versichert Kurt Heckscher in der „Volkskunde des germanischen Kulturkreises“ [Hamburg, 1925]. Wer dies freilich hört, muss, so Josef Haltrich in der „Volkskunde der Siebenbürger Sachsen“ [Wien, 1885], ganz gewiss im Jahr sterben. Was man in der Neujahrsnacht träumt, soll zuverlässig in Erfüllung gehen, und Vorbedeutung für das kommende Jahr hat, wem oder was man am 1. Januar vor der Haustür zuerst begegnet. Daran immerhin glaube ich ganz sicher, denn mir begegneten heute zuerst zwei von den Nachbarinnen hastig hingestellte Flaschen guten Weins nebst einer zweideutigen Karte, die mir allerlei Glück wünscht.

Viele sagen, heute sei ein Neues Jahr.
Genau um 0 Uhr sei die Grenze zwischen
Dem alten und neuen Jahr.
Als ob es so einfach wäre.
Ob ein Jahr neu wird,
Liegt nicht in der Hand eines Kalenders, einer Uhr.
Dass es ein Neues Jahr wird, liegt an uns.
Ob wir es neu machen wollen:
Neu anfangen wollen zu denken, zu sprechen, zu leben.
Damit es ein Neues Jahr wird.

Mittwoch, 27. Dezember 2006

Das Jahr ward alt



Das Jahr ward alt. Hat dünnes Haar.
Ist gar nicht sehr gesund.
Kennt seinen letzten Tag, das Jahr.
Kennt gar die letzte Stund.

[Erich Kästner: Der Dezember]

Samstag, 16. Dezember 2006

Von den Träumen (II)



Lorenz Cotter besaß ein kleines Gut in der Gegend von dem See Gur und gedieh dabei, denn er war ein guter, fleißiger Mann, der bis an seinen Tod still und ruhig darauf gelebt haben würde, wenn ihn nicht ein Unglück betroffen hätte, von dem ihr sogleich hören sollt. Nah am Wasser gehörte ihm ein feines Stück Wiesenland, wie man es sich nicht besser wünschen kann, um dessen Ertrag er aber schmählich gebracht wurde und niemand konnte sagen, durch wen. Ein Jahr um das andere fand es sich immer auf dieselbe Weise zu Grund gerichtet. Die Einfriedigung war im gehörigen Stand und kein Grenzstein verrückt; des Nachbars Vieh konnte keinen Schaden gestiftet haben, denn es war gekoppelt; aber wie es nun geschehen mochte, das Gras auf der Wiese wurde zu großem Verluste Lorenz völlig verdorben.
»Was in der weiten Welt soll ich nur anfangen?« sagte Lorenz Cotter zu Thomas Welch, seinem Nachbar, einem ehrsamen Mann: »Das bißchen Wiese, wofür ich schwere Abgaben entrichten muß, bringt mir so viel wie nichts ein und die Zeiten sind bitter schlecht genug, sie brauchten nicht noch schlimmer zu werden.«
»Ihr redet wahr, Lorenz« versetzte Welch, »die Zeiten sind bitter schlecht, aber ich glaube, wenn ihr bei Nacht wachen wolltet, ihr könntet bald dahinter kommen; Michel und Diether, meine beiden Jungen, sollen mit euch wachen, es ist zum Erbarmen, daß ein so ehrlicher Mann, wie ihr seid, auf so schimpfliche Weise zugrunde gehen sollte.«

[Jacob und Wilhelm Grimm: Irische Elfenmärchen, Die Kuh mit den sieben Färsen]

Donnerstag, 23. November 2006

Nachtkochen, leise

Für Schmalzkerner- und Johann Laber-Geschädigte gibt es immer Donnerstags zu Nachtschlafender Zeit „Silent Cooking“ bei 3Sat:

„Patrick Müller ist keiner der klassischen Fernsehköche, (…). Patrick Müller kocht irgendwie anders, eigenwillig. Und das Beste an ihm: Patrick Müller schweigt. Es ist ein Genuss, ihm beim Zubereiten der Mahlzeiten zuzusehen. Ganz ohne Gerede.“

Heute um 0:40 Uhr.

Dienstag, 31. Oktober 2006

Abweisung und Rechtfertigung des Leides



[Buster: Als einmal ganz viele Säulen den Blick versperrten, 2006]

„Die Zeit verzehrt die Kinder der Zeit“ schreibt Kierkegaard in seiner ‚Abweisung und Rechtfertigung des Leides’ und alljährlich wiederkehrend im Herbst spielt sich bei mir eine Miniaturgroteske ab: Im Gegensatz zum Frühjahr stelle ich die Uhren in meiner Wohnung nicht um. So kommt es, dass ich mich jedes Mal beim Anblick einer Uhr kindlich über die „zurückgegebene“ Stunde freue. Das geht rund einen Tag wirklich gut und jede Uhr in meiner Wohnung führt zur kurzfristigen Erheiterung und transformiert mich zum glucksend-blubbernden Siebenjährigen und auch Kierkegaard gibt mir recht: „Nur vom Verwandelten können Verwandlungen ausgehen“.

In der zweiten Phase und die kommt in aller Regel nach spätestens 24 Stunden, bin ich schon nicht mehr in der Lage zu differenzieren zwischen umgestellten Uhren im öffentlichen Raum und den nicht umgestellten Uhren in meiner Wohnung. Die Folge ist unausweichlich: Ich stelle zurückgestellte Uhren im Geiste nochmals zurück und verpasse Züge, stehe vor geschlossenen Supermärkten und verpasse am Ende sogar die Telenovela. „Die Wahrheit ist immer in der Minderheit“ versuche ich mich mit Kierkegaard zu beruhigen aber Verwirrung verbreitert sich klebrigzähausdauernd und führt schließlich unausweichlich und alljährlich unerbittlich zur letzten Phase.

„Es ist Talent nötig zum Zweifeln, aber es ist schlechterdings kein Talent nötig zum Verzweifeln“ nennt das Kierkegaard und ich trau bereits keiner Uhr mehr: Insbesondere nach dem Aufstehen kann ich minutenlang eine Uhr anstarren und stelle im Geiste mehrfach die Uhr vor und zurück bis ich schließlich kapituliere. Dann gebe ich mich dem Alkohol hin, stelle alle neun Uhren im Haushalt mehrfach um als gelte es die Weltzeit abzubilden und lese immerfort Kierkegaards ‚Abweisung und Rechtfertigung des Leides’. Und - was soll ich sagen - tatsächlich, so ist das:

„Ein einzelner Mensch kann einer Zeit nicht helfen oder sie retten, er kann nur ausdrücken, dass sie untergeht“.

Montag, 16. Oktober 2006

Hinterhergerufen ...

Das nachfolgende Leben verschiebt sich um 30 Minuten - Ich danke für ihr Verständnis.



[Buster: Das sind gar nicht alle, die jetzt warten, 2006]

Herrschaftszeiten, Du fehlst halt an allen Ecken und Enden.

Montag, 9. Oktober 2006

Vom guten Leben und der baren Münze des Glücks

„Gewinn anderer wird fast wie Verlust empfunden“ hat schon Wilhelm Busch das deutsche Gemüt trefflich beschrieben. Annähernd achtundvierzig Millionen seien abgegeben worden, so jene Vereinigung, die gegründet wurde, um die Spielsucht hierzulande einzudämmen. Wo man Menschen trifft, ärgern sie sich heute darüber nicht selbst über Nacht für neunKommafünfig Euro Millionär geworden zu sein und neiden es nach Kräften dem anonymen Westfalen.

Warnt nicht schon ein altes Lateinisches Sprichwort mit „Lucrum in arca, damnum in conscientia“ vor gesundheitlichen Schäden des Lotteriegewinns? Und auch von Konfuzius wissen wir: „Der Edle ist bewandert in der Pflicht, der Gemeine ist bewandert im Gewinn“. Auf Überflüssiges wie etwa Geld verzichten zu können, ist doch der eigentliche Gewinn und der Anteil depressiver Menschen ist – vertraut man auf einige mehr oder weniger fundierte Studien – unter Lottogewinnern größer als unter Nichtgewinnern.

Vielleicht ist ja der gewohnt seriös recherchierende „Stern“ diesem Geheimnis auf der Spur, wenn er das erschütternde Einzelschicksal von Lamborgini-Lothar in einem Satz zusammenfasst: „Statt billigem Dosenbier trank er Markenpils (…) wenige Jahre später war Lothar K. tot.“ So kann das nun mal kommen, wenn so ein Lottomillionär plötzlich Markenpils trinkt. Gemeint ist eben jener „Lambo-Lothar“, den Kai Schöneberg in der taz seinerzeit ungestraft den „vielleicht ärmsten Millionär aller Zeiten“ nennen durfte. Gewinnen ist eben doch eigentlich eine Strafe und „Ein Millionengewinn ist nur was für einigermaßen gefestigte Persönlichkeiten“ glaubt auch Heiko Ernst, Chefredakteur der Zeitschrift „Psychologie Heute“, zu wissen. Für sein Buch „Das gute Leben - der ehrliche Weg zum Glück“ will er auch über die Psyche von Lotto-Millionären geforscht haben und stellt fest, daß selbst ein millionenschweres Glück nie dauerhaft sein könne. Das, lieber Heiko ist aber nun ein alter Hut, hat doch der Schopenhauer schon gewusst: „Heiterkeit ist unmittelbarer Gewinn. Sie allein ist die bare Münze des Glücks.“ Aber die gibt’s ja heutzutage in keiner Lotterie zu gewinnen – die doch nicht.

Sonntag, 1. Oktober 2006

Der Megatrend: Vorauseilende Absetzung

Wirklich Unglaublich was die Tage auf die arme Kirsten Harms einstürmt. Dabei werden sie spätere Generationen als Trendsetterin für vorauseilende Absetzung wegen unkalkulierbaren Sicherheitsrisiken feiern.

Ich denke hier etwa an diese unsäglichen Bierfeiern – ob sie nun auf Wiesn oder Wasn stattfinden – die doch jedem aufrechten Terroristen ein Dorn im Auge sein sollten. Besser also, das wird alles zügig geschlossen, bevor Bierkritische Humanisten dem ein blutiges Ende bereiten. Und wie verhält es sich denn mit dem Ladenschlussgesetz, das unzweifelhaft eine unglaubliche Provokation für das Heer der bekennenden Kosumwilligen ist? Weg damit, bevor Konsumterroristen alle Innenstädte in Sack und Asche bomben.

Und wer bitteschön ist denn noch in der Lage, das Sicherheitsrisiko, das von der Deutschen Bahn auf uns ausgeht, zu kalkulieren? Verspätungen, Zugausfälle und als wäre das nicht schon Bedrohung genug ein immer missmutig gelaunter Herr Mehdorn der ungefragt ewig-gleiche Interviews gibt – absetzen bitte, die paar Kunden, die der Bahn noch geblieben sind, kann auch der ADAC mit seinen Pannenwagen befördern.

Oder nehmen wir mal das innerörtliche Tempolimit: Zweifelt denn irgendjemand daran, dass dies ein absolut unkalkulierbares Sicherheitsrisiko für Porschefahrer darstellt? Diese Fahrzeuge sind überhaupt nicht dafür konstruiert durch Spielstrassen zu schleichen! Freie Fahrt für freie Bürger, weg mit der Tempo 30-Zone und Rückbau der Spielstrassen zu vierspurigen Schnellstrassen bevor der letzte Produktionsbetrieb nach Korea verlagert wird, weil hier der Fußgängerterror regiert!

Unkalkulierbar freilich auch die Risiken, die von der Agentur zur Vermehrung der Arbeitslosen für Arbeit respektive ihren Kunden ausgehen: Es doch nur eine Frage der Zeit dass sich Millionen von Hartz IV-Empfängern von ihren üppigen Sozialleisteungen bei Syrischen Mullahs massenhaft mit Kalaschnikows und Katjuscha-Raketen versorgen um damit auf eigene Faust mit ihrem Mercedes Geländewagen in Richtung Afghanistan aufzubrechen und sich den Taliban-Milizen anzuschließen. Absetzen – weg mit dieser Agentur!

Aber auch Frau Merkel und ihr alter Ego Münte sollten spätestens nach dem letzten Politbarometer wegen stark rückläufiger Anhängerzahlen vom Spielplan genommen werden, bevor ein bayrischer Gelegenheitspolitiker einen Putsch unternimmt.

Und wenn wir schon mal dabei sind, sollten wir unbeirrt weiter absetzen: Den Papst etwa, der alte Islamkritikerspezi muss natürlich gleichfalls abtreten. Das ist doch ein unkalkulierbares Risiko, dass der noch mal nach Deutschland kommt und wüste Staus verursacht, das wird bei dem doch langsam zur bösen Gewohnheit!

Danke, Kirsten Harms, für das Anfangen mit dem Absetzen und nun aber bitte weiter so, immer weiter …

Montag, 4. September 2006

Staubwolken über vergilbten Bücherrücken

Ich bin ein ordentlicher Mensch. Meine paar Bücher sind frisch eingereiht und ganz und gar staublos – da erst vor drei Wochen ausgepackt. Hinzu kommt, dass höchstens noch ein Zehntel meines Bestandes als physikalisches Buch vorliegt: keine 15 laufende Meter mehr jedenfalls und ich arbeite weiter dran. Unter Bücher-Staubstöckchen, mit denen man nach mir wirft, könnte ich mich daher ganz kaltschnäuzig wegducken wie der junge Jean Gabin in La bête humaine und gut wär’s. Könnte ich.

Ich bin aber nun mal ein hoffnungsloser Romantiker und glaube felsenfest ans Gute im Menschen, ja: Auch und sogar im semmel. Weil der semmel kann ja eigentlich nix dafür wo doch der Hufi alias "Bruce" Schuld hat an allem und so.

Ich könnte es mir auch einfach machen und vom Bücherstapel, der die Tage aussortiert wurde einfach die ersten zehn abgreifen. Aber ich mache so was nicht. Nein: Ich machte mir die Mühe, und ging im Schnellverfahren durch die eben einsortierten Bücher die ja eigentlich alle, alle ihre bittersüße Berechtigung haben sollten in meinem Regal zu stehen. Natürlich werde ich fündig und zehn Bücher sind in kürzester Zeit erlegt. Die erstbesten zehn in alphabetischer Reihenfolge:

Laurenz Andrzejewski: Trennungskultur. Handbuch für ein professionelles wirtschaftliches und faires Kündigungsmanagement.
Ein Outplacer, Newplacer, Trennungskultivierer schrieb ein Handbuch für Vorgesetzten für den Rauswurf der Mitarbeiter. Eine krude Mischung aus Waldorf-Kindergarten und Betroffenheits-Gruppenwerkstatt für führungsunfähige Führungskräfte. Das Buch hat mir der Personalchef meiner letzten Firma überreicht zusammen mit einer Liste von 50 Leuten, mit denen ich als ihr Vorgesetzter Kündigungsgespräche zu führen hatte.

Dirk Baecker: Information und Risiko in der Marktwirtschaft.
Furios gescheiterter Versuch über 380 Seiten mit Hilfe dessen, was der Autor so unter der „neueren Systemtheorie“ versteht, Fragestellungen der Soziologie und Nationalökonomie in „einen wirtschaftssoziologischen Ansatz“ zusammenzuführen.

Jean Baudrillard: Die Intelligenz des Bösen.
Im Regal entdeckt nachdem ich durch einen prominenten Bücherweitwerfer wachgerüttelt wurde. Es soll hier, erklärt mir der Klappentext, um „Reflexionen einer scheinbar kontrollierbaren Realität wie auch die Umkehrung dieser gegen sich selbst gehen“. Das Übermaß an Gesundheit gebiert laut Baudrillard den Virus, das Übermaß an Sicherheit die Bedrohungen. Ich muss so was nicht lesen oder gar verstehen wollen. Ich nicht!

Wolf Biermann: Das ist die feinste Liebeskunst – 40 Shakespeare Sonette.
Schock-Fund mitten in der Lyrik. Hatte ich das Buch wirklich nicht schon beim vorletzten Stöckchenspiel entsorgt? Eine überaus dreiste Anmaßung von Herrn Biermann in lindgrünem Einband, geschuldet seiner hoffnungsloser Selbstüberschätzung. Den Beginn des 91. Sonettes etwa („Some glory in their birth, some in their skill“) überträgt er debil: „Der prahlt mit Herkunft, der mit Was-er-alles-kann“. Weg damit, bevor’s jemand sieht!

Paul Davies: The Last Three Minutes.
Der laut Washington Times „beste Wissenschaftsautor beiderseits des Atlantiks“ versucht Astrophysik populärwissenschaftlich zu erklären. Immerhin scheint das populär zu sein, wenn ich mir die Auflagen ansehe. Nicht ansatzweise Wissenschaft vermittelnd, keine Erklärungen, sondern vermeintlich effekthaschende Aufzählungen und über große Teile hat der Herr Davies schlicht jeden Überblick verloren, was er eigentlich vermitteln wollte – falls er den je hatte.

Thomas L. Friedman: Die Welt ist flach. Eine kurze Geschichte des 21. Jahrhunderts.
Die Welt des 21. Jahrhunderts ist flach, weil Mensch digitale Daten von beliebigen Winkeln der Erdkugel in andere verschicken kann, so die atemberaubende Kernthese für die Bäume gefällt wurden damit daraus Papier gemacht werden kann und der Herr Friedmann diese absolute Top-Neuigkeit drauf schreiben kann. Geht an der Globalisierungs-Diskussion um Kilometer vorbei.

Michel Houellebecq: Die Möglichkeit einer Insel.
Ein Buch voller Daniels, schwergängig wie ein Getriebe, das seit 3000 Kilometer Ölverlust beklagt. Im zweiten Anlauf auf Seite 93 von 443 irreparablen Kolbenfresser erlitten.

Guy R. Lefrancois: Psychologie des Lernens.
Eine so genannte kritische Auseinandersetzung mit den Schulen der Lernpsychologie in so genanntem „betont lockerem Stil“ mit „Kongor dem Andromedaner“ als eine Art Agent und Anwalt des Lesers. Unfassbar eigentlich, dass das Mach-Werk dem Renommee des Leiters des Dept of Educational Psychology in Alberta, Canada so gar nicht schaden konnte.

Michael Ooakeshott: Zweifel und Skepsis – Zwei Prinzipien neuzeitlicher Politik.
Bereits 1952 verfasst und erst nach seinem Tode entdeckt und sehr zu unrecht veröffentlicht. Gilt manchen als ein neuzeitlicher Klassiker der Ehtik. Ist aber nur ein fader Eintopf aus Montaigne, Pascal, Hume, Marx und Rousseau - einmal mit dem Schnellkochtopf vergoren.

Karl P. Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde.
Ein Österreicher der zum Ritter wurde. Das ganze Hoffen auf pluralistisch prozessual-evolutionäre Verbesserungsversuche und Irrtumskorrekturen spiralt so vor sich hin. Übersetzung zudem erbärmlich. Früher einmal eine leidliche Einschlafhilfe. Heute völlig unverständlich, warum beide Bände immer noch in meinem Regal überlebt haben – ab dafür.

Richard Sennett: Verfall und Ende des öffentlichen Lebens. Die Tyrannei der Intimität.
Sehr zu Unrecht als „sozialpsychologische und kulturgeschichtliche Ergänzung zu Habermas' Strukturwandel der Öffentlichkeit“ deklariert. Sennett verliert bereits nach wenigen Seiten das Ziel seiner Analysen völlig aus den Augen und wühlt sich Quellenverliebt durch Bedeutungswandel der Städte, Mode, Familie, Industrialisierung, politische Rhetorik, Architektur und dergleichen mehr bis zur völligen Belang- und Besinnungslosigkeit.

Jetzt will ich’s aber wissen, wo die Staubwolken über vergilbte Bücherrücken wabern: Bei Frau Pollymere wegen dem neuen schicken Sofa kreisrunden Rumräkelding, beim rollinger weil ich so neidisch bin auf die Pfälzer Kerwe und ich hier 7 Euro zahle fürn Viertel anständigen Wein. Bei narana, weil die nicht glauben soll, sie würde verschont vor lauter bookcrossing und bei pepa, weil sie es bei mir als Ärztin auch nicht leicht hat.

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Seit langen das beste...
Seit langen das beste Gedicht was ich gelesen habe....
Laura Kinderspiel - 12. Nov, 11:30
wow..
..echt "hot" diese Sonnenblumen.. seit langem die beste...
jump - 6. Sep, 11:53
Danke
Danke
huflaikhan - 28. Aug, 08:25
Ich mag sowas ja sehr...
Ich mag sowas ja sehr gerne lesen, vor allem richtig...
huflaikhan - 26. Dez, 16:15
Hatschi
... ok, bin wieder auf dem Boden der Tatsachen.. ;-)
jump - 17. Dez, 19:18
So weit!
Ja genau, also doch schon gar sooo weit ;-).
BusterG - 17. Dez, 00:26
Das ist in der Nordeifel:...
Das ist in der Nordeifel: Heimbach in Nebel und Sonnenschein.
BusterG - 17. Dez, 00:24
Geschätzte Wassertemperatur:...
Geschätzte Wassertemperatur: ca zwei Grad, also vielleicht...
BusterG - 17. Dez, 00:23
Danke
Danke
BusterG - 17. Dez, 00:21
Natürlich ist das ...
... AUCH an Dich gewandt. Ich würde doch sonst nicht...
BusterG - 17. Dez, 00:21

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