kregel

Donnerstag, 19. Oktober 2006

Als alles einmal ziemlich hinüber aussah



[Buster: Als alles einmal ziemlich hinüber aussah, 2006]

"Die Blattlaus vernichtet die Pflanzen,
der Rost Metall und die Lüge die Seele."
[Anton P. Tschechow: Der Kirschgarten]

Sonntag, 17. September 2006

Reisen ist Schund

"Des Reisens vorerst wieder genug. Reisen ist Schund. Reisen heißt, sich über grobe und spitzbübische Menschen ärgern, von Leuten bedient werden, die zu wenig Zeit für mich haben, weil sie zu viele bedienen müssen, die fortschnurren, wenn ich etwas frage, etwas bestelle. Reisen heißt in Zimmern wohnen, wo der Stiefelknecht fehlt oder zu weit, wo der Schrank nicht schließbar ist, weil der Reisende in Twist oder auch die Gräfin X. gestern aus Versehen den Schlüssel mitgenommen hat, oder der Schlüssel zwar steckt, aber nicht geht. Reisen heißt in dummen Betten schlafen (Italien ausgenommen), auf unsinnig konstruierten Sesseln, in wahnsinnig gepolsterten Coupés sitzen. Reisen heißt schamlos wohnen, in Gasthöfen nämlich, wo überall die Zimmer nur durch eine dünne Türe vom Nachbarzimmer getrennt sind; der hört also jeden Laut, und die Folge ist, daß man notwendig meinen muß, er sehe einen auch, zum Beispiel nackt beim Hemdwechsel; reisen heißt mit absurden Menschen sein müssen, wenn man einsam sein will, am meisten, wenn man mit der keuschen Natur andächtig verkehren möchte, dagegen einsam sein, wenn man sich nach Menschen sehnt; reisen heißt ewig packen müssen, und ein Fürst hat es nur scheinbar besser, ihm besorgt die Sache sein Marschall durch die Bedienten, aber wer besorgt ihm seinen Marschall und wer besorgt ihm, daß er nicht besorgt, sein Marschall besorge es ihm nicht recht? Dennoch muß man reisen, denn der Schund stärkt den Charakter. Und übrigens nachher vergißt man all die Not und eine Welt neuer Anschauungen – wenn anders man zu schauen wußte – bleibt. – Nebenher auch Argument gegen den Pessimismus."

[Friedrich T. Vischer: Auch Einer, Eine Reisebekanntschaft, 1879]

Samstag, 16. September 2006

Kleine Reise

"Ich hatte mich mehr als vier Monate lang den wildesten und schädlichsten nächtlichen Ausschweifungen ergeben, denen ein Mensch unterliegen kann, wenn die natürliche Anlage zum Laster des Arbeitens bei ihm mächtiger ist als die Gabe bedachtsamen Maßhaltens. Es war so weit gekommen, daß ich früh um acht ins Bett ging und nachmittags um vier aufstand. Mitternacht war für mich Mittag geworden, und ich vernahm sowohl die nächtlich schluchzende Nachtigall wie die morgendlich tirilierende Lerche, nicht zu vergessen das biedere Käuzchen, das so seltsam klagt, wenn es verliebt oder hungrig ist. So viel Musik geht auf die Nerven. Ein guter Freund drückt mir ein Köfferchen und etwas Reisegeld in die Hand, zitierte die Lehren von Nervenärzten der verschiedensten wissenschaftlichen Ueberzeugungen, die aber alle darauf hinausliefen, daß der Mensch in der Nacht schlafen soll, und setzte mich mit diesen Worten vor die Tür:

Fahre wohl! – Wieso? fragte ich; ich sehe kein Automobil, und ich würde mich selbst Lügen strafen, wenn ich mit der Eisenbahn reiste. Ich bin doch kein Frachtstück. – Du sollst auch nicht zu deinem Vergnügen, sondern zur Strafe reisen, antwortete der grausame Freund, und außerdem macht es einen besseren Eindruck, wenn du mit der Eisenbahn fährst. Die dritte Klasse wird am wenigsten übelgenommen."

Und so weiter

[Otto Julius Bierbaum: Kleine Reise, 1908]

Freitag, 15. September 2006

Badereise

»Ein Gelehrter, der den ersten Juli mit seiner Tochter in seinem Wagen mit eignen Pferden ins Bad Maulbronn abreiset, wünscht einige oder mehre Reisegesellschafter.« - Dieses ließ der verwittibte ausübende Arzt und anatomische Professor Katzenberger ins Wochenblatt setzen. Aber kein Mensch auf der ganzen Universität Pira (im Fürstentume Zäckingen) wollte mit ihm gern ein paar Tage unter Einem Kutschenhimmel leben; jeder hatte seine Gründe - und diese bestanden alle darin, daß niemand mit ihm wohlfeil fuhr als zuweilen ein hinten aufgesprungener Gassenjunge; gleichsam als wäre der Doktor ein ansässiger Posträuber von innen, so sehr kelterte er muntere Reisegefährten durch Zu- und Vor- und Nachschüsse gewöhnlich dermaßen aus, daß sie nachher als lebhafte Köpfe schwuren, auf einem Eilboten-Pferde wollten sie wohlfeiler angekommen sein und auf einer Krüppelfuhre geschwinder.

Und so weiter …

[Jean Paul: Dr. Katzenbergers Badereise, 1809]

Donnerstag, 14. September 2006

Bildung auf Reisen

Als Herr von Quist von seinen langen Reisen
Zu Hause kam, erzählte Herr von Quist:
»Zu Frankfurt ist
Im rothen Hause gut zu speisen!«

[Johann W. L. Gleim: Bildung auf Reisen. In: Gedichte, 1790]

Mittwoch, 13. September 2006

Auf Reisen

„Ich fuhr nach Tirol. Das Kupee zweiter Klasse war gut besetzt. Neben mir saß ein würdig aussehender Herr mit langen Koteletten, offenbar der Gatte der beleibten Dame, welche so stark transpirierte und wie eine Moschusseife roch.

Die drei jungen Mädchen, welche aus ihren Reisetäschchen Ansichtspostkarten hervorholten und abwechselnd Lachkrämpfe bekamen, schienen die Töchter des Ehepaares zu sein. Der Herr mit den Koteletten versuchte mich in ein Gespräch zu verwickeln.

Ich muß hier eine Eigentümlichkeit meines Charakters erwähnen. Ich besitze ein überaus sanftes Temperament. Wenn mich aber im Friseurladen oder in der Eisenbahn ein Fremder anspricht, verspüre ich ein sonderbares Prickeln in der Kopfhaut. Ich begreife in solchen Augenblicken, daß es Kannibalen gibt, welche ihre Mitmenschen auseinandersägen lassen. Ja, ich beneide sie um die Macht hiezu.“

Und so weiter …

[Ludwig Thoma: Auf Reisen]

Dienstag, 12. September 2006

Wispel auf Reisen

„Im Wirtshaus zu D., einem kleinen Dorfe hörte ich etwas von den 2 Schlingeln. Derjenige, der sich Professor nennt, hatte in einer Trödelbude zu Reutlingen für seine letzten 30 Kreuzer ein Blatt von der Bohnenbergerischen Landes-Charte gekauft. Das Blatt umfaßte zufälligerweise den Distrikt von der Gegend bei Aalen, wohin sie auch gerade zu reisen hatten um den Druckapparat eines ruinierten Buchdruckers in der Auktion zu besehen. Der Professor glaubte, daß auf denselbigen sehr waldigen Wegen eine Charte höchst nötig sei: »Kaufen wir den Flächendeuter!« - sagte er zu seinem Bruder - »es ist auf alle Fälle!« Man kaufte das Stück und bei dem Dorfe E. von wo an es brauchbar wurde, breitete der Professor die ganze Papierrolle auf dem kleinen Schubkärchelchen aus, das er seit einiger Zeit mit dem wenigen Gepäck, das die beiden hatten, vor sich herzuführen pflegte.“

Und so weiter …

[Eduard Mörike: Wispel auf Reisen]

Montag, 11. September 2006

Reisen

Reisen soll ich, Freunde! reisen,
Lüften soll ich mir die Brust?
Aus des Tagwerks engen Gleisen
Lockt ihr mich zu Wanderlust?
Und doch hab ich tiefer eben
In die Heimat mich versenkt,
Fühle mich, ihr hingegeben,
Freier, reicher, als ihr denkt.
Nie erschöpf ich diese Wege,
Nie ergründ ich dieses Tal,
Und die altbetretnen Stege
Rühren neu mich jedesmal;
Öfters, wenn ich selbst mir sage,
Wie der Pfad doch einsam sei,
Streifen hier am lichten Tage
Teure Schatten mir vorbei.
Wann die Sonne fährt von hinnen,
Kennt mein Herz noch keine Ruh',
Eilt mit ihr von Bergeszinnen
Fabelhaften Inseln zu;
Tauchen dann hervor die Sterne,
Drängt es mächtig mich hinan,
Und in immer tiefre Ferne
Zieh ich helle Götterbahn.
Alt' und neue Jugendträume,
Zukunft und Vergangenheit,
Uferlose Himmelsräume
Sind mir stündlich hier bereit.
Darum, Freunde! will ich reisen;
Weiset Straße mir und Ziel!
In der Heimat stillen Kreisen
Schwärmt das Herz doch allzuviel.

[Ludwig Uhland: Reisen, 1834]

Sonntag, 3. September 2006

Aaaaaahoooooohhhh! ... Uuoonuphf!

Semmel, semmel: Wenn das mit dem Stöckchenwerfen nach mir mal nicht zur bösen Gewohnheit wird. Im Übrigen ist schon sicher, dass ich das tiefsinnigere PORNO-Buch habe [Hrsg. v. H. L. Arnold: PORNO. Frankfurt a.M.: Fischer Tb Verlag, 2001], weil bei meinem auf Seite 20 ganz und gar nix von der Enterprise steht:

„…lassen sich aus der Inhaltsanalyse pornographischer Medien typische Grundmuster erschließen, die den spezifischen Sexualbezug charakterisieren. Zu den Merkmalen der Pornographie zählen: extreme Kontextreduzierung, d. h. die Einschränkung aller Erfahrung auf sexuelle Erfahrung; hoher Explizitheitsgrad der Darstellung, (im Ggs. zur Indirektheitsnorm der erotisch-sexuellen Signalsprache); Instrumentalisierung der Darstellungsform als Mittel zur Intensivierung und Vervielfachung sexueller Lust; Ausrichtung der Sexualität an der Häufigkeit ihres Vollzugs; Entindividualisierung und Austauschbarkeit der beteiligten Menschen. Die Standardformen von Pornographie werden von charakteristischen sexuellen Mythen und Fiktionen bestimmt wie: sexuelle Grandiosität und Heroisierung (v. a. des Mannes) Fiktionen von Macht, Dominanz und Kontrollverlust (v. a. der Frau); extreme …“

Das mit die staubigen Bücher kommt noch, ich bin heute vorübergehend sehr geistig abwesend. Ach und für alle, die jetzt über das Suchwort „PORNO“ hier angekommen sind, noch ein kleines Schmankerl zum rattig werden:

„‚Aaaaaahoooooohhhh!’, stöhnte G. über den Applaus hinweg. ‚Ahhch … so will ich sterben! … wenn meine Zeit gekommen ist, Liebling! So will ich scheiden! Uuoonuphf! … gib’s mir … gib’s mir und stoß mich …’“´
[Norman Singer: Der Pornograph. In: PORNO / Hrsg. von H. L. Arnold, S. 87]

Das sollte doch hoffentlich jetzt genügen, Danke für den Besuch auch.

Montag, 7. August 2006

Busters Thekengeflüster

Jetzt tragen die beim 400-Meterlauf schon schwarze Stützstrümpfe
eine alternde Gesellschaft halt

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BusterG - 17. Dez, 00:26
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BusterG - 17. Dez, 00:24
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BusterG - 17. Dez, 00:23
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BusterG - 17. Dez, 00:21

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