Ein Engel zieht dich wieder
Gerettet auf den Strand,
Und schaust voll Freuden nieder
In das gelobte Land.
[Novalis: Geistliche Lieder, 1802]
Das Wichtigste im Leben finden wir nicht etwa durch intensive Suche, bestenfalls finden wir es zufällig und meist findet es uns.
Im frühen Mittelalter war es noch üblich, dass Schiffbrüchige und ihre Habe Eigentum des Königs wurden. Die Küstenbewohner hatten das Recht, Strandgut von Schiffen und das Gepäck von Schiffbrüchigen zu behalten, wenn es keine Überlebenden gab. Selten gab es daher welche. Dies war für die Küstenbewohner neben dem Fischfang eine wichtige Einkommensquelle und wurde erst im späten 19. Jahrhundert durch den Tourismus abgelöst.
BusterG - 29. Jan, 02:19
Wenn Könige vor Päpsten
knien, obskure Verbände
gegründet werden und Goebbels
Propaganda nach 63 Jahen immer wieder mal gern gesehn wird, dann gibt es immer noch die Möglichkeit, dass sich nach 73 Sekunden
Materialermüdung einstellt.
Wie hat der Sturm zerrissen
Des Himmels graues Kleid!
Die Wolkenfetzen flattern
Umher in mattem Streit.
Und rote Feuerflammen
Ziehn zwischen ihnen hin.
Das nenn ich einen Morgen
So recht nach meinem Sinn!
Mein Herz sieht an dem Himmel
Gemalt sein eignes Bild –
Es ist nichts als der Winter,
Der Winter kalt und wild!
[W. Müller: Der stürmische Morgen, Die Winterreise, 18]
BusterG - 28. Jan, 12:22
Unter dem Sammelbegriff „Kutteln“ werden meist Labmagen, Netzmagen, Blättermagen und Pansen aber auch Teile der Därme von Rindern und anderen Wiederkäuern verstanden. Zum Kochen am besten geeignet ist der Pansen oder Netzmagen, besonders zart sind Kutteln vom Kalb, die Gekröse genannt werden.
„Dieser Lord - der Ajax, der seinen Verstand im Bauch trägt und seine Kaldaunen im Kopf - ich will Euch sagen, was ich von ihm denke." [Shakespeare: Troilus und Cressida]
Der Fleischverbrauch war im Mittelalter in der Regel höher als heute, nicht nur beim Adel. Fleisch war das ganze Jahr über verfügbar und nicht abhängig von Erntezeiten. Die geschlachteten Tiere wurden nahezu vollständig verwertet; daher wurden Innereien früher häufiger verzehrt als heute. Der mittelalterliche Beruf des „Flecksieders“, „Kuttlers“ oder „Kaldaunenkochers“ ist heute ausgestorben: Die Flecksieder reinigten und brühten die Gedärme von Wiederkäuern, um aus den Mägen die Kutteln zu gewinnen. Der dabei entstehende bestialische Gestank führte dazu, dass der Beruf als „Unreinlich" galt. Wie die Gerber waren die Felcksieder in der Stadt nicht geduldet und daher an den Stadträndern angesiedelt.
Francois Rabelais beschreibt übrigens genüsslich in seinem satirischen Roman „Garantua und Pantagruel“ wie die Riesin Gargamella nach elf Monaten Schwangerschaft ihren Sohn Gargantua zur Welt brachte, nachdem sie sich an Kutteln überfressen hatte und von Blähungen gequält wurde.
3 mittelgroße Zwiebeln in Butterschmalz andünsten, dann 400 Gramm gekochte und in feine Streifen geschnittene Kutteln dazugeben und mit anrösten. Nach einigen Minuten etwas Tomatenmark hinzufügen und Farbe nehmen lassen. Das Ganze mit einem halben Liter Lemberger ablöschen. Ein Lorbeerblatt und vier Wacholderbeeren zugeben, etwas abgeriebene Zitronenschale beifügen und je nach Weichheit der Kutteln dreissig bis fünfundvierig Minuten ziehen lassen. Dann mit etwas Kalbsfond auffüllen und mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Schon Homer erwähnte Kutteln als Mahlzeit, die griechischen „Kokoretsi“ gehen angeblich auf die Opferfeste am Altar des Zeus zurück. Erst als im letzten Jahrhundert Fleisch erschwinglich wurde, kam es aus der Mode, auch die Innereien zu essen, und Kutteln bekamen in vielen Regionen den Ruf eines „Arme-Leute-Essens". Ausser in Baden und Schwaben versteht sich: Dort werden Kutteln als ein Prüfstein für „Neigschmeckte“ (Zugezogene) angesehen: Nur wer Kutteln isst, darf hoffen dereinst einmal ernstgenommen zu werden (das heisst bestenfalls und in noch unbestimmter Zukunft). Umgekehrt gilt aber auch: Wer im Rheinland Kutteln kaufen will, muss sich schon als Hundehalter zu erkennen geben, will er nicht bis in alle Ewigkeit (das heisst bis zum Beginn des Strassen-Karnevals) zum Gespött des Stadtchens werden.
... D'Schwoba dent, ha jo, gern bruddle,
moinet's aber et so bös;
Schwoba send wia saure Kuttle -
bloß mir selber möget des! ...
[W. Überzwerch: Vo dr schwäbische Gastrologie]
BusterG - 27. Jan, 12:16
... im Winter kaputt, weils im Sommer keiner merken würde. Heute Abend daher 10,4 Grad, nun aber wieder steigende Tendenz, ich habe mal Schicksal gespielt und einen reboot veranlasst.
BusterG - 26. Jan, 21:45
[Buster: Alte Liebe rostet, 2007]
BusterG - 25. Jan, 22:30
Im Krankenhaus wird man nicht gesund,
man wird entlassen.
BusterG - 24. Jan, 20:59
[Buster: Doppelte Dosis, Bleistift und Textmarker auf Speiseplanrückseite, 2007]
Der Physiker Johann Wilhelm Ritter wies an Fröschen nach, dass Muskelfasern, Nerven und Gewebeflüssigkeit in ständigem elektrischen Austausch stehen. Um zu klären, welche Auswirkung Strom auf den Puls, Zeugungs- und Sinnesorgane haben, schreitet er zum Selbstversuch. In der Folge leidet er unter heftigen Schmerzen und Entzündungen, Schwindel und Erbrechen, zeitweise erblindet er. Ritter – Begründer der Elektrochemie und Entdecker der UV-Strahlen – stirbt 1810 mit 33 Jahren.
Der Arzt William Stark stellt sich die Frage nach der richtigen Ernährung des Menschen und geht davon aus, dass eine möglichst abwechslungsreiche Ernährung das Beste für die Gesundheit ist. Stark möchte dies nachweisen indem er sich konsequent falsch ernährt: Wochenlang nimmt er nur Brot und Wasser zu sich – 1770 stirbt Stark mit 29 Jahren.
Andrew White sucht nach einem Mittel gegen die Pest und testet an sich selbst als Gegenmittel die Ansteckung mit Malaria: Keine sechs Tage später stirbt er.
Den ersten Impfstoff gegen die Kinderlähmung entwickelte Jonas Salk im Jahr 1952 aus abgetöteten Viren, die er im Selbstversuch an sich und seiner Familie ausprobierte. Albert Bruce Sabin erfand daraufhin einen Impfstoff aus lebenden, aber abgeschwächten Viren, das Kinder als Schluckimpfung auf einem Stück Zucker einnahmen.
Der Pathologe Barry Marshall möchte nachweisen, dass Magengeschwüre nicht durch Stress sondern durch Bakterien ausgelöst werden und schluckt rund eine Milliarde davon und bekam ein lehrbuchreifes Magengeschwür.
Lange boomte der Selbstversuch, insbesondere Ärzte forschten oft am eigenen Körper, tranken Gift, infizierten sich absichtlich oder schluckten Bakterien. Irgendwann muss sich das insofern geändert haben, dass Ärzte doch lieber Patienten für solche Forschungsfelder einsetzten. Natürlich erst, nachdem sie diese gezwungen haben zu unterschreiben, dass alles auf ganz und gar freiwilliger Basis von sich geht.
Als ich die obige Liste meinem behandelnden Arzt heute in seiner Kaffeepause vorgelesen habe, antworte er launisch: „Na da sehen Sie mal: Selbst wir Ärzte lernen hin und wieder dazu. Haben Sie heute schon ihre Million Bakterien geschluckt?“. Und auch der Arzt, der besser Wirt geworden wäre (und nun gerne wieder „Das Personal“ genannt werden will), raunte nur kurz angebunden: „Recht so, gibt doch viel mehr blöde Patienten als Ärzte“.
BusterG - 23. Jan, 17:59
[Buster: Rheinproffe 3, 2007]
Das Gärtlein still vom Busch umhegt,
Das jeden Monat Rosen trägt,
Das gern den Gärtner in sich schließt,
Der es betaut, der es begießt,
Es lebe hoch!
[C. M. Wieland: Das Gärtlein. Gedichte]
BusterG - 22. Jan, 23:07